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Kino Ein Hauch von Hollywood in Burg und Genthin

Zu den Spielstätten der Filmkunsttage Sachsen-Anhalt gehören aus der Region das Union-Kino in Genthin und dem Burg-Theater in Burg.

Von Thomas Pusch 18.10.2019, 07:00

Burg l „Die vergessene Armee“, mit diesem Film startete das Burg Theater am Mittwochabend in die Filmkunsttage Sachsen-Anhalt. Erzählt wird die Geschichte von hunderttausenden ehemaligen Soldaten der Nationalen Volksarmee, die nach der Auflösung der NVA plötzlich auf der Straße standen. Der Film der dänischen Regisseurin Signe Astrup stellt die Frage, ob auch alle Teil der neuen Gesellschaft geworden sind und wie sie mit ihrer eigenen Vergangenheit umgehen. „In diesem Jahr haben wir nur zwei Filme“, sagte Kinochef Bernd Goldbach kurz vor dem Filmstart im Gespräch mit der Volksstimme, während sich die Plätze in der Kinobar füllten.

Es sind nicht unbedingt die Kassenschlager, die während des Festivals laufen, aber Goldbach verspürt dennoch einen Hauch von Hollywood in diesen Tagen. Als zweiter Film läuft am kommenden Sonntag „Lara“, deren Sohn Viktor das wichtigste Klavierkonzert seiner Karriere geben soll. Doch Viktor ist schon seit Wochen nicht mehr erreichbar und nichts deutet darauf hin, dass Lara bei seiner Uraufführung willkommen ist. Der Streifen lief im Genthiner Union-Kino am Mittwochabend, dort werden insgesamt sechs Filme gezeigt.

„Unser Anspruch ist es ja, auch anspruchsvolle Filme zu zeigen, die nicht unbedingt die Massen anlocken“, sagte Goldbach. Natürlich braucht ein Kino auch Kassenknüller, ein solcher war in diesem Jahr der Pink-Floyd-Konzertfilm „Us+Them“. Goldbach sah und vor allem hörte diesen Streifen zuerst im eigenen Kino, dann in einem Filmtheater in Berlin. „Da habe ich eigentlich keinen Unterschied gehört, aber das müssen sie nicht schreiben“, meinte er verschmitzt. Lokalpatriotismus sei aber gestattet.

Seit 2011 ist das Burger Kino Teil der Filmkunsttage. Frank Salender, der Vorsitzende des veranstaltenden Filmkunst-Vereins aus Magdeburg, hatte ihn darauf angesprochen. Goldbach war sofort angetan von der Idee. Und erinnert sich besonders gern an einen Moment, der wirklich die Welt des Films in Deutschlands ältestes noch bespieltes Kino trug. „2016 bekam Maria Schrader als Regisseurin hier den Preis des Ministerpräsidenten von Reiner Haseloff verliehen“, schwärmte er. Auch das Genthiner Kino konnte bereits einen berühmten Schauspieler begrüßen. 2014 bekam David Striesow im Union Kino den Preis des Ministerpräsidenten überreicht.

Bei der Filmauswahl haben die Kinos vor Ort, insgesamt sind es zehn, nur ein indirektes Mitspracherecht. Die Filmauswahl wird vom Magdeburger Verein getroffen, dann können die Kinos aus der Vorauswahl eine Entscheidung treffen. 25 Filme stehen in diesem Jahr im Wettbewerb in unterschiedlichen Kategorien.

So werden Langfilme ebenso bewertet wie Kurzfilme, außerdem gibt es auch noch einen Spezialpreis. „Es wäre schon eine spannende Sache, mal bei der Auswahl dabeizusein“, meinte der positiv kinoverrückte Goldbach. Bisher habe dafür immer die Zeit gefehlt. Aber ein Traum bleibe es und der Verein würde sich vielleicht auch freuen, wenn jemand aus der Fläche mitmachen würde.

Goldbach liebt den Film. Weil er die Bilder zeigt, die beim Lesen im Kopf entstehen. „Alexis Sorbas“ ist sein Lieblingsfilm. Nicht nur wegen des großartigen Anthony Quinn, sondern auch, weil er zeigt, wie man mit dem Scheitern locker umgehen kann.

Und er liebt das Burg-Theater, wegen seines Charmes der 60er und 70er Jahre, wegen der gemütlichen Kino-Bar, wo sich jeder zu Hause fühlt und nicht als einer von 1000 wie in den großen Multiplexkinos untergeht. Überhaupt würden sich die meisten Besucher kennen, so entstehe eine ganz besondere, fast schon familiäre Atmosphäre.

Die wird es auch wieder geben, wenn im Burg-Theater der Rühmann-Klassiker „Die Feuerzangenbowle“ von 1944 über die Leinwand flimmert. Fünf Vorstellungen sind eingeplant. Weihnachten, zwischen den Jahren und Silvester gibt es keinen Film im historischen Ambiente. „Die Ehrenamtlichen sollen auch Zeit für ihre Familien haben“, erklärte Goldbach. Ideen hätte er allerdings schon. „Einen besonderen Film zeigen und danach im Kino tanzen, das wäre doch was“, malte Goldbach Ideen für die Zukunft aus.