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Krankenhaus Saubere Hände gegen Keime

Wegen zu wenig Hygienepersonal ist die Fachklinik in Vogelsang in Kritik geraten. Dabei spiele Hygiene dort seit Jahren eine große Rolle.

Von Tobias Dachenhausen 05.02.2017, 06:00

Vogelsang l Das ARD-Magazin „Plusminus“ und das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ haben die jährlichen Krankenhausqualitätsberichte ausgewertet und kamen zu dem Schluss, dass mindestens jedes vierte Krankenhaus in Deutschland 2014 die Hygieneempfehlungen des Robert-Koch-Insitutes nicht erfülle. In Sachsen-Anhalt treffe das auf jedes fünfte Krankenhaus zu. Auch auf die Fachklinik Vogelsang im Jerichower Land. Gerade vor dem Hintergrund, dass nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums 15 000 Menschen jährlich in den Krankenhäusern an gefährlichen Infektionen sterben, kann Klinik-Geschäftsführer Thomas Schröder das nicht auf sich sitzen lassen. „Wir haben für den gesetzlichen Qualitätsbericht 2014 keine exakten Hygiene-Personalangaben gemeldet. Tatsächlich war die Hygienefachkraft bereits im Jahr 2014 eingestellt“, macht er deutlich. Aussagen zur Hygiene allein auf das Personal zu münzen, sei für ihn zu einfach. „Entscheidend ist doch, wie damit umgegangen wird. Und dazu gelten in allen Helios-Kliniken die gleichen Standards“, betont er.

Derzeit verfügt das Krankenhaus neben der Hygienefachkraft über einen hygienbeauftragten Arzt, elf Hygienebeauftragte in der Pflege und einen Krankenhaushygieniker. Fakt ist: „Wir hatten und haben keine Schwierigkeiten mit der Hygiene in unserem Krankenhaus“, sagt Schröder. „Ich kann mich an keinen Fall erinnern, bei dem die sogenannten multiresistenten Erreger bei einer OP in unserem Haus übertragen wurden“, ergänzt Dr. Karsten Beyer, hygienebeauftragter Arzt der Klinik. Es sei in diesem Zusammenhang ein Vorteil eine Spezialklinik für Orthopädie und Rheumatologie zu sein. „Wir haben ein selektives Krankengut. Patienten melden sich vorher an und können untersucht werden. Wir haben kaum mit Notfallpatienten zu tun“, erklärt der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Jörn Kekow. Und: „Falls es Hinweise auf eine Infektion gibt, werden die Patienten auch nicht operiert.“

Dabei durchläuft jeder Patient, der in der Klinik aufgenommen wird, ein sogenanntes Screening-Verfahren. Dazu gehören gesundheitliche Fragen, aber auch aus welcher Einrichtung der Patient zu ihnen kommt. „Danach entscheiden die Ärzte dann, wie man mit dem Patienten umgeht“, erklärt Hygienefachkraft Claudia Walter. Der wichtigste Punkt in diesem Bereich ist die Hände-Hygiene und dabei „muss eben jeder mitmachen, um die Infektionskette zu unterbrechen“, macht Karsten Beyer deutlich.

Die Vogelsang-Klinik ist nicht nur Teilnehmer des Hygiene-Netzwerkes Sachsen-Anhalt, sondern beteiligt sich auch an der Aktion „Saubere Hände“ und hat Maßnahmen zur Verbesserung der Händedesinfektion umgesetzt. „Auf jedem Zimmer, vor jeder Station und auf den Fluren sind Desinfektionsmittelspender vorhanden. Zudem haben alle Mitarbeiter eine kleine Flasche Desinfektionsmittel in ihren Kitteln“, sagt Claudia Walter. „Es ist leichter geworden, die Leute dafür zu sensibilisieren als noch vor zehn Jahren. Lässt man das Thema allerdings ein halbes Jahr schleifen, würde die Aufmerksamkeit auch wieder nachlassen“, so Karsten Beyer. Darum werden hin und wieder auch die Hygienefachkräfte mit zur Visite genommen. Und ab diesem Jahr heißt die Fortbildung für die Mitarbeiter „30 Minuten für Ihre Sicherheit“. Dort wird es erstmals gebündelt Referate zu den Themen Hygiene und Arbeitsschutz geben. An verschiedenen Terminen, so dass auch im Schichtbetrieb jeder die Möglichkeit hat daran teilzunehmen.

Dennoch weiß Klinik-Geschäftsführer Thomas Schröder, dass es keine 100-prozentige Sicherheit geben kann. „Wir können nur mit unseren Mitteln eine Ausbreitung der Keime so minimal wie möglich halten“, sagt er. Dazu sei es wichtig, mit dem Thema Hygiene transparent umzugehen. Deswegen werden die Hygienedaten des Krankenhauses auch auf der Interseite online gestellt. „Man kann es immer besser machen, aber wir sind im Bereich Hygiene schon ganz gut aufgestellt“, fasst Karsten Beyer zusammen.

Mittlerweile haben auch die beiden Medien „Correctiv“ und das ARD-Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ ihre Berichtersattung zu angeblich unhygienischen Krankenhäusern korrigiert. Eine interaktive Landkarte mit den entsprechenden Krankenhäusern wurde aus dem Netz genommen.