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Kabarett Spöttischer Blick auf Politik und Publikum

Bei gleich zwei Auftritten begeisterten die Hengstmann-Brüder in Burg.

Von Thomas Pusch 16.09.2019, 01:01

Burg l Für den ersten Lacher des Nachmittags sorgten die Hengstmann-Brüder gleich, als sie die Bühne des Gemeindehauses betraten - jeder mit einer Mass Bier in der Hand. „Alkoholfrei“, wie sie erklärten, „nur mit einem Schuss Wodka“. Am Sonnabend erfreuten sie das Burger Publikum auf Einladung der Kleinkunstbühne gleich mit zwei Auftritten.

Dabei stellten sie in „Sachsen-Anhalts heimlicher Hauptstadt“ die These auf: „Wir können über alles reden“. Sie begannen gleich mit einem Schock, dass Merkel nach 14 Jahren nicht mehr CDU-Vorsitzende sei. Mancher möge denken, dass sei eine lange Zeit, „im Osten wäre das ein hektischer Wechsel an der Spitze“ gewesen. Genauso überraschend sei gewesen, dass es zwölf Nachfolgekandidaten gegeben habe. Und dann sei die Wahl unter den drei aussichtsreichen Kandidaten auch noch recht knapp ausgegangen. „Wenn da mal zwei besoffen falsch abgestimmt hätten“, meinte Sebastian Hengstmann, um sich dann gleich zu korrigieren: „Ich weiß, die haben alle besoffen abgestimmt“.

Doch die beiden Kabarett-Brüder aus Magdeburg beließen es nicht bei der Bundespolitik. Schließlich sei ja auch Thomas Webel als CDU-Landesvorsitzender in Sachsen-Anhalt zurückgetreten, habe schon einen Nachfolger und irgendwann werde wohl jeder ein Stahlknecht. Dann wanderte der Blick auf den Ministerpräsidenten, der ja zuvor Wirtschaftsminister gewesen sei. Haseloff habe auch einen gewissen Lothar Finzelberg gekannt. „Der war Landrat in einem unbedeutenden Landkreis nordöstlich von Magdeburg, der wird ihnen nichts sagen“, meinte Sebastian Hengstmann und erntete die nächsten der zahlreichen Lacher. Natürlich war dem Publikum der verurteilte ehemalige Landrat des Jerichower Landes bekannt.

Ja, man könne doch über alles reden, so hieß es auch in dem verspätet vorgetragenen Eröffnungslied. Was war das für eine Aufregung, als bekannt wurde, dass 2018 in Deutschland die Gewaltverbrechen zurückgegangen seien. Das könne doch gar nicht stimmen. Das habe zum Nachbarschaftsstreit geführt, erzählte Sebastian Hengstmann. Dann solle er doch mal mit seinem Nachbarn reden, riet sein Bruder. „Würdest du mit jemandem reden, der pöbelt, stinkt und damit droht, seinem Gegenüber die Fresse zu polieren?“ „Nein.“ „Mein Nachbar auch nicht“.

Es waren gerade die überraschenden Momente und Poiten, mit denen sich die Hengstmänner die größten Lacher verdienten. Das ließ dann auch die schwächeren Momente veressen, etwa, dass sich Merkel nicht hochgeschlafen habe. Einer der Höhepunkte, wenn auch nicht kabarettistischer Natur, war die Reaktion auf einen mit Papier knisternden Zuschauer, offenbar ein nicht an der Kasse erworbener Imbiss. „Machen Sie ruhig weiter“, ermunterte ihn Sebastian Hengstmann, um ihn dann gleich auszubremsen: „Das hier ist kein Fernsehen, wir sehen Sie“.