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Imker Honig aus Region ist knapp

Zwei Burger Imker erklären, wie viel Arbeit nötig ist, um Honig herszustellen und mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben.

Von Amelie Herm 07.08.2018, 06:00

Burg l Wer derzeit den Weinberg betritt, der wird mit Summen und Brummen begrüßt. Zwischen dem Gewusel des Bienenstocks sind Karl-Heinz Sperfeldt und sein Kollege Detlef Stürmer zu finden. Beide sind Mitglieder des Imkervereins Burg und Umgegend 1899 e.V., der momentan 45 Mitglieder zählt und den Besuchern der Laga von Dienstag bis Donnerstag sowie am Sonnabend und Sonntag zur Verfügung steht. Als einer von gerade einmal drei Berufsimkern im Verein ist Karl-Heinz Sperfeldt seit 2009 Vorsitzender. Dass es so viel mehr Hobby-Imker als Berufsimker gibt, sei Ursache für ein Versorgungs-Problem.

„In Deutschland gibt es etwa 100.000 Imker, die 20 bis 25 Tonnen Honig im Jahr produzieren. Mit dieser Menge werden gerade einmal 20% des Bedarfs in Deutschland gedeckt“, erklärt Sperfeldt. Neben der insgesamt zu kleinen Zahl der Imker in Deutschland sei auch die Strukur der Vorhandenen ein Problem: „Nur etwa 0,5 bis 1 Prozent aller Imker besitzen genügend Bienenvölker, um von der Produktion leben zu können“, sagt er. Der größte Teil besitze hingegen nur zehn oder weniger Völker.

Die Folge: Industrielle Hersteller in Deutschland vermischen Honig, den sie aus der ganzen Welt beziehen. Eine Vorgehensweise, die der aus Burg stammende Imker kritisch sieht: „Durch Hitze und Sonneneinstrahlung kann der Honig beim Transport geschädigt werden“, sagt er. Diese beschädigten Produkte würden zum Ausgleich mit anderem Honig vermischt. Bei dem Honig der Mitglieder des Imkervereins fände so eine Vermischung hingegen nicht statt, sie produzieren Naturprodukte.

Über den großen Anteil der Hobby-Imker freut sich Karl-Heinz Sperfeldt dennoch. Er sei ein Zeichen dafür, dass viele Menschen sich für das Schicksal der Bienen interessierten. Schließlich ginge es beim Erhalt dieser Art nicht nur um die Honigproduktion, sondern um die Erhaltung der gesamten Artenvielfalt. „Ich sage immer, die Biene ist das drittwichtigste Tier nach Rind und Schwein. Ohne sie gäbe es keine Bestäubung, ohne Bestäubung gäbe es keine Nahrungsgrundlage für unsere Nutztiere“, so Sperfeldt.

Deshalb ist der Verkauf seines Honigs nicht die einzige Einkommensquelle des Imkers. Auch Saatgutvermehrungsbetriebe bezahlen ihn für den Einsatz seiner Bienen. Diese seien an vielen Standorten im Jerichower Land und dem Bördekreis platziert, um die Obstbäume in der Umgebung zu bestäuben.

Seinen Honig verkauft der Imker zudem nicht nur im eigenen Laden, sondern auch in regionalen Edeka-Märkten. Dort sei sein Produkt bereits ausverkauft. Damit seine Kunden sich im nächsten Jahr wieder über neuen Honig freuen dürfen, füttert der Imker derzeit seine Bienenvölker ein. „Sie bekommen zusätzliche Nahrung, damit sie die nächste Brut im Stock großziehen können und bis zum Frühling überleben“, erklärt er. Diese sogenannten Winterbienen werden zum Beginn der kalten Jahreszeit geboren und ziehen wiederum die kommende Generation der Sommerbienen groß. Während die Winterbienen einige Monate überleben, sterben die Sommerbienen bald „Sie leben wegen der großen Anstrengung nur etwa 42 Tage Dann haben sie sich zu Tode gearbeitet“, erklärt Detlef Stürmer.

Beide Imker empfehlen, Honig immer aus der Region zu beziehen. Das sei besonders für Pollenallergiker sehr gesund. „Im Honig sind auch Spuren der regionalen Pollen enthalten, die die Bienen einsammeln. Wer im Winter beginnt, Honig aus der Region regelmäßig in kleinen Mengen zu essen, der immunisiert sich ein Stück weit und wappnet sich für den Frühling“, sagt Karl-Heinz Sperfeldt. Doch auch Nicht-Allergiker sollten öfter mal zum Honigglas greifen, rät Detlef Stürmer: „Meine Mutter hat jeden Morgen eine Tasse Kaffee mit Honig getrunken. Deshalb wurde sie über 90!“