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Kindergarten Kita-Plätze sind Mangelware

Kita-Plätze werden auch in Möser immer weniger. Die Übergangslösungen werden noch lange bestehen bleiben.

Von Anke Reppin 27.02.2020, 00:01

Möser l „Alle Kinder die nach dem 1. November 2019 angemeldet wurden, stehen bereits auf der Warteliste für August 2021“, teilt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) auf Nachfrage mit. Das DRK ist Träger der Kindertagesstätte „Gänseblümchen“ in Hohenwarthe, das mit den größeren „Storchenkindern“ darüber hinaus eine Außenstelle im Ort betreut. Zehn Kinder stehen auf der Warteliste für den Spätsommer dieses Jahres, die Liste für August 2021 füllt sich mit jedem neu geborenen Kind weiter.

Neun Eltern, die ihr Kind gern in den Kindertagesstätten „Regenbogen“ in Körbelitz oder „MS Piratenclub“ in Schermen betreut haben möchten, kann das Europäische Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft (EBG) als Träger derzeit keinen Platz anbieten. Auf der Liste für das Jahr 2020 stünden weitere 46 Kinder, teilt das EBG mit.

Auch die Volkssolidarität, die die Kindertagesstätte „Elb-Piraten“ in Lostau betreibt, gibt an: „Wir sind jetzt und aus heutiger Sicht auch für das neue Kita-Jahr vom 1. August 2020 bis 31. Juli 2021 zu einhundert Prozent ausgelastet. Neuaufnahmen können erst zum August 2020 erfolgen, wobei auch hier nicht alle Kinder mit einem Platz versorgt werden können.“ 2019 hätten sieben Anfragen von Eltern nach einem Kita-Platz nicht positiv beschieden werden können.

Die Belegung der Kita-Plätze sei „ein unwahrscheinlich lebendiger und fließender Prozess“, sagt Mösers Gemeindebürgermeister Bernd Köppen. „Familien ziehen zu, Familien ziehen weg, trennen sich, ändern ihre berufliche Perspektive, melden Bedarf an, in der Zuversicht, dass das Haus bis zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig gestellt wird und so weiter“, sagt Köppen. Auf den Wartelisten der Kindertagesstätten in der Gemeinde stünden auch Kinder, die weitaus später, beispielsweise erst 2021 einen Platz benötigten. Jeweils im August würden durch die Abgänge zur Schule wieder Plätze frei.

Es sei ersichtlich, dass die Situation rund um den Bedarf an Kita-Plätzen weiter angespannt bleibe, betont Köppen. „Es wird sich auch zukünftig nicht vermeiden lassen, dass Kinder in anderen Kindertagesstätten auch auswärtig betreut werden müssen.“

Außerdem sollten Eltern angesichts der angespannten Situation „auch Tageseinrichtungen auf dem Arbeitsweg in Betracht ziehen und sich dort nach einem Betreuungsplatz erkundigen“, teilt die Gemeindeverwaltung mit. Wer darauf warte, dass ihm ein Betreuungsplatz zugewiesen werde, für den könne es auch bedeuten, dass dieser Platz entgegen des eigenen Arbeitsweges liegt.

Um den Eltern entgegenzukommen und die schwierige Situation zu entspannen, achtet die Gemeinde derzeit nicht darauf, wie viel Mehrkosten ein Kita-Platz für ein nicht in der Gemeinde betreutes Kind verursacht. Davon war bisher abhängig, ob die Betreuung außerhalb der Gemeinde genehmigt wurde. Die Betreuung des Kindes stehe im Vordergrund, ist man sich jetzt in der Gemeindeverwaltung einig.

Auch wenn die Vergabe von Kita-Plätzen in der Praxis in den Gemeinden erfolgt, zuständig ist als Träger der örtlichen Jugendhilfe der Landkreis Jerichower Land. Dem ist die Betreuungsplatzsituation in Möser bekannt, wie Pressesprecherin Claudia Hopf-Koßmann sagt. Der Landkreis stehe deshalb „bereits seit geraumer Zeit mit der Gemeinde Möser und allen Einrichtungsträgern vor Ort in engem und regelmäßigem Kontakt.“

Zur Entspannung der Betreuungsplatzsituation seien bereits im Jahr 2018 durch die Gemeinde und die Träger der Kindertageseinrichtungen weitere Kapazitäten im Pfarrhaus Lostau und in der Touristenstation Hohenwarthe geschaffen worden. Darüber hinaus, so Hopf-Koßmann, seien der Gemeinde Möser im Jahr 2019 Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung 2017 bis 2020“ für einen Erweiterungsbau in der Kita Lostau bewilligt worden. Nach Fertigstellung des Erweiterungsbaus würden 60 weitere Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Der genaue Zeitpunkt der Fertigstellung könne aber noch nicht abgeschätzt werden, sagte die Pressesprecherin des Landkreises.

Bernd Köppen erwartet durch den Neubau in Lostau eine Entspannung der heutigen Situation. Aber: „Es wird meines Erachtens auch dann noch keine einhundertprozentige Betreuung nur in der Gemeinde Möser geben.“ Durch weitere Bautätigkeit in der Gemeinde würde es einen weiteren Zuzug und damit auch einen steigenden Bedarf an Kita-Plätzen geben, so Köppen. „Wir werden diese Entwicklung genau beobachten und dann weitere Entscheidungen treffen.“

Aus Sicht des Gemeindebürgermeisters werden die geschaffenen Übergangslösungen in Lostau und Hohenwarthe noch länger bestehen bleiben. Der Landkreis ist zudem für weitere Lösungen aufgeschlossen: „Sollte die Gemeinde weitere vorübergehende Kapazitätserweiterungen schaffen wollen, findet dies die ausdrückliche Zustimmung und fachaufsichtsrechtliche Unterstützung des Landkreises“, sagt die Pressesprecherin.

Der Landkreis vermittle Plätze nur in besonderen Fällen, so Hopf-Koßmann, „wenn beispielsweise ein geeigneter Kita-Platz nicht ohne weiteres zur Verfügung gestellt werden kann oder besondere Anforderungen zu berücksichtigen sind.“ Allgemein gelte der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz nach dem Kinderförderungsgesetz Sachsen-Anhalts als erfüllt, wenn ein Platz in einer für Kinder zumutbar erreichbaren Einrichtung oder in einer Tagespflegestelle angeboten wird. „Die speziellen Bedürfnisse der Eltern und Kinder werden im Einzelfall natürlich berücksichtigt“, sagt die Pressesprecherin. Bisher habe allen Kinder ein Betreuungsplatz zur Verfügung gestellt werden können.