1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Wendgräben wird Fachklinik

Lebensschule Wendgräben wird Fachklinik

Einen letzten Blick in „ihr“ Schloss haben 150 Mitglieder des Freundeskreises Schloss Wendgräben geworfen. Es wird eine Privatklinik.

Von Stephen Zechendorf 27.08.2017, 03:00

Wendgräben l Fast war es so, wie es in der Vergangenheit immer zu Pfingsten war: wohl an die 200 Menschen versammelten sich auf der Terrasse von Schloss Wendgräben, Vertreter des Freundeskreises und der evangelischen und katholischen Kirche begrüßen die ehemaligen Heimoberschüler und Förderer des Freundeskreises. Es gab eine ökumenische Andacht, Kaffee und Häppchen und sogar ein beeindruckendes Konzert am neuen Flügel.

Und doch war diesmal alles etwas anders. Im Bewusstsein, dass das Schloss einer nicht-öffentlichen Nutzung als Prvatklinik für psychosomatische sowie traditionelle chinesische Medizin zugeführt wird, wollten viele noch einmal einen Blick in das Schloss werfen. Doch aus den zugesagten Führungen durch die altbekannten Räumlichkeiten wurde nichts, wegen der noch nicht abgeschlossenen Bautätigkeiten. Im Gebäude musste etwa in Sachen Brandschutz nachgerüstet werden.

Christa Nowak, Geschäftsführerin des Freundeskreises sprach von Dankbarkeit und Traurigkeit im Herzen. Wie es mit dem Freundeskreis ohne Schloss Wendgräben als Ort der Treffen weitergehen soll, bleibt abzuwarten. Man sei aber froh, dass das Haus einer sinnvollen Nutzung entgegenblicke.

Der Geschäftsführer und ärztliche Leiter des neuen Pächters „Gezeitenhaus“, Klaus von Ploetz, erläuterte, wer und wie künftig im Schloss Wendgräben therapiert werden soll. Vor allem aber verstand er, wie es den zahlreichen Freunden des Schlosses zumute war: „Sie sind hierher gekommen, um sich zu erinnern. Es werden sehr wertvolle Erinnerungen sein, was dieses Haus für Sie bedeutet hat. Das Stichwort wird auch für uns weiter ‚Schule‘ heißen. Die Klinik wird eine Form der Lebensschule sein. Viele Menschen haben das sinnhafte und sinnvolle Erleben verloren.“ Im Schloss Wendgräben sollen Sinn, Leib und Seele wieder zueinander finden. Dabei komme auch die traditionelle chinesische Medizin zum Einsatz.

Man werde in der Gezeitenhaus-Klinik drei Abteilungen vorhalten. So etwa die typische Erwachsenenpsychosomatik, auch für Menschen mit Abhängigkeiten: „Weniger Alkohol, denken Sie vielmehr an Internet-, Kauf- und Esssucht und natürlich auch Arbeitssucht“, führte von Ploetz aus. Man werde eine Jugendabteilung haben und eine für Orthopädie und Psychosomatik.

Als Gastredner kam Roland Fischer, Rektor der Theologischen Hochschule Friedensau zu Wort. Er verwies auf die Gemeinsamkeiten der Hochschule und des Gezeitenhauses: beide Bauten stammen aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, liegen in friedlicher Umgebung im Wald und besitzen einen Freundeskreis. „Beide Einrichtungen haben es sich zum Ziel gemacht, zu dienen und zu helfen“, so Fischer. Erste Gespräche einer Zusammenarbeit habe es bereits gegeben.