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Internet Cybermobbing betrifft auch Grundschulkinder

Vor Kindern und Eltern einer 4. Klasse der Grundschule „Am Weinberg“ in Gommern sprach Polizistin Anja Andres über Cybermobbing.

Von Manuela Langner 07.04.2017, 08:00

Gommern l Soziale Netzwerke wie Whatsapp, Youtube und Instagram sind weit verbreitet auf den Smartphones der Viertklässler und ihrer Eltern, mit denen Anja Andres, Regionalbereichsbeamtin der Polizei (RBB) in Jerichow mit Schwerpunkt Prävention, über Cybermobbing sprach.

„Whatsapp ist privat“, fanden die Zehnjährigen, als Anja Andres fragte, ob die Eltern auf den Telefonen gucken dürften, was ihre Kinder damit so machen. „Es ist höflich, wenn sie fragen“, erklärte die RBB den Jungen und Mädchen. Auf die Smartphones schauen, dürften die Eltern auf jeden Fall. „Es ist zu eurem Schutz.“ Den Eltern gab sie den Tipp, die Kinder mit dem Bewusstsein aufwachsen zu lassen, dass ihre Handys kontrolliert werden.

Den Kindern kein Smartphone zu erlauben, sei kein wirksamer Schutz, setzte Anja Andres hinzu. Wenn sie nicht ihr eigenes benutzen könnten, dann nähmen sie ein anderes Gerät. „Kinder können in solche Sachen immer reinrutschen. Egal, ob sie ein eigenes Handy haben oder nicht.“

Ein anschauliches Beispiel für Cybermobbing stellte Anja Andres mit einem Film des Weißen Rings vor. In einer Klasse wird ein Mädchen gemobbt, indem aus dem Zusammenhang gerissene Fotos ins Internet gestellt werden. Ihre Freunde gehen nicht mehr ans Telefon, sie erhält Nachrichten von „Unbekannt“ aufs Handy und Mitschüler wenden sich von ihr ab, lachen über sie.

„Mobbing ist an allen Schulen ein Problem“, sagte Anja Andres. Da seien auch Grundschulen keine Ausnahme. Früher, also zu ihrer Schulzeit, habe es das auch schon gegeben. „Bei uns hieß das Hänseln.“ Der Unterschied: Der gehänselte Mitschüler hatte nach Schulschluss seine Ruhe. Über das Internet funktioniert Mobbing heute 24 Stunden am Tag.

Aggressives Verhalten, über einen längeren Zeitraum, ein wehrloses Opfer und Täter, die ihre Machtsituation ausnutzen: Anja Andres überprüfte gemeinsam mit den Kindern, ob beim gezeigten Fall alle Kriterien, die für Cybermobbing sprechen, aufgetreten sind. Die Jungen und Mädchen konnten viele Beispiele für aggressives Verhalten aufzählen. „Was aber immer fehlt“, erklärte sie den Kindern und Eltern, „ist das Bauchgefühl für Beleidigung.“ Da seien die Gommeraner Viertklässler nicht die ersten, denen das im Beispielfilm nicht aufgefallen sei.

„Guckt nicht zu, wenn jemand fertig gemacht wird“, sagte die Regionalbereichsbeamtin. Wer es sich nicht traue, müsse nicht selbst einschreiten, sollte aber den Eltern oder der Schulsozialarbeiterin Bescheid sagen.

Anja Andres zählte die nächsten Schritte auf: Blockieren von Kontakten, Melden von Seiten oder Profilen, Entfernen von Inhalten, Bildschirmfotos zur Beweissicherung und in gravierenden Fällen Anzeige erstatten.

Können Kinder angezeigt werden? Die Frage beschäftigte die Viertkässler sehr. Die Antwort überraschte die Kinder vielleicht etwas: Ja, sie können angezeigt werden. Schließlich können sie auch Straftaten begehen. Strafmündig sind jedoch erst Jugendliche. Ganz Kind waren die Viertklässler beim Thema Jugendarrest: Den fanden sie erst richtig abschreckend, als sie hörten, dass Hausaufgaben trotzdem zu erledigen seien.

Bei Cybermobbing sind Straftatbestände von Beleidigung und übler Nachrede über die Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes bis zum Recht am eigenen Bild möglich. „Nicht alles, was ihr macht, ist erlaubt“, redete Anja Andres den Kindern ins Gewissen.

In Anwesenheit der Eltern kam sie auch vorsichtig auf Kinder- und Jugendpornografie und Sexting zu sprechen. Ein Junge war im Internet aufgefordert worden, ein Foto, das ihn nackt zeigt, zu schicken. Danach sollte er Geld bezahlen oder seine Eltern würden benachrichtigt. „Das angebliche Mädchen war ein 45-jähriger Mann“, sensibilisierte die Polizistin die Viertklässler. Sie warnte davor, Telefonnummern oder Adressen herauszugeben. Im Internet sollten nur Fantasienamen benutzt werden. „Hütet euch davor, zu viel preis zu geben! Und lasst euch nicht bequatschen von Leuten, die ihr nicht kennt.“

Der von Eltern und Kindern sehr positiv aufgenommene Abend wurde durch Schulsozialarbeiterin Simone Holley organisiert und durch das ESF-Programm „Schulerfolg sichern“ gefördert.