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Kein Vertrauen CDU verliert wichtige Mitglieder

Es knistert bei der CDU Jerichower Land. Intern gibt es Vorwürfe - die Rede ist von Misswirtschaft und finanziellen Unregelmäßigkeiten.

Von Falk Heidel 05.10.2016, 13:16

Burg/Genthin l 15 Jahre lang führte Gerd Mangelsdorf (67) aus Genthin den CDU-Kreisverband als Vorsitzender. Unter den politischen Führungskräften aller Parteien gilt er als verlässlicher, ehrlicher und vor allem unaufgeregter Partner mit Fingerspitzengefühl. Mangelsdorf wird als unangreifbar bezeichnet: keine Skandälchen, keine Intrigen, kein öffentlicher Streit.

In der Vorwoche überraschte der 67-jährige Bauingenieur und ehemalige Berufsschullehrer mit dem Rücktritt als Kreisvorsitzender. Dabei ist er erst einen Monat zuvor mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt worden. In einer persönlichen Stellungnahme wird Mangelsdorf für seine Verhältnisse sehr deutlich, spricht von „unterschiedlicher Bewertung der Tätigkeit unserer Kreisgeschäftsführerin“.

Am 29. September tauchte diese Stellungnahme auf der Internetseite des Kreisverbandes auf – am späten Nachmittag war sie dann wieder verschwunden.

Mangelsdorfs Stellvertreter sind Lutz-Georg Berkling und Matthias Fickel. Berkling sagte am Dienstag auf Anfrage der Volksstimme: „Es wird noch in diesem Jahr einen Kreisparteitag geben, wo ein neuer Vorsitzender gewählt wird.“ Die Stelle des Kreisgeschäftsführers wird Berkling zufolge ausgeschrieben: „Unter den Bewerbern werden wir dann jemanden auswählen.“

Die bisherige Geschäftsführerin heißt Yvette Below. Sie wurde gegen den Willen Mangelsdorfs vom Kreisvorstand ihres Postens enthoben. Passiert ist dies bei einer Vorstandssitzung in Hohenwarthe. Below (einigen noch bekannt unter ihrem Mädchennamen Birnbaum) war nur an zwei Tagen die Woche Geschäftsführerin. Außerdem ist sie Büromitarbeiterin des Landtagsabgeordneten Detlef Radke und auch Geschäftsführerin des Stendaler CDU-Kreisverbandes. Übernommen hatte sie das Amt in Burg vor gut zwei Jahren von Raik Fissel. Und er wiederum von Christian Sonsalla.

Laut einigen CDU-Mitgliedern gab es in der Zeit unter diesen Geschäftsführern einige „finanzielle Unregelmäßigkeiten“. Unter anderem seien die Beiträge von mindestens einem Ortsverband nicht eingezogen worden. Zudem sei die Buchführung desaströs gewesen.

Eben dieses Desaster sollte Yvette Below beheben. Dies habe sie laut den Mitgliedern auch geschafft.

Ihre Entlassung hat andere Gründe, die im weitesten Sinne mit dem Rücktritt von Landtagspräsident Hardy-Peter Güssau zusammenhängen sollen. Der habe intern vor seinem Rücktritt gesagt: „Wenn ich gehen muss, werde ich noch einige Leute mitnehmen.“

Zu „einigen Leute“ wird bei der CDU auch Markus Kurze gezählt. Der Burger ist Parlamentarischer Geschäftsführer im Landtag. Hier kommt Yvette Below ins Spiel, die laut Volksstimme-Recherchen im Briefwahl-Skandal der Stendaler CDU um Güssau verwickelt ist. Below reichte zwölf angebliche Vollmachten für Briefwahlunterlagen ein. Jetzt kümmerte sich die Geschäftsführerin in der Kreisgeschäftsstelle der CDU in Burg um ein Problem mit dem Internetanschluss. Below soll ihrem Mann den Schlüssel der Geschäftsstelle gegeben haben, um das Problem zu beheben.

Zur Volksstimme sagte ein CDU-Mitglied: „Markus Kurze ist danach mit seinem Laptop zu Innenminister Holger Stahlknecht gegangen, weil er Abhör-Software vermutet.“ Darauf habe Stahlknecht den Computer an das Landeskriminalamt weitergegeben. Die Untersuchung dort durch die Spezialisten war ohne Ergebnis geblieben. Der CDU-Mann: „Kurze fürchtet sich vor Güssaus Rache. Und Frau Below hatte Zugang zu beiden.“

Umstritten ist bei der CDU im Landkreis auch das kleine Büro der Kreisgeschäftsstelle an der Schartauer Straße. Auf derselben Etage befindet sich auch das Abgeordnetenbüro von Markus Kurze. Seine Familie ist Eigentümerin des Hauses. Vermieterin des kleinen Büros an den Kreisverband ist Kurzes Ehefrau Nicole. Ein CDU-Mann sagt: „Der Kreisverband zahlt 200 Euro für einen sehr kleinen Büroraum. Zudem muss es gemäß den Statuten eine räumliche Trennung zwischen Abgeordneten-Büro und Kreisgeschäftsstelle geben. Das ist hier in Burg nicht der Fall.“

Zum Rücktritt von Mangelsdorf beziehungsweise zum Rauswurf von Below wollte sich Lutz-Georg Berkling nicht äußern. Stattdessen verwies er auf eine Pressemitteilung des geschäftsführenden Vorstands. Darin heißt es unter anderem: „Der Kreisvorsitzende (gemeint ist Mangelsdorf)hatte sich in einer hauptamtlichen Personalangelegenheit auf eine Person festgelegt. Diese Personalie war innerhalb des Kreisvorstandes umstritten. Letztlich hat sich der Kreisvorstand letzte Woche mit großer Mehrheit gegen diese Personalie entschieden. Der Kreisvorsitzende hat darauf in der Sitzung des Kreisvorstandes seinen Rücktritt erklärt.“

Den geschäftsführenden Vorstand bilden Berkling und Dirk Nowak. Markus Kurze war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.