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Kirche Gemeinsam die Welt besser machen

Der Kirchenkreis Elbe-Fläming hat in Burg einen Projekttag ganz im Zeichen der Liebe, der Toleranz und des Miteinanders veranstaltet.

Von Thomas Skiba 31.10.2019, 04:00

Burg l Der thematische Projekttag fand im evangelischen Gemeindehaus Burg in der Grünstraße statt. Eingeladen waren Jugendliche ab einem Alter von zwölf Jahren. Die Veranstaltung lief unter dem Motto „Lovestorm – Liebessturm“ und umriss das Anliegen der Organisatoren prägnant: „Wir brauchen diese Liebe in unserer Welt, in der momentan wieder so viel Schlimmes passiert“, betont Ute Mertens, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming. Ihr sei es wichtig, dass der Jugendtag dazu beitrage, „Verbindungen zu knüpfen, uns in Toleranz und Miteinander zu üben und ein Gefühl und Verständnis für die derzeit wichtigen Themen unserer Gesellschaft“ zu entwickeln.

In Zusammenarbeit mit dem Weltladen Magdeburg organisierten die Gemeindepädagogen des Kirchenkreises den Jugendtag. In verschiedenen Workshops ging es um die Themen Hass im Netz, Flucht und Migration sowie Kohle und die Auswirkungen des Klimawandels. Etwa 60 Jugendliche aus Burg, Genthin, Möckern, Biederitz und Möser ließen sich von den Themen in das Burger Gemeindehaus locken.

Je nach Interesse und eigener Betroffenheit fanden die Mädchen und Jungen in drei Gruppen zueinander: Eine Gruppe bearbeitete das Umweltthema, die zweite machte Flucht und Migration zu ihrem Schwerpunkt, und das dritte Team informierte sich über das Projekt „Love-Storm: Gemeinsam gegen Hass im Netz“. Zum Abschluss musizierte noch eine Gommeraner Schülerband.

An Hand eines Wimmelbildes stellte Referentin Lena Hansen die Auswirkungen des Kohleabbaus in den Vereinigten Staaten, speziell in den Appalachen, dar. „Wie alles begann, dann die Folgen des Bergbaus und den Widerstand dagegen.“ Ziel, so sagt sie, sollte es sein, den ursprünglichen Zustand des Landes wiederherzustellen. Der Rohstoff Kohle ist weltweit immer noch die am meisten verwendete Quelle zur Stromerzeugung, obwohl viele Köpfe aus Politik und Wissenschaft der Meinung sind, dass kein anderer Energieträger so stark den Klimawandel anregt wie Kohle, so Hansen.

„Mit Hilfe des Bildes zeigen wir die wahren Kosten der Kohle auf und versetzen uns in die Entstehungsgeschichte und die Auswirkungen des Kohleabbaus.“ Neben der Vermittlung von Wissen zu Energiekreisläufen sollen die Schüler in die Lage versetzt werden, klimapolitische Positionen zu hinterfragen und für ihre individuelle Lebensgestaltung einzustehen, erklärt die Studentin. Gleichzeitig stößt sie bei den Mädchen und Jungen an: „Ob ein weniger nicht ein mehr sein könnte?“ Also weniger Plaste, weniger Energieverbrauch durch weniger Technisierung im Alltag.

Geht Hansen dabei mit gutem Beispiel voran? So reisten die Referenten mit dem Auto von Magdeburg nach Burg, „wegen der vielen Materialien, die wir für das Seminar brauchen.“ Auch ging sie nicht auf die klimafreundlichste Energiegewinnung schlechthin ein: Die Atomkraft. „Das ist ein schwieriges Thema und sehr widersprüchlich“, bekennt die Studentin. Dennoch mahnt sie die Jugendlichen und nimmt sich dabei selbst in die Pflicht: „Wir alle müssen bei uns anfangen, unseren eigenen Lebensstil ändern, dann haben wir schon viel erreicht.“

Im Nachbar-Seminar befassten sich die Jugendlichen mit Hass und Hetze im Netz. Hass und Hetze im Netz waren jedem Teilnehmer dieser Gruppe bekannt. Jeder hatte schon mal auf die eine oder andere Art erlebt, wie ein eigener Kommentar zu einem Bild oder einer Geschichte plötzlich zum Anlass genommen wurde – und man war selbst Ziel von ehrverletzenden Kommentaren. Dabei sei, so Referent Marvin Ole de Frenne, der freie Austausch von Gedanken Voraussetzung für die demokratische Meinungsbildung. „Miteinander zu reden, statt übereinander, und dabei den anderen in seiner Persönlichkeit zu achten, davon ist im Netz oftmals nicht viel zu merken.“

Das sogenannte Cybermobbing, bei dem Schüler wegen ihrer Schulleistungen oder ihren persönlichen Vorlieben angegriffen und erniedrigt werden, kannte so gut wie jeder Seminarteilnehmer. Was es hier braucht, ist ein zivilcouragiertes Eingreifen online.

Um Menschen das dafür notwendige Wissen und Handwerkszeug zu geben, ist die Love-Storm-Trainings- und Aktionsplattform gegen Hass im Netz entstanden. Dort können Interessierte Rede und Gegenrede in einem interaktiven Rollenspiel üben, aber auch auf konkrete Vorfälle reagieren und gemeinsam dagegen vorgehen. Rebekka Prozell, Gemeindepädagogin aus Biederitz, berichtet von einer Freundin, die ein Gedicht ins Netz stellte und dann mit Schmähkommentaren bedachte wurde. „Warum? Wem die Zeilen nicht gefallen, der hätte sie doch nicht lesen brauchen – aber gleich beschimpfen?“ Die vorgebliche Anonymität in den sogenannten Sozialen Netzwerken setze bei so manchem Zeitgenossen jede Hemmschwelle außer Kraft, so Prozell. Für sich selbst hat sie einen Weg gefunden: „Einfach nicht so viel im Netz preisgeben.“ Das rät sie auch ihren Schützlingen zum Abschluss des Tages.