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Kreistag Vorsitzender gibt Mandat ab

Kreistagsvorsitzender Matthias Fickel (CDU) hat aus beruflichen Gründen sein Mandat im Jerichower Land Ende Juni abgegeben.

Von Tobias Dachenhausen 12.07.2017, 05:00

Burg l Matthias Fickel (CDU) hat eine Chance ergriffen, sich beruflich zu verändern. Neuer Arbeitgeber ist die Leitstelle und damit der Landkreis. Das steht im Konflikt mit seinem Amt als Kreistagsvorsitzender. Darum hat er sein Mandat Ende Juni abgegeben. Im Interview spricht er über bewegende Momente, Herausforderungen und gibt Tipps für seinen Nachfolger.

Herr Fickel, sind Sie traurig, dass die Zeit vorbei ist?

Matthias Fickel: Ja ein wenig schon. Denn dieses Amt hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht, obwohl es anspruchsvoll und doch auch ab und zu sehr zeitfordernd war.

Werden Sie dennoch der politischen Arbeit treu bleiben?

Ich gehe ja nicht, weil es böses Blut gab, sondern weil das Amt jetzt in Konflikt zu meinem Berufsleben stand. Und ich habe mich einfach für den neuen Beruf entschieden. Dennoch bleibe ich im CDU-Kreisvorstand und auch im Stadtrat Gommern aktiv. Alles andere wäre auch ein kalter Entzug gewesen.

Wie sind Sie vor fast zehn Jahren zu dem Amt des Kreisvorsitzenden gekommen?

Ottmar Fricke konnte aus gesundheitlichen Gründen diese Aufgabe nicht mehr wahrnehmen. Dann haben mir Markus Kurze und Wolfgang März mitgeteilt, dass sie mir diese Aufgabe zutrauen würden. Das hat mich schon sehr geehrt und dann habe ich auch nicht lange gezögert.

Fühlten Sie sich für dieses Amt überhaupt vorbereitet?

Ich hatte zuvor bereits in verschiedenen Ausschüssen mitgewirkt. Dabei war ich unter anderem Vorsitzender des Bildungs- und des Jugendhilfeausschusses und kurzfristig auch mal des Finanzausschusses. Ich hatte also bereits meine Erfahrungen gesammelt.

Erst 2003 sind Sie Mitglied der CDU geworden, um sich für die Stadtratswahl in Gommern und die Kreistagswahl aufzustellen. Warum so spät?

Das hatte nichts mit mangelndem politischen Interesse zu tun. Denn das war von Anfang an gegeben. Zu DDR-Zeiten habe ich mich politisch verweigert. Ich habe mich als katholischer Christ eher über die Kirche engagiert. Nach der Wende war das anders. Der gerade erst verstorbene ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl, der entscheidenden Anteil an der Wiedervereinigung hatte, für die ich sehr dankbar bin, gab den endgültigen Anstoß und hat gleichzeitig auch die Partei vorgeschrieben.

Seit dem sind viele Jahre vergangen. Als Kreistagsvorsitzender hatten Sie mit Themen wie Schulschließung in Loburg, Beurlaubung eines Landrates, das Verbot der Gartenfeuer zu tun. Welche Momente sind da hängengeblieben?

Die Ermittlungen rund um die Vorkommnisse in den Tongruben Möckern und Vehlitz haben einen Großteil meiner Zeit begleitet. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich auf der Fahrt zur Arbeit von Herrn Berkling zwischen 7 und 8 Uhr angerufen wurde und er mich über die Ermittlungen gegen dem damaligen Landrat Lothar Finzelberg informierte. Am Abend zuvor haben wir noch gemeinsam Glückwunschkarten für die Geburtstagskinder des Kreistages unterschrieben. Auch wenn der Anlass kein schöner war, wurde ich vom Landeskriminalamt aber auch vom Landgericht als Zeuge gehört und habe so das Gesamtsystem Demokratie hautnah miterlebt.Bei der Sekundarschule Loburg habe ich damals noch als Ausschussvorsitzender auf eine Arbeitsgruppe gedrängt, die zumindest mit über den Übergang entscheidet, nach dem klar war, dass die Schule nicht mehr zu halten ist. Insgesamt war es schon eine spannende Zeit.

Haben Sie sich bei emotionalen Themen eher als Moderator verstanden oder selbst auch mitdiskutiert?

Jeder füllt dieses Amt sicher anders aus. Ich war letztendlich immer für ein schnelles Verfahren. Habe immer viel Raum für Diskussionen gelassen und selten Redner abgewürgt. Daneben habe ich mir aber auch das Recht genommen, zu Sachthemen selbst Stellung zu beziehen.

Was waren die größten Herausforderungen für Sie?

Ich fand es immer schwierig allein oben zu sitzen und bei möglichen Fehlern im Ablauf von den anderen 40 beobachtet zu werden. Aber da habe ich mich schnell mit meinen Stellvertretern eingespielt und wir haben uns gegenseitig geholfen. Ich konnte mir auch nie Namen merken. Das war bei Redebeiträgen immer etwas schwierig. Ansonsten haben wir im Jerichower Land einen recht harmonischen Kreistag. Die Selbstdisziplin ist sehr hoch. 80 Prozent unserer Diskussionen handeln über Sachthemen, wo man sich immer austauschen konnte. Die großen politische Gefechte werden doch eher auf Bundes- oder Landesebene ausgetragen.

Gibt es ein Thema, das Sie gern noch politisch begleitet hätten?

Bei einer Kreistagssitzung ging es um die Abfallgebühren und ein Bürger hat sich so massiv aufgeregt, dass ich die Sitzung fast unterbrechen musste. Nach der Geschäftsordnung dürfen aber nur Kreistagsmitglieder zu den Themen Stellung beziehen, die auf der Tagesordnung stehen. Und das ist für mich ein schwieriger Punkt. Gerade bei emotionalen Themen wie Grünschnitt oder Abfall, die die Menschen direkt betreffen, gestaltet sich so die Bürgerbeteiligung schwierig. Da müssen andere Wege gefunden werden, aber eine Antwort selbst habe ich dazu momentan auch nicht.

In ihrer Zeit haben Sie mit zwei Landräten zusammen gearbeitet. Wie würden Sie das Verhältnis beschreiben?

Bei beiden standen die Türen immer offen. Herr Burchhardt ist ein sehr kommunikativer Mensch, der sehr sachorientiert arbeiten will. Es war immer ein sehr faires, gutes und menschliches Miteinander. Herr Finzelberg war da straffer strukturiert, dennoch habe ich mich auch mit ihm gut verstanden.

Volker Bauer wird von der CDU-Fraktion als ihr Nachfolger vorgeschlagen. Welche Tipps geben Sie ihm mit?

Wir werden uns sicher vorher nochmal austauschen, aber da wird es vorwiegend um formale Sachen gehen. Herr Bauer ist ein sehr ruhiger und sachlicher Fachmann und das wird er dann als potenzieller Kreistagsvorsitzender auch nicht ablegen. Der Kreistag bedarf auch keiner disziplinarischen Führung. Von daher wird auch er seinen Weg gehen, ohne dass ich da großartige Tipps geben muss.

Wenn jetzt ein Ehrenamt wegfällt, bleibt dann mehr Zeit für das Private?

Ich werde mich zunächst mehr auf den Stadtrat in Gommern konzentrieren. Aber auch vorher war der Aufwand immer tragbar. Alllerdings sah das meine Frau anders. Sie meinte immer, sie habe das Haus und ich wohne nur dort.