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Kultur Schwimmende Bühne bringt Sommergefühl

Das Kulturschiff "Esperantos" bringt Theater und Konzert auf den Campingplatz Niegripp.

Von Thomas Skiba 21.05.2018, 23:01

Burg/Niegripp l 3600 Kilometer, 75 Stationen, nächster Halt: Niegripper See. Der war die dritte Anlegestelle der schwimmenden Bühne „Esperantos“. Sie ist als Doppelrumpfboot konstruiert, als Katamaran. An Bord: die musikalische Crew der Bootschafter-Tour 2018.

Eine Theatertruppe, bestehend aus jungen Europäern mit Wurzeln in Deutschland, Frankreich, Holland und Syrien durchqueren in diesem Jahr Europa auf dem Wasserweg. Sie starteten vor vier Tagen in Berlin und ihr Weg wird sie bis nach Constanza am Schwarzen Meer führen.

Nach einem Abstecher auf der Havel warfen die Bootschafter ihre Anker am Strand des Niegripper Campingplatzes aus, bauten den Katamaran zur Bühne um und erfreuten das Publikum mit ihrem Musiktheater-Projekt „Transitopia“. Doch vor der Aufführung galt es zu improvisieren. „Wir mussten auf den Schleusengang warten“, so Dorothea Lübbe, Regisseurin des Musiktheaters. „Dadurch haben sich die Spielpläne verschoben.“

Es wurde nicht nur Theater gespielt. Ein wesentlicher Bestandteil der „Bootschaft“ ist das Aufgreifen der Idee einer Volksbühne. Hier haben an den jeweiligen Anlegepunkten örtliche Künstler die Möglichkeit eines Auftritts vor malerischer Kulisse. Auf dem Niegripper See spielte sich die „Vielharmonie.Band“ aus Stendal in die Herzen der Zuschauer. Von Keimzeit bis Hannes Wader hallten eingängige Folksongs über das Wasser. Christina Knigge und Ingo Müller waren begeistert von dem Klang: „Die Umgebung mit dem See hat was für sich und zusammen mit dem klaren Sound ist es ein schönes Erlebnis.“

Zu dem Themenblock Volksbühne gesellte sich in der Dämmerung die Aufführung des mehrsprachigen Theaterstücks „Transitopia“. Doch vorher stand der Umbau von einer Musik- zu Theaterbühne an und die war schon Aufführung an sich: Mit einem Tretboot und Dauercampern als Fährleute setzten die Schauspieler samt Instrumenten vom Ufer auf den Katamaran über. „Wasser verbindet“, mit dieser Botschaft richte sich das Projekt an die Zuschauer, meint Dorothea Lübbe.

Das Transportmittel Boot ist nicht zufällig gewählt: Wasser ist die Quelle des Lebens und ein verbindendes Element. „Im-Fluss-sein bedeutet für dieses Projekt“, beschreibt Dorothea Lübbe, „sich und seine Umwelt wahrzunehmen, zu respektieren und auszutauschen.“ Doch nicht nur die Kunst soll die Menschen zusammenzubringen. Die Fahrt der „Esperantos“ will auch den Blick schärfen, für den Zustand und die Sauberkeit des Wassers, kurz: für die Umwelt, die Nachhaltigkeit. „Dazu haben wir zwischen den Rümpfen ein Prüfgerät zur Wasserqualitätsmessung angebracht“, erklärt Carsten Riechelmann. Der Konstrukteur des Katamarans kümmert sich auf der Reise um die Auswertung der Wasserproben an den jeweiligen Ankerplätzen.

„Unser Wunsch ist es, über die Veranstaltungen und darüber hinaus einen Dialog mit den Menschen am Ufer zu führen – sich gemeinsam mit den Fragen zu beschäftigen, wie und wofür wir leben wollen“, bekennt Organisatorin Dorothea Lübbe. Der Applaus der Besucher zeigt ihr, dass Fragen wie Antworten immer wieder neu gestellt und dementsprechend auch immer wieder neu gegeben werden müssen.