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Landkreis Keine Brücke einsturzgefährdet

Der Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua hallt bis ins Jerichower Land. Der bange Blick richtet sich auf die Brücken dort.

Von Marco Hertzfeld 18.08.2018, 01:01

Burg/Lostau l „Wir müssen eine solche Katastrophe für die Zukunft ausschließen, egal wo auf der Welt.“ Uwe Langkammer wirkt nach dem Einsturz einer Brücke in Genua mit mindestens 42 Toten nachdenklich. „Ein solches Unglück ist im Jerichower Land, in Sachsen-Anhalt, ja in ganz Deutschland, schon jetzt recht unwahrscheinlich, weil wir einfach ein anderes Kontrollregime haben“, meint der Präsident der Landesstraßenbaubehörde, ohne den italienischen Kollegen irgendetwas unterstellen zu wollen. Der größte Sorgenfall im Landkreis ist und bleibt die Autobahnbrücke über die Elbe bei Hohenwarthe. Nach einer jüngsten Reparatur schafft es das angeschlagene Bauwerk immerhin von einer 3,5 auf die 2,5. Zufrieden ist der Behördenchef damit aber noch nicht. Die Skala endet bei ungenügend 4.

Die Brücke an der Kreisgrenze bröckelt, es bilden sich immer wieder gefährliche Risse, die Note könnte bei einer nächsten Kontrolle schon wieder nach unten gehen. Das weiß auch Langkammer. Die Geschwindigkeit bleibt für Lkw begrenzt, die Brücke darf maximal mit Tempo 60 überquert werden. „Sehr wahrscheinlich wurden beim Bau vor gut 20 Jahren Fehler gemacht, wir müssen weiter nachbessern.“ Irgendwann in den nächsten zwei Monaten sollen unnütze Schweißnähte beseitigt und ein neuartiges Schraubverfahren ausprobiert werden. „Damit soll die Brücke der A2 quasi gelenkiger werden und nicht mehr so anfällig sein“, erläutert der amtliche Brückenbauer auf Nachfrage der Volksstimme. Die Kosten ließen sich noch nicht genau benennen, bewegten sich aber in überschaubarem Rahmen. „Wir bauen hier ja nicht, wir schnitzen.“

Das Land ist für zwölf eigene Brücken und 42 des Bundes zuständig. Die Bauwerke werden alle drei Jahre einfach und alle sechs Jahre mit großem Besteck kontrolliert. „Die Autobahnbrücke bei Hohenwarthe wird jedes halbe Jahr unter die Lupe genommen“, unterstreicht Langkammer. Trotz der besseren Zwischennote bleibt die Überführung für das Jerichower Land eine Ausnahme. Im Durchschnitt haben alle Brücken zusammen die Zustandsnote 2,4. „Sie ergibt sich aus den Teilnoten für die Stand- und Verkehrssicherheit sowie die Dauerhaftigkeit“, heißt es dazu auch aus dem Verkehrsministerium. Knapp 130 Brücken werden landesweit mit 3,0 und mieser bewertet.

Für die im Eigentum des Landkreises befindlichen 26 Brücken sei ein Schadensfall wie in Genua nicht vorstellbar, meint Kreisvorstand Bernd Girke. Auch sie würden regelmäßig kontrolliert. 16 Überführungen sind in jüngster Vergangenheit neu errichtet oder saniert worden, für weitere zehn stehen in den nächsten drei Jahren Neubau oder umfassende Erneuerung an. Darunter zum Beispiel die Brücke der Burger Holzstraße über die Ihle und die in Friedensau. „Damit wären alle Brücken an Kreisstraßen erneuert.“

Das Land plant für die nahe Zukunft unter anderem größere Brückenarbeiten auf der B1 über Bahngleise bei Burg und in Hohenseeden sowie auf der L55 über die Ehle in Loburg.