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Igel Ein seltener Gast in unseren Gärten

Der Igel wurde zum Gartentier 2020 gewählt. Doch um den Igel steht es nicht gut, auch in Burg. Schuld sind unter anderem wir Menschen.

Von Sebastian Rose 14.06.2020, 06:00

Burg l Jedes Kind kennt seit frühesten Tagen die süßen braunen Stacheltiere, die im heimischen Garten vorsichtig nach Futter suchen. Unzählige Geschichten und Bilderbücher erzählen von den Abenteuern und Heldentaten der Igel. Damit die Tiere aber in der Region auch noch in vielen Jahrzehnten heimisch sind, muss etwas passieren.

„Der Igel ist ein sogenannter Kulturfolger und noch verhältnismäßig häufig in Vorgärten, Parks und an Wegrändern anzutreffen“, erklärt Claudia Hopf-Koßmann, Pressesprecherin des Landkreises Jerichower Land. „Dennoch fällt es dem Igel zunehmend schwerer, geeigneten Lebensraum zu finden, da naturnahe Gärten immer seltener werden. Stattdessen werden Gärten immer öfter kultiviert und zum Teil mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt oder mit nicht heimischen Pflanzen versehen, mit denen Kleintiere oft wenig anfangen können und darum abwandern.“

Zwischen dem 17. April und 1. Juni konnte online für einen von sechs tierischen Gartenbewohnern auf der Webseite der Heinz-Sielmann-Stiftung abgestimmt werden. „Mit der Aktion möchte die Stiftung auf den dramatischen Rückgang der biologischen Vielfalt in unserer Kulturlandschaft hinweisen“, heißt es von Seiten der Gartenfreunde. „Mit 31,75 Prozent der Stimmen lag der Igel (Erinaceus europaeus) klar vor den anderen Kandidaten. Den zweiten Platz belegte mit 23,07 Prozent der Stimmen die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), dicht gefolgt vom Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus), der 17,23 Prozent der Stimmen bekam.“

Weiter weist die Stiftung darauf hin, dass der Igel sich in den letzten Jahren immer rarer mache. „Selbst die Wissenschaft weiß erstaunlich wenig über ihn. Es gibt nicht viele Studien über den Igel. Als nachtaktive Tiere sind sie schwer zu beobachten. Vor allem gab es bislang wenige Gründe, die Art wissenschaftlich zu untersuchen. Lange galten die Bestände als gesichert“, so die Einrichtung.

Seit Mitte der 1990er Jahre gehe der Bestand stark zurück. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Untersuchungen, für die bestimmte Straßenabschnitte in Bayern und Hessen Jahrzehnte lang regelmäßig abgefahren wurden.

„Der Bestand der Igel lässt sich anhand der Verkehrsopfer einschätzen: Viele tote Igel am Straßenrand deuten auf einen hohen Bestand hin, wenig tote Igel auf einen niedrigen. Bis heute ist der Bestand regelrecht zusammengebrochen.“

Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Die Igel leiden besonders unter dem Insektensterben, denn sie finden immer schwerer ausreichend Nahrung.

Auch die Zerstörung der Lebensräume, die intensivere Landwirtschaft und der Klimawandel spielen eine Rolle: Wird es zwischen November und Februar zu warm, wachen die Winterschläfer zu früh auf und verlieren bei der Nahrungssuche zu viel Energie.

Wie viele Igel es im Jerichower Land gibt, ist nicht bekannt. „Auswertungen oder Zahlen zu den vermuteten Beständen des Igels im Landkreis liegen nicht vor“, heißt es von Seiten der Kreisverwaltung. Allerdings gibt es schon Ansätze, um den Bestand und der Schutz des Tieres weiter zu fördern. „Im Rahmen der allgemeinen Zuständigkeiten der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises werden bei baulichen Vorhaben und bei bestehenden Kartier-Ergebnissen bestimmte Maßnahmen festgelegt. Diese können beispielsweise die Nichtumsetzung beziehungsweise das Entfernen von Komposthaufen, Hecken und Reisig-Haufen sein.“

Und auch die Stiftung rät zu einfachen Tipps, um ohne große Einschränkungen einen geeigneten Garten für Igel zu Verfügung zu stellen: „Es helfen schon einfache Maßnahmen, die Gartenfreunde leicht umsetzen können. Mähroboter sollten am späten Nachmittag wieder die Ladestation aufsuchen und nachts ihre verdiente Pause bekommen. Wenn Igelmütter mit ihren Jungtieren tagsüber im Garten unterwegs sind, sollte der Roboter gänzlich in Urlaub geschickt werden. Vor dem Einsatz von Motorsensen, soweit er denn absolut nötig ist, sollten Hecken, Holzstapel oder Reisighaufen nach Igeln abgesucht werden.“