1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Streit um Pappel 722

Landesgartenschau Streit um Pappel 722

Die Pappel mit Nummer 722 im Burger Goethepark steht nicht mehr. Hätte sie stehen bleiben können?

Von Mario Kraus 26.03.2016, 13:00

Burg l Der Unmut war Udo Vogt (FDP/CDU-Fraktion) auf der jüngsten Stadtratssitzung anzumerken. Der Gartenbauexperte ist nicht nur Vorsitzender des städtischen Landesgartenschau-Ausschusses, sondern steht auch dem gleichnamigen Förderverein vor. In ungewöhnlich deutlicher Form ging er mit der Stadt ins Gericht, weil Tage zuvor eine etwa 20 Meter hohe Silberpappel in der Nähe des Pumpenhäuschens der Kettensäge zum Opfer fiel. Und im Rahmen der Fällung gleich noch ein benachbarter Baum. Seine Kritik: „Wir fühlen uns veralbert, denn im Vorfeld wurden zwei Begutachtungsrundgänge durchgeführt, bei denen für jeden Baum klare Festlegungen getroffen wurden.“ Die Silberpappel habe keine Schädigungen aufgewiesen, machte Vogt anhand von Fotos deutlich. „Der Kern war noch sehr intakt.“

Vogt spannte in diesem Zusammenhang einen Bogen zur Politik und den jüngsten Wahlergebnissen: „Wir haben als Laga-Ausschuss immer nach Kompromissen gesucht. Jetzt fühlen wir uns verschaukelt, und das Ganze sorgt dann auch bei der Bevölkerung für eine nachlassende Akzeptanz bis hin zu Frust gegenüber politischen Entscheidungen.“ Schützenhilfe leisteten in der Stadtratspause auch Forstwirtschaftsmeister Torsten Richters (Freie Wähler/Endert-JL) und Gartenbaufachmann Frank Dietrich (CDU). Ihre Meinung: Es habe keine fachliche Grundlage gegeben, die Pappel zu fällen.

Genau darauf beruft sich allerdings die Stadtverwaltung, teilte Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) auf Nachfrage der Volksstimme mit. In der Tat seien mehrere Begutachtungen durchgeführt worden. „Ziel war es immer, so viele Bäume wie möglich in Einklang mit dem Laga-Konzept zu erhalten.“ Bei der jüngsten Schau habe man sich geeinigt, etwa 30 bis 40 Bäume zusätzlich zu erhalten. Weil es hinsichtlich der rund 80 Jahre alten Silberpappel keine eindeutige Meinung gegeben habe, sei ein gesondertes Gutachten in Auftrag gegeben worden. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und dafür mehrere hundert Euro in die Hand genommen“, sagte Rehbaum. Das Ergebnis, das ein unabhängiger Sachverständiger vorgelegt habe, sei eindeutig ausgefallen: Der Diplom-Ingenieur für Landschaftsplanung macht in seinem Dokument unter anderem auf starke Astabbrüche mit Einfaulungen bis in das Stammholz aufmerksam. So sei die Fäule am Stammfuß beispielsweise nicht mehr durch Pflegearbeiten zu kompensieren. Wörtlich: „Vielmehr ist davon auszugehen, dass sich die Fäule weiterentwickelt.“ Dafür würde auch die Besiedlung mit holzzersetzenden Pilzen sprechen, „die über die Fraßgänge des Weidenbohrers Zugang erhalten“.

Unstrittig ist, dass bei der Fällung eine nebenstehende Cornellkirsche beschädigt und anschließend abgesägt werden musste. Rehbaum: „Hier prüfen wir Schadenersatz.“