1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Kühle Kirche erwärmt die Herzen

Laga Burg Kühle Kirche erwärmt die Herzen

Die Burger Kirche St. Nikolai ist in diesen Tagen ein Ruheplatz für schwitzende Laga-Besucher und andere erhitzte Menschen.

Von Marco Hertzfeld 17.06.2018, 07:00

Burg l Manfred Baganz sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Das Haar ist trocken, kein Schweißtropfen rinnt das Gesicht herunter. Der Küster will es selbst einmal ganz genau wissen und holt ein kleines Thermometer hinter einem Schrank hervor. Gerade einmal 22 Grad Celsius zeigt das Messgerät in der Oberkirche in Burg an. „Fast Kühlschranktemperatur, einfach nur angenehm.“ Draußen brennt die Sonne vom Himmel. An diesem Tag klettert die Quecksilbersäule wieder locker über die 30-Grad-Marke. „Das Gotteshaus ist momentan vor allem auch eines: eine Oase für schwitzende Laga-Besucher.“

Baganz und Mitstreiter haben immer frisches Wasser bereitstehen. Wer es braucht und einigermaßen höfflich fragt, bekommt ein Glas davon. Einen kühlen Kopf in der Hitzewelle zu bewahren, falle den Menschen unterschiedlich leicht. „Wer mehr mit dem Wetter zu kämpfen hat, bleibt einfach ein wenig länger in der Kirche, atmet durch und tauscht vielleicht sogar irgendwelche Tipps gegen die wachsende Mattheit aus.“ Für den Ernstfall kennt der Küster die Notfallnummern. Bislang musste er sie noch nicht wählen. „Ich hoffe, dass es dabei bleibt.“

30 Menschen und mehr betreten derzeit pro Tag die Oberkirche Unser Lieben Frauen, 90 Prozent davon sind Besucher der Landesgartenschau. „Sie sind sehr angetan von der Atmosphäre hier und der Möglichkeit, sich auszuruhen.“ Der Küster vermutet, dass auch die klare geometrische Gliederung einer Kirche zu Beruhigung von Körper und Geist beiträgt. Wie wichtig eine Kirche als Ort der Frische in diesem ungewöhnlich heißen Frühsommer ist, belegt ein Blick ins Gästebuch. Eine Anna beispielsweise bedankt sich dort „für die Kühle, Ruhe und das Wasser“.

Baganz fährt mit dem Auge das Innenleben der Kirche ab und erläutert: „Für diesen Bau sind vor allem Feldsteine verwendet worden, die erwärmen sich nicht so schnell. Die Mauern sind dick. Hoch oben zwischen Dach und Kuppeldecke ist noch ein gewisser Platz, ein Luftpuffer entsteht, auch das lässt die Temperaturen nicht so schnell ansteigen oder auch später im Jahr sinken.“ Mächtigen Bäume sorgen im Fall der Oberkirche noch für zusätzlichen Schatten. In beiden Burger Stadtkirchen dauert es mitunter bis weit in den Juli hinein, bis es annähernd so warm wie draußen wird.

Der Kirchenkreis Elbe-Fläming umfasst 140 Gotteshäuser, allein im Jerichower Land befindet sich gut 80. „Wir haben alles, Feldsteinkirche, auch ein paar romanische Kirchen, natürlich Backsteinkirchen, die verputzt sein können“, weiß Superintendentin Ute Mertens. Es gebe so etwas wie eine Faustregel: Je älter die Kirche, umso wahrscheinlicher sind meterdicke Wände und Kühle. Eine möglichst angenehme und gleichbleibende Temperatur sei auch wegen der historisch wertvollen Ausstattung einer Kirche wichtig. Große Schwankungen seien Gift für Holzarbeiten und Malerei.

Die Burger Oberkirche steht Besuchern zwischen Mai und Oktober von Montag bis Sonnabend offen, in diesem Jahr wegen der Laga sogar ganztägig. Die evangelische Gemeinde hat stets und ständig ein Blick auf ihr Haus, irgendjemand passt immer auf. In der Unterkirche St. Nikolai wird momentan gebaut, sie kann deshalb nicht in dem Maße geöffnet werden. Bei der Lage präsentieren sich Kirchen und Glaubensgemeinschaften an einem gemeinsamen Punkt. „Wir arbeiten klasse zusammen und zeigen, was Glauben heutzutage bedeutet“, sagt Stadtpfarrer Peter Gümbel.

Baganz ist Kirchendiener und aktuell auch Gästeführer der Laga. „Ich habe unter anderem bereits Menschen aus Cuxhaven, Wittenberg und Aschersleben die Parks gezeigt. Sie waren begeistert.“ Die nächste Gruppe wartet. Der Burger öffnet die Tür, die Luft ist heiß und scheint regelrecht zu stehen. „Eines ist sicher: Ich werde ins Schwitzen kommen.“