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Jubiläum 60 Jahre verheiratet

Manfred und Ursula Heine aus Gommern begehen ihr diamantenes Hochzeitsjubiläum.

Von Thomas Schäfer 31.05.2019, 05:00

Gommern l Gemütlich haben es die Heines eingerichtet - ihr kleines Häuschen in der Mannheimer Straße in Gommern. Decken liegen über Sessel und Couch, viele Bilder hängen an den Wänden, einige Trophäen stehen auf einem Eckregal. Eine alte Wanduhr schlägt zehn Mal. Nach und nach trudeln Freunde, Verwandte, Bekannte und die Familie ein. Alle sind gekommen, dem diamantenen Ehepaar zu gratulieren, den Tag mit ihnen zu begehen und zu feiern.

Diamantene Hochzeit, 60 Jahre pures Glück? „Naja, nicht immer. Man hat sich immer durchgewurschtelt“, lacht Ursula Heine. „Ernsthafte Probleme hatten wir nie, nur Kleinigkeiten“, sagt sie weiter.

Zarte 18 Jahre war Ursula alt, als sie ihren Manfred, der damals 20 war, im Jahr 1959 am 30. Mai heiratete. Kennengelernt haben sich die beiden in Dannigkow, wo Ursula - gebürtig in Duisburg - seit ihrem vierten Lebensjahr wohnte. Zufall oder glückliche Fügung mag man es nennen, denn Manfred, der gelernter Schäfer ist, und eigentlich in Tucheim wohnte, ging berufsbedingt nach Dannigkow.

„Es waren 1957/58 die Anfänge der LPG. Die früheren Einzelbauern suchten jemanden, der sich um ihre Schafe kümmert – und so bin ich in Dannigkow als LPG-Schäfer gelandet“, erinnert sich Manfred Heine.

„Manfred hat schräg rüber von uns gewohnt“, erzählt Ursula weiter. „So hat man sich ab und zu gesehen – und abends hat man sich mit Freunden in der Gaststätte getroffen. Da war er auch oft mit dabei. So haben wir uns kennengelernt und sind uns näher gekommen.“

Geheiratet wurde in Gladau, Genthin. „Wir wurden vom Bürgermeister getraut. Um 10 Uhr. Und um 11 Uhr ist mein Mann mit seinen Schafen losgezogen. Ja, nach einer Stunde war er weg“, erzählt Ursula Heine und lacht. „Das war‘s. Das war unsere Hochzeit“, lacht sie. „Erst am Abend habe ich ihn dann wieder gesehen.“

Beide stammen aus kinderreichen Familien, das Geld war immer knapp – so gab es keine große Feier, und das Brautpaar konnte sich auch kein Hochzeitskleid für Ursula leisten.

Ursula arbeitete später als Verkäuferin. „Es war unmöglich, eine Ausbildung in Gommern zu bekommen. Alle wollten Verkäuferin werden“, erzählt sie. So hat sie erst in verschiedenen Stellen Aushilfsarbeiten angenommen, ehe sie eine feste Stelle im Konsum angeboten bekam.

Über die Umwege Gladau (elf Jahre), Garz (ein Jahr) und Roßdorf (15 Jahre) – bedingt durch Manfreds Arbeit als Schäfer – zogen die Heines 1985 nach Gommern, wo sie bis heute leben.

Durch Manfreds Arbeit als Schäfer, war es den beiden auch fast unmöglich, Urlaub zu machen. „Wenn du Urlaub machen willst, dann kannste deine Schafe und Hunde mitnehmen, haben sie gesagt“, erinnert sich Manfred Heine und muss lachen. Zwei Mal in der Zeit, als beide noch berufstätig waren, haben sie es dann aber doch für eine Woche geschafft, Urlaub zu machen. An der Ostsee.

Später, im Rentenalter, war es den beiden gesundheitlich nicht mehr möglich, Reisen zu unternehmen. Bis auf ein Mal. Mitte der 90er Jahre besuchten sie in Griechenland eine Schwester von Ursula. Eine Schwester, von der sie noch kurz zuvor nichts wussten. „Wir waren uneheliche Kinder und sie wurde zur Adoption freigegeben. Erst viel später erfuhren wir davon und suchten nach ihr. Nach 60 Jahren Trennung fanden wir sie“, erzählt Ursula aufgewühlt. Ursula Heines Schwester hatte einen gebürtigen Griechen geheiratet – also ging es zum Besuch nach Griechenland. „Es ist ein komisches Gefühl“, erzählt Ursula vom ersten Treffen. „Meine Schwester stand da und sagte immer wieder: Ich fasse es nicht, ich fasse es nicht.“

In 60 Jahren Ehe gibt es aber nicht immer nur glückliche Tage, kaum jemand bleibt auch von harten Prüfungen verschont. Auch die Heines nicht. Im Alter von 48 Jahren verstarb ihr Sohn Frank an den Folgen eines Krebsleidens. 1959 hatten sie schon einen weiteren Sohn im Alter von neun Wochen verloren. Viele Paare zerbrechen an solchen Schicksalsschlägen. Die Heines nicht. „Es schweißt einen zusammen, macht einen stärker“, sagt Ursula mit zittriger Stimme.

Es klingelt wieder an der Tür. Ursula Heine wird aus ihren Gedanken gerissen. Mittlerweile ist es kurz vor 11 Uhr. Weitere Gratulanten kommen. Gegen 11.30 Uhr brechen Heines gen Robinienhof auf. Dort wird der große Tag mit etwa 30 Gästen gefeiert. Mit dabei natürlich ihr größter Stolz: Tochter Kerstin, die drei Enkel und ihr Urenkel. Ihr größter Wunsch für die Zukunft: ein weiteres Urenkelchen. Der Adressat dieses Wunsches weiß, wer gemeint ist, sagen Heines augenzwinkernd.