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Landwirtschaft  Mit Chemie gegen Flöhe und Käfer

Schön anzusehen sind die Rapsfelder in Zerben. Doch weil viele Schädlinge unterwegs sind, bangen die Bauern um die Ernte.

Von Kristin Schulze 20.05.2018, 09:00

Zerben l Schon von weitem zaubert der Raps dem Spaziergänger ein Lächeln ins Gesicht. Landwirt Daniel Ladwig aus Bergzow schaut dagegen eher sorgenvoll auf das etwa sieben Hektar große Feld in Zerben. Ladwig ist Geschäftsführer der Zerbener Agrar GmbH und seit Februar Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. „Die Ernte im vergangenen Jahr war wegen des späten Frosts eine Katastrophe.“

Die neue Rapssaison macht den Landwirten dagegen wegen der milden Temperaturen Sorgen. Die bieten nämlich ideale Bedingungen für Rapserdfloh, Rüsselkäfer und Rapsglanzkäfer. Daniel Ladwig nennt sie „Schadinsekten“ und erklärt: „Immer mehr Insektizide werden verboten. Das macht den Anbau von Raps teurer und arbeitsaufwändiger.“ Denn mit den Pflanzenschutzmitteln, die erlaubt sind, müsse nun öfter gefahren werden. „Im Herbst vier- statt zweimal, im Frühjahr vier- statt dreimal.“ Die Wirtschaftlichkeit von Raps würde so sinken.

In die Erde kommt die Ölfrucht, die zu den Kohlgewächsen gehört, Ende August. „Nach dem Drillen geht es dann darum, den Raps vor Unkraut und Schädlingen zu schützen“, erklärt Ladwig. Im Herbst und Frühjahr fahren die Landwirte deshalb Pflanzenschutzmittel auf die Felder. „Wenn Mitte Juli, Anfang August geerntet wird, hat der Raps ein Jahr intensive Bearbeitung und viel Geld gekostet“, sagt der 35-Jährige.

Die Zerbener Agrar GmbH baut auf etwa 90 Hektar ihrer Fläche Raps an. Vor ein paar Jahren waren es noch über 100. Laut Ladwig gibt es Überlegungen, den Raps ganz aus der Fruchtfolge zu nehmen. „Der Trend geht zur ökologischen Produktion, die stark subventioniert wird.“ Für die sei der Raps ungeeignet. „Getreide ist robuster, da funktioniert es ohne Insektizide ganz gut. Der Raps dagegen ist empfindlich.“

So wurde 2015 in Deutschland auf einer Fläche von 2600 Hektar Ökoraps angebaut, das sind gerade einmal 0,2 Prozent der gesamten deutschen Rapsanbaufläche. Problem: Im Ökoanbau kann der Rapsglanzkäfer nicht mit chemischen Mitteln bekämpft werden und der gilt als Hauptrisikofaktor und kann bei starkem Befall zum Totalausfall der Ernte führen.

Zurück nach Zerben, wo man überlegt, im kommenden Jahr ganz auf Raps zu verzichten. „Dabei ist er für gut die Fruchtfolge“, sagt Ladwig. „Er geht tief in die Erde, lockert so den Boden auf und versorgt ihn mit Nährstoffen.“ So ist er beispielsweise für Gerste ein idealer Wegbereiter.

Doch nütze das alles nichts, wenn sich der Anbau für die Landwirte nicht lohnt. Der Ernteerfolg für dieses Jahr lasse sich schwer voraussagen. In Zerben hofft man trotz Käferplage noch auf ordentliche Erträge.

Um die zu erreichen wurden die Schädlinge mit chemischen Mitteln bekämpft. Welche Pestizide erlaubt sind, regelt ein vorgegebener Richtwert. Um andere Insekten, zum Beispiel Bienen, zu schützen, könne man die Pestizide nachts oder bei Regen auf den Feldern austragen, heißt es aus dem Umweltministerium.

Dort macht man für das erhöhte Aufkommen von Schädlingen den milden Winter verantwortlich. So konnte der Rapserdfloh im Spätherbst zahlreiche Eier ablegen und die Ende März sprunghaft gestiegenen Temperaturen führten dazu, dass extrem viele Larven innerhalb kürzester Zeit schlüpfen konnten. Rüsselkäfer un Rapsglanzkäfer profitierten davon ebenfalls. Auch Kohlfliegen und Mäuse machen dem Raps zu schaffen.