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Medizin Blutspender bleiben weg

Um 13 Prozent ist von Januar bis Juni die Zahl der Blutspenden in Burg und Genthin im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 zurückgegangen.

Von Andreas Mangiras 05.07.2018, 01:01

Burg/Genthin l Die Halbjahresbilanz zur Blutspendenbeteiligung im Jerichower Land fällt 2018 ernüchternd aus. Gerade einmal 1696 Menschen nahmen im ersten Halbjahr an insgesamt 27 Terminen teil. 2017 waren es zur gleichen Zeit noch 217 Personen und fünf Termine mehr. Daraus ergibt sich ein Minus von rund 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die rückläufige Spendenbeteiligung hängt laut DRK-Gebietsreferentin Elke Endrulat auch mit der Grippewelle in diesem Frühjahr zusammen.
Da die großen Hitze- und Ferienzeiten im zweiten Halbjahr noch anstehen, dürfte auch die gesamte Jahresbilanz für 2018 kaum positiver ausfallen.
"In den Sommermonaten kommen, bedingt durch Ferien und hohe Temperaturen, meist weniger Menschen zur Blutspende. Obwohl in diesem Zeitraum nicht weniger Termine stattfinden als üblich", so Endrulat.
Auch die Bilanz für 2017 zeigt einen deutlichen Abwärtstrend. Im Vergleich zu 2016 war die Spendenbeteiligung um etwa elf Prozent gesunken. 2016 sammelte das DRK an 60 Terminen 3 552 Blutspenden ein, 2017 waren es bei 55 Terminen 3 231 Spenden.
Droht also ein Blutengpass? Elke Endrulat hält die Entwicklung noch für unbedenklich. Sie verweist auf Blutpräparate, die aus anderen Landkreisen zur Verfügung stünden.
"Der Negativtrend im Jerichower Land spiegelt sich landesweit nicht wieder. Von Januar bis Juni 2018 gab es 50.948 Blutspenden auf unseren Terminen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 51 398. Das ist ein Minus von lediglich knapp 0,8 Prozent."
Zwei Aspekte sieht Katja Brand vom DRK-Blutspendedienst Sachsen-Anhalt/Thüringen (NSTOB). In Städten und Randgebieten werden mehr Blutspender gewonnen. "Dies liegt einerseits daran, dass wir hier mehr Termine anbieten können als im ländlichen Raum", so Brand. "Andererseits macht sich die Landflucht bemerkbar. Viele junge Menschen zieht es in die Stadt oder gar in andere Bundesländer."
Dass die Grippewelle Anfang des Jahres die Blutspende- bilanz verhagelt hat, bestätigt auch Brand für das Land: "Viele unserer Spender mussten krank zu Hause bleiben."
Generell kann jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren Blut spenden. Mehrfachspender können laut NSTOB nach individueller Entscheidung der Ärzte des DRK-Blutspendedienst bis zu einem Alter von 72 Jahren spenden. Frauen können viermal, Männer sogar sechsmal innerhalb von zwölf Monaten Blut spenden. Zwischen zwei Blutspenden muss ein Abstand von mindestens acht Wochen liegen.
Einen kleinen Lichtblick gibt es immerhin: Am Montag, einem Ferientag, kamen zum Blutspende-Termin in Burg 84 Frauen und Männer. Darunter waren auch drei Erstspender.
Unter den Spendern sind auch Landrat Steffen Burchhardt (SPD), sein Beigeordneter Thomas Barz (CDU) und DRK-Vorstand Andy Martius. Sie wollen mit dieser Aktion auf die Knappheit der Präparate im Sommer aufmerksam machen.
"Das Thema Blutspende liegt mir am Herzen, weil man damit ganz einfach Leben retten kann", sagt Burchhardt. Unter den Blutspendern ist er quasi noch Frischling. "Meine erste Blutspende war vor etwa einem Jahr", gesteht er. "Meine Frau ist mir da ein besseres Beispiel. Sie hat schon als Jugendliche damit begonnen."
"Die Versorgung mit Blutkonserven ist in der Helios Klinik Jerichower Land über das klinikeigene Labor gesichert", erklärte Pressesprecherin Katja Boese auf Volksstimme-Anfrage. Es übernehme die labormedizinische Versorgung von ambulanten und stationären Patienten. Darüber hinaus versorge das Zentrallabor die Patienten mit Blutkonserven und anderen Spezialpräparaten. Sie würden vom Blutspendedienst Dessau hergestellt. Beliefert wird "unsere Klinik täglich mit den benötigten Blutkonserven", erläuterte Boese. Im Durchschnitt werden etwa 120 Blutkonserven pro Monat verbraucht. "Trotz der geringeren Anzahl an Blutspendern im Sommer gab es keine Ausfälle", so Boese. "Dennoch ist es wichtig, dass auch im Sommer Blut gespendet wird."
Und bei Engpässen oder unvorhergesehen Ereignissen? "Dann steht uns von allen Blutgruppen ein Vorrat im hauseigenen Labor zur Verfügung", erläuterte Boese. "Wie lange ein Engpass überbrückt werden kann, ist schwer zu definieren: Das variiert von Patient zu Patient, von Krankheitsbild zu Krankheitsbild und auch von Blutgruppe zu Blutgruppe. Zudem sind Blutkonserven nur etwa 30 Tage haltbar."