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Integration Von Eckpfeilern und Problemen

Seit gut einem Jahr wurden dem Jerichower Land keine neuen Flüchtlinge mehr zugewiesen. Jetzt geht es um die Integration.

Von Tobias Dachenhausen 24.01.2017, 06:00

Burg/Genthin l Derzeit leben 652 Flüchtlinge mit Aufenthaltstitel im Jerichower Land. Dazu kommen 301 Personen vor dem oder im Asylverfahren. Die Unterbringungskapazitäten im Landkreis reichen aus. Bei der Integration wird viel versucht, aber es gibt auch noch Probleme.

Der Schlüssel zur Integration ist die Sprache. Das sagt auch Marcus Wolff, Integrationskoordinator des Landkreises. Während Kinder und Jugendliche die Grundlagen der Sprache in den Kitas und Schulen relativ schnell erlernen, tun sich Erwachsene in diesem Prozess oft schwerer. Begegnungsformate wie der Awo-Nachbarschaftstreff oder das Projekt „Womi – Workshop Miteinander“ im katholischen Gemeinde-Begegnungszentrum oder auch das Sprachcafé im Soziokulturellen Zentrum in Burg sollen diesen Prozess beschleunigen.

Weitere Probleme, die es zur Zeit noch gibt, ergeben sich aus den kulturellen und religiösen Unterschieden zwischen Einheimischen und Zuwanderern. Gemeinsame Projekte sollen Aufklärungsarbeit leisten. „Unter anderem die Veranstaltungen innerhalb der Interkulturellen Woche geben Gelegenheit, Interesse und Offenheit für die jeweils andere Kultur zu wecken sowie Verständnis füreinander zu schaffen“, nennt Wolff ein Beispiel.

Schwierig gestaltet sich die Integration in den Arbeitsmarkt. „Das Qualifikationsniveau der Geflüchteten ist sehr unterschiedlich und reicht von Analphabeten und Personen ohne Schulabschluss bis zur studierten Fachkraft“, erklärt der Integrationskoordinator. Um die Flüchtlinge dort heranzuführen, werden sogenannte Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen beispielsweise beim Kreissportbund, in Kirchen, Vereinen oder Bibliotheken realisiert. Ein großes Hindernis in diesem Bereich ist der mangelnde Qualifikationstransfer. „Abschlüsse werden in Deutschland aufgrund mangelnder Vergleichbarkeit häufig nicht anerkannt. Und wenn doch, dann unterliegt der Prozess einem langwierigen Verfahren“, erklärt Wolff.

Damit eine Integration funktionieren kann, bedarf es bürgerschaftliches Engagement in den Landkreisen, Gemeinden und Städten. Meist seien es Kleinigkeiten, die Neuankommende bewegen und die Einheimische und Ortskundige in Sekundenschnelle beantworten könnten, so Wolff. Er bezeichnet eine Familien-Patenschaft als geeignetes Instrument, um gerade anfänglichen Schwierigkeiten zu begegnen und Kontakte zu knüpfen. „Jeder, der sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich an die Netzwerkstelle für ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe des Jugendwerks Rolandmühle wenden“, betont der Integrationskoordinator. Zudem könnten Unternehmen einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie „die kulturelle Vielfalt als Chance zur Bereicherung und Weiterentwicklung des Unternehmens betrachten“, appelliert Wolff. Dazu würden die beiden Lenkungskreise in Burg und Genthin Möglichkeiten bieten, mit Netzwerkpartnern ins Gespräch zu kommen.

Für Marcus Wollff ist Integration ein wechselseitiger Prozess ohne Anfangs- und Endpunkt. „Der Zugang zum Bildungs- und Ausbildungssystem, die Indentifikation mit den Verhaltensweisen und Normen der deutschen Gesellschaft sowie die gelebte gesellschaftliche Teilhabe bilden die Eckpfeiler einer erfolgeichen Integration.“