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Leukämie Der Feind heißt Blutkrebs

Mehr als 100 Soldaten tragen bei einer Typisierungsaktion in Burg ihren Teil zum Kampf gegen Blutkrebs bei.

Von Thomas Pusch 16.09.2020, 06:00

Burg l Nein, einen Leukämiekranken habe es in seiner Familie nicht gegeben, auch nicht im Freundes- und Bekanntenkreis. „Aber trotzdem hat mich der Aufruf zur Typisierung angesprochen“, sagte Oberstabsgefreiter Matthias Schillert am Dienstagvormittag im Gespräch mit der Volksstimme. Er war einer von über 100 Soldaten und zivilen Mitarbeitern, die an der Typisierungsaktion in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Magdeburg mitgemacht haben. Nicht weil er durch ein eigenes Schicksal geprägt war, einfach weil er helfen wollte.

Diese Hilfsbereitschaft hat Prof. Hans Gert Heuft vermehrt festgestellt. „Das ist für die allermeisten die Triebfeder, sich typisieren zu lassen“, sagte der Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie an der Uniklinik. Nicht jeder, der will, kann auch ein potenzieller Spender sein, es gibt eine Altersgrenze. Bevorzugte Gruppe sind die 17- bis 45-Jährigen. Daher werden gezielt Spender gesucht, wo auch junge Leute sind, an Schulen, in Firmen und eben bei der Bundeswehr. Neben der grundsätzlichen Bereitschaft ist wohl auch die Einfachheit des Tests ein guter Grund mitzumachen. Entweder es wird mit einem Wattestäbchen eine Speichelprobe entnommen oder es wird eine kleine Blutprobe abgezapft. Professor Heuft bevorzugt die Blutprobe, so waren Nadeln statt Stäbchen im Spiel.

Auch die Spende ist unkomplizierter geworden. „Die Knochenmarkspende mit Vollnarkose wird nur noch in fünf bis zehn Prozent der Fälle angewandt“, erklärte Heuft. Vor allem wenn es um Kinder mit Leukämie geht. Überwiegend werden allerdings Blutstammzellen abgenommen. Oft würden die noch am gleichen Tag dem Patienten verabreicht. 50 Prozent der Proben gehen ins Ausland, sogar bis nach Neuseeland. „Das ist aber kein Problem, bei vier Grad Celsius sind die Stammzellen drei Tage lang haltbar“, so Heuft. Im Magdeburger Institut sind mittlerweile 38.000 Namen möglicher Spender registriert.

Deutschlandweit sind sogar sechs Millionen Menschen registriert, aber selbst die reichen nicht aus, um jeden Fall abzudecken. Heuft stellte auch klar, dass die Transplantation keine Wunderwaffe ist. Der Erfolg hänge von vielen Faktoren ab, unter anderem auch von der genauen Art der Erkrankung und wann sie erkannt worden ist. Die Heilungschancen liegen bei 40 bis 80 Prozent. Und wenn es gutgeht, dann kann die Transplantation eben auch ein Wunder sein. So wie im Mai dieses Jahres geschehen. „Wir hatten einen Spender, der sich als einer der Ersten im Dezember 1995 bei uns registrieren lassen hat“, erzählte der Institutsleiter. Fast 25 Jahre später bekam der nun einen Anruf aus Magdeburg. Ein Patient war gefunden worden, dem er im Kampf gegen die tödliche Krankheit helfen konnte. Ein Vorteil der Typisierung: Sie muss nur einmal vorgenommen werden.

Die Zahl von 120 Teilnehmern, neben Soldaten aus der Clausewitz-Kaserne auch zivile Mitarbeiter sowie Uniformierte vom Gefechtsübungszentrum Altmark sowie den Truppenübungsplätzen Altengrabow und Klietz, stimmte auch den stellvertretenden Bataillonskommandeur Christoph Krohn sehr zufrieden. Ursprung der Typisierungsaktionen war vor vier Jahren persönliche Betroffenheit. „Ein Soldat hatte uns darauf aufmerksam gemacht, dass es im Jerichower Land einen leukämiekranken Jungen gibt und ob wir da nicht helfen könnten. Die Bundeswehr konnte, dabei waren auch keine großen Befehlsketten einzuhalten, „wenn die Bataillonsführung von der Idee überzeugt ist, dann kann sie auch umgesetzt werden“, sagte der Oberstleutnant. Zwei Jahre später wurde die Aktion wiederholt, Anlass war diesmal ein Kind aus Gommern. Die Typisierungen fanden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) statt.

Diesmal gab es auf der einen Seite keinen bestimmten Anlass, auf der anderen Seite aber viele neue Soldaten am Standort Burg und deswegen einen guten Grund, einen Typisierungstag zu veranstalten. Verantwortlich für den Rahmen war die 2. Kompanie, aus deren Reihen auch 20 verschiedene Sorten Kuchen kamen, die an einem Buffet für den guten Zweck Stück für Stück verkauft wurden. Schließlich konnte Professor Heuft ein Scheck in Höhe von 250 Euro für seine Aktion Knochenmarkspende Sachsen-Anhalt mit auf den Nachhauseweg gegeben werden.