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Interesse wecken Wenn das Museum in die Schule kommt

Die Ausstellung des Kreismuseums Genthin soll künftig zu den Schülern kommen - über eine mobile Museumskoffervariante.

Von Arlette Krickau 01.09.2018, 07:00

Genthin/Burg l Bei etwa 92.000 Einwohnern, die der Landkreis Jerichower Land zählt, gibt es nicht sehr viele interessierte Museumsgänger. Zumindest lässt das die Besucherzahl von 3472 Besuchern, wovon 803 Schüler waren, im Jahr 2016 vermuten. Deshalb will der Landkreis jetzt etwas Neues ausprobieren. Ein mobiles Ausstellungskonzept für das Kreismuseum soll her. Die Ausschreibung für diese Idee gewann eine Agentur aus Berlin, die nun in dieser Woche ihre Idee präsentierte: Eine mobile Ausstellung in Form eines Koffers ist der Grundgedanke, sagt Ruudi Beier.

Die Gründe für die geringen Besucherzahlen sieht die Kreisverwaltung nach Analyse der Agentur an ganz unterschiedlichen Stellen. „Der Großteil der Besucher kommt aus Genthin. Gründe hierfür sind der Sammlungsschwerpunkt, der sich auf den alten Kreis Jerichower Land II konzentriert, und die Lage des Kreismuseums in Genthin. Durch die Vernachlässigung der Südgeschichte des Kreises fehlt es an Identifikationskraft des Museums für den gesamten Landkreis. Ein Besuch des Kreismuseums in Genthin ist für auswärtige Schulklassen mit finanziellen und organisatorischen Hürden verbunden,“ heißt es in einer Zusammenfassung.

Mit dem mobilen Museumskoffer soll künftig direkt an die Schulen gefahren werden. Themenspezifische Exponate sollen darin enthalten sein, aber auch Instrumente, um selbst Geschichte zu untersuchen. Angeleitet durch ein Handbuch, Geschichte selbst zu entdecken, und auch selbst Exponate zu finden oder zu fertigen und selbst kleine Ausstellungen zu organisieren.

Denn nicht nur das Museum soll zur Schule, auch die Schule soll ins Museum kommen. Unter dem Motto „Museum macht Schule, Schule macht Museum“, stellen sich die Konzeptersteller vor, dass im ersten Zug zwar das Museum mit dem Koffer zu den Kindern kommt. Über die Arbeit der Schüler sollen aber auch Stücke und Inhalte zurück ins Museum fließen.

Konkret wurde dies am Beispielthema „Grauer Alltag ? Von Dingen mit Geschichte(n)“ erklärt. Der Koffer kann Exponate aus der alten Schulgeschichte mitbringen wie Rohrstock oder Schiefertafel. Diese Dinge können die Schüler mit musealem Werkzeug untersuchen.

An weiterer Stelle steht die Selbsterfahrung. Wie ist es also selbst einmal für den Unterricht auf einer Schiefertafel alles aufzuschreiben. Dann nehmen die Kinder das Thema auch mit nach Hause. Befragen ihre Großeltern, lassen sich von ihnen Geschichten aus deren Schulalltag erzählen. Vielleicht finden sich auch noch Stücke aus dieser Zeit, die sich als Exponate eignen würden. Diese werden mitgebracht. Geschichten der Großeltern oder selbst recherchierte Fakten zur Schulgeschichte werden aufgeschrieben und das gesammelte Material zu einer kleinen Ausstellung zusammengefügt.

Die Leitungen der allgemeinbildenden Schulen wurden über das Projekt bereits informiert. Insgesamt erteilten 24 Schulen im Landkreis Jerichower Land ihre Zusage zur Kooperation und Inanspruchnahme des Mobilen Museums. Weitere Anregungen der Schulen wurden auch schon in das Konzept integriert, das nun vorgelegt wurde.

Die Mitglieder des Kultur- und Bildungsausschusses des Landkreises, denen das Konzept nun erstmals präsentiert wurde, wirkten sichtlich beeindruckt. Landrat Steffen Burchhardt (SPD): „So würden wir jeden Schüler im Jerichower Land in Kontakt mit dem Kreismuseum bringen, das ist uns vorher nicht gelungen“, lobte er.

Außerdem zeigte er sich optimistisch für so ein Vorhaben Fördermittel generieren zu können.

Hand in Hand zu dem Plan der mobilen Ausstellung geht ein neues Konzept für die Dauerausstellung im Kreismuseum. Auch dafür gab es eine Ausschreibung, die die gleiche Berliner Agentur wie zum mobilen Konzept bekam. Den Auftakt zur Konzepterarbeitung soll ein Workshop werden. Allerdings sagte Burchhardt in diesem Zuge schon vorweg: „Das Konzept muss sehr überzeugen, denn da müsste sehr viel Geld in die Hand genommen werden, da müssen dann auch die Besucherzahlen hinten raus stimmen.“

Generell sei das Genthiner Museum zwar ein Schatz, was die Fülle der Exponate anginge, aber die Präsenzausstellung und auch das Gebäude seien eben massiv in die Jahre gekommen, so dass man sich genau überlegen müsse, wie hier weiter vorgegeangen wird. Das Konzept würde dann ebenfalls als erstes dem Kultur- und Bildungsauschuss des Landkreises vorgelegt werden.