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Hochwasserschutz Theoretisch schon gut vorbereitet

Erstmals hat eine theoretische Ausbildung zur Deichverteidigung in Burg stattgefunden. Eine solche Ausbildung hat es noch nie gegeben.

Von Thomas Pusch 03.02.2020, 05:00

Burg l Olaf Thiel von der Reservistenkameradscghaft „Carl von Clausewitz“, Thilo Schwarzlose von der Freiwilligen Feuerwehr Parchau, deren Leiter er beim Hochwasser 2013 war, und Christian Schulz vom Ortsverband Burg des Technischen Hilfswerks hatten eine gemeinsame Idee. Um auf das nächste Hochwasser vorbereitet zu sein, sollte es eine gemeinsame Ausbildung für Führungskräfte geben, die das Wissen dann in ihren Orten weitergeben können. So fand am Sonnabend in der Clausewitz-Kaserne zur Deichverteidigung mit rund 40 Teilnehmern statt. Vertreten waren Stadt- und Ortswehrleiter, das Technische Hilfswerk und die Kreisverbindungskommandos Jerichower Land und Salzlandkreis der Bundeswehr. „In der Zusammensetzung hat es noch nie eine Ausbildung gegeben“, sagte Thiel im Gespräch mit der Volksstimme.

Bevor es in die Details geht, wurde Grundsätzliches behandelt. So stellte Schwarzlose, der in der Feuerwehrtechnischen Zentrale des Landkreises arbeitet, die Kompetenzregelung ganz oben an. „Nicht der Löwe, der am lautesten brüllt, hat am meisten Ahnung“, stellte er fest. Wichtig sei auch die Kommunikation. So richtig sie als Nervenstrang des Militärs bezeichnet werde, so gelte das auch für den Katastrophenfall. Der Schutz von Menschenleben habe natürlich Vorrang vor allem anderen. Einsatzkräfte dürften auch nicht gefährdet sein. „Es gibt Helfer , die nicht schwimmen können“, mahnte er. Er hatte viele griffige Merksätze mitgebracht, die die Helfer mitnehmen konnten. „Eine Hochwasserschutzanlage ist nur so gut wie ihr schwächster Punkt“ und „Ein Hochwasser ist nicht zu Ende, wenn der Wasserpegel zu sinken beginnt“, waren zwei weitere.

Im Schulungsraum hatte Thiel eine kleine Sammlung von Sandsäcken zusammengestellt, die alle beim Hochwasser 2013 zum Einsatz gekommen waren. „Die Jutesäcke sind die besten“, erklärte Alexander Schröder, Fachberater vom THW Burg. Allerdings seien die irgendwann verbraucht gewesen. In der Burger JVA waren dann Sandsäcke aus Stoffen in verschiedenen Farben genäht worden, außerdem kamen Kunststoffsäcke zum Einsatz. „Sie halten zwar wesentlich länger als die Jutesäcke, sind aber auch deutlich teurer“, erklärte Christian Schulz vom Burger THW. Eine Variante liegt bei fast vier Euro pro Stück. Plastiksäcke hätten außerdem den Nachteil, dass sie ins Rutschen kommen könnten, wenn sie nass werden.

Zu den Teilnehmern gehörten nicht nur Interessierte aus der Region, sondern auch der aus Hamburg angereiste Jens Affeld. „Eigentlich bin ich EU-Beamter in Lissabon“, hatte er einen sogar noch längeren Anfahrtsweg. In der portugiesischen Hauptstadt ist das Schiffahrtsrecht angesiedelt. Auf den Termin war er gestoßen, als er im Internet nach Veranstaltungen von Reservistenkameradschaften suchte. Da er aber in Köln aufgewachsen ist, gehört er nicht zur Hamburger, sondern zur Reservistenkameradschaft Königswinter.

Keine Theorie ohne Praxis, auch einen praktischen Teil zur Deichverteidigung wird es geben. Er findet am 13. September statt. „Das machen wir wieder hier auf dem Kasernengelände“, kündigte Thiel an. Dafür werden noch Sponsoren gesucht, die den Sand zum Füllen der Säcke spendieren.