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Landwirtschaft Dürre gefährdet Lebensgrundlage

Die Folgen der monatelangen Trockenheit sind für viele Landwirte noch nicht abschätzbar. Massive Ernteverluste sind sicher.

Von Mario Kraus 01.08.2018, 01:01

Burg/Schartau l Daniel Döhne ist mit seinem vierjährigen Sohn Richard gern im Kuhstall. „Das ist unsere Lebensgrundlage“, sagt der diplomierte Schartauer Landwirt, der den elterlichen Betrieb vor drei Jahren übernommen hat. Ob der kleine Richard auch einmal in die Landwirtschaft einsteigen wird? „Wenn wir weiterhin in kurzen Zeitabständen so viele Krisen durchleben, schreckt das eher ab“, ist sich der Familienvater sicher. Die aktuelle Krise ist die schwerste, die Döhne in diesen Tagen miterleben muss.

Er beschreibt sie mit wenigen Worten: „Es ist eine Katastrophe – und die Folgen sind heute noch nicht absehbar“. Der Betrieb in Schartau ist ein Kleinunternehmen und auf Tierproduktion spezialisiert. 180 Milchkühe stehen in den Ställen, jeden zweiten Tag werden etwa 4000 Liter Milch in die Molkereien abgefahren. „Und unsere Kühe müssen jeden Tag gefüttert werden“, sagt Döhne. Der Großteil des Futters wächst in der Nähe der Milchviehanlage. Döhne hat Mais, etwas Sorghum (Hirse) und Luzerne angebaut, daneben ist das Gras auf dem Grünland ganz wichtig.

Einen Kilometer weiter ist der Blick auf das Maisfeld mehr als ernüchternd. Die Pflanzen sind kleiner als in den vergangenen Jahren, viele haben gar keine oder nur mickrige Kolben angesetzt. „Von den etwa 50 Hektar müssen wir einen Ausfall von rund 50 Prozent hinnehmen“, meint Döhne. „Und wenn sich nichts ändert am Wetter, könnten es sogar 60 bis 70 Prozent werden.“ Viel schlimmer sieht es beim Gras aus. Während der erste Schnitt auf den 35 Hektar noch „in Ordnung“ war, fielen der zweite und dritte Schnitt der Hitze zum Opfer. An einen vierten sei erst gar nicht mehr zu denken. „Die Verluste werden sich hier auf mindestens 80 Prozent belaufen. Das ist ungewöhnlich hoch“, versichert der Landwirt.

Dennoch, meint er, hätte es noch schlimmer kommen können. Weil die Ackerflächen noch gepflügt und nicht – wie größtenteils üblich – nur mit der Scheibenegge an der Oberfläche behandelt werden, könnten die Pflanzen tiefere Wurzeln bilden. Das habe sich etwas ausgezahlt. „Sonst würde der Mais noch schlechter stehen.“ Mit Blick auf möglicherweise weitere trockene Sommer will Döhne, der auch gern experimentiert, verstärkt Sorghum anbauen. Die maisähnliche Futterpflanze könne mit Trockenstress wesentlich besser umgehen. In diesem Jahr wachsen davon fünf Hektar.

Doch bevor Döhne an das kommende Wirtschaftsjahr denkt, müssten die nächsten Monate überstanden werden. „Das wird schon schwierig genug, weil wir jeden Halm brauchen“, sagt er. Noch reichen die Futtervorräte in den nächsten Monaten, „aber bereits ab Herbst könnten die Preise explodieren“. Das könne sich dann nicht mehr jedes Unternehmen leisten.

Ein Patentrezept für die Zukunft hat Daniel Döhne, der mit Herzblut an den Tieren hängt, nicht parat: „Wir werden sicher die eine oder andere Investition verschieben müssen, um über die Runden zu kommen und um den Tierbestand halten zu können.“ Immerhin müssten neben den laufenden Kosten auch zwei Mitarbeiter bezahlt werden.

Schnelle Hilfen, wie Bauernverband, Bundes- und Landespolitiker oder auch Landrat Steffen Burchhardt (SPD) jetzt fordern, seien wünschenswert. Doch Döhne will nicht so recht daran glauben. Erstens sei die Bürokratie unfassbar angewachsen und zweitens seien Versprechungen schnell Schall und Rauch. Es wäre schon wünschenswert, wenn es wenigstens unkompliziert steuerliche Erleichterungen geben würde.

Für Richard sind das alles noch böhmische Dörfer. Er hat seinen Spaß an den Kühen und Kälbern. „Für den Ernst der Lage hat er zum Glück noch Zeit“, sagt Vater Daniel.