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Mischlingshunde Kinderlieb und robust

Zum Tag des Mischlingshundes haben wir mit Familie Giese aus Burg gesprochen, die ihr Herz an so einen Hund verloren hat.

Von Madlen Bestehorn 31.07.2018, 14:02

Burg l Hündin Mila schlendert gemütlich durch die Wohnung von Familie Giese aus Burg. Sie hat geschecktes Fell und überragt Boxer Linny um ein paar Zentimeter. Ihre Mutter ist, laut Tierschutzverein, durch den die Hündin vermittelt wurde, ein reinrassiger Boxer aus Spanien. „Der Vater ist vermutlich ein Galgo (spanischer Windhund)“, erklärt Besitzerin Sandra Giese aus Burg. Ganz sicher sind sie und Sohn Elias sich darüber aber nicht.

Ob der Welpe, den die kleine Familie vor drei Jahren adoptierte, die Eigenschaften eines Boxers oder doch die einer anderen Rasse aufweisen wird, das war vor der Ankunft völlig unklar. „Im Grunde haben wir die Katze im Sack gekauft. Wir wussten nicht einmal, wie groß Mila wird“, gesteht Sandra Giese rückwirkend.

Auch Tierarzt Dr. Markus Weinrich aus Burg kennt das Risiko bei der Adoption eines Mischlingswelpens: „Welche Merkmale das Tier aufweist, kann man nie vorhersagen. Deshalb sind diese Welpen in gewisser Weise wie ein Überraschungsei“, so der Experte. Tierbesitzern erkläre er deshalb immer, dass auch bei Mischungen aus zwei typischen Rassehunden nie vorhersehbar sei, welche Merkmale der Elterntiere wie stark ausgeprägt sind. „Die Natur macht eben, was sie will“, sagt er.

Im Falle von Familie Giese war die Überraschung groß, als sie Mila das erste Mal live sahen: „Wir haben uns schon erschreckt, als Mila mit dem Auto aus Spanien ankam. Bereits im Alter von vier Monaten war sie damals ziemlich groß“, erinnert sich Sandra Giese. Mittlerweile bringt die Hündin stolze 37 Kilo auf die Waage und ist athletisch gebaut. Wäre sie nicht so gut erzogen, könnte der zwölfjährige Elias wohl nicht so einfach mit ihr spazieren gehen.

Auch die neunjährige Boxerdame Linny gehört zur Burger Familie. „Sie ist recht stürmisch. Mila ist hingegen ruhig, ein regelrechtes Sensibelchen“, erklärt die Besitzerin. Ob sich Mila als Wettkampfhund eignet, war nicht von Anfang an klar. Sandra Giese erklärt, dass Elias gerne einen Hund haben wollte, den er trainieren kann. Auf der Seite des Tierschutzvereins entdeckten sie Mila − es war „Liebe auf den ersten Blick“. „Sie oder keine“, sagte Elias damals. Damit war die Entscheidung für den Mischling gefallen.

Voraussetzung für ein erfolgreiches Hundetraining ist laut der Besitzerin ein spielerischer Trieb bei dem Tier. „Bei Boxern ist der normalerweise vorhanden“, weiß sie aus Erfahrung. Auch Mila bringe diese spielerisch-triebige Art glücklicherweise mit und habe große Freude am Rennen und Springen, so Giese.

Elias ist Mitglied im Hundesportverein Burg. Drei Mal die Woche trainiert er mit ihr. „Wir nehmen sogar an Wettbewerben teil“, sagt der Zwölfjährige. Dabei müssen die Tiere Geländeläufe über eine Distanz von 2000 und 5000 Metern absolvieren, seit Kurzem werden auch Staffelläufe, mit mehreren Hunden in einem Team, durchgeführt. Aber auch der Vierkampf sei beliebt, sagt Elias. Dazu gehören Hindernis- und Hürdenläufe sowie eine Slalomstrecke und Übungen zur Unterordnung – klassische Kommandos wie Sitz oder Bleib.

Elias legte bereits mit neun Jahren den Sachkundenachweis ab – und bewies, dass er sich Wissen über Größe, Merkmale und Krankheiten von Hunden aneignen kann. Auch das Verhalten muss Elias richtig einschätzen können, etwa wissen, woran man erkennt, dass ein Hund aggressiv ist.

Mila und er sind mittlerweile ein eingespieltes Team und verstehen sich so gut, dass sie am vergangenen Wochenende gemeinsam den zweiten Platz bei den Deutschen Meisterschaften des Verbandes des Deutschen Hundewesens (VDH) belegten. Angetreten waren sie in der Kategorie Geländelauf über 2000 Meter in der Rubrik der unter 14-Jährigen. In den Sommermonaten nehmen beide etwa einmal im Monat an Wettkämpfen teil.

Der Zwölfjährige hat bei der Arbeit mit Hündin Mila so große Freude, dass er später einmal als Hundeführer bei der Polizei oder beim Zoll arbeiten möchte. „Zum Tag der Berufe habe ich mich über die Bundeswehr informiert und dort erzählt, dass ich mit Mila trainiere“, erzählt Elias. Dass der Zwölfjährige bereits so viel Erfahrung im Hundetraining hat, sei eine gute Voraussetzung, um als Bewerber akzeptiert zu werden, so wurde ihm gesagt.

Mila ist mit ihren drei Jahren bisher „kerngesund“, sagt Sandra Giese. Dass Mischlingshunde allgemein robuster sind, bestätigt Tierarzt Dr. Weinrich. „Reinrassige Hunde sind grundsätzlich anfälliger als Mischlinge, da letztere mehr und unterschiedliche Gesundheitsmerkmale aufweisen. Reinrassige Hunde sind besonders optisch stark gezüchtet und deshalb tendenziell anfälliger“, erklärt der Mediziner.

Eine plattere Nase, wie es etwa bei Mopsen der Fall ist, wirkt sich beispielsweise negativ auf die Atmung der Hunde aus. Davon ist auch Boxer Linny betroffen.

Auf die Lebenserwartung habe die Reinrassigkeit dennoch keinen gravierenden Einfluss, ist sich der Experte sicher. „Dafür ist eher die Größe des Tieres entscheidend – auch bei Mischlingen.“ So würden große Tiere zwischen neun und 13 Jahre alt. Kleinere Hunde hingegen haben durchschnittlich eine Lebenserwartung von 14 bis 16 Jahren.

Linny ist mit ihren neun Jahren die Ältere im Hause Giese. Von Anfang an hat sie sich um den damaligen Welpen gekümmert, erinnert sich Sandra Giese. „Linny hat Mila quasi adoptiert und nun sind sie wie Mutter und Tochter zueinander“, sagt sie. Sie ist mit Hunden aufgewachsen, ihre Eltern hielten Schäferhunde. Sie selbst sei aber ein Boxer-Fan, deswegen suchte sie vor sechs Jahren die damals dreijährige Linny aus.

Auch die neun Monate alte Tochter Lina-Elaine spielt mit den beiden Hunden, die sich von ihr streicheln lassen und endlose Geduld mit dem Kleinkind beweisen. „Beide sind absolute Familienhunde und sehr kinderlieb“, erzählt Sandra Giese. Nur die eigene Größe kann Hündin Mila schlecht einschätzen. „Sie hält sich für ein Schoßhündchen und will ständig kuscheln“, erzählt Elias Giese lachend über die circa 70 Zentimeter große Mila.

Ihre helle Fellströmung sei so auffällig, dass die Familie beim Gassigehen schon mehrfach angesprochen wurde – die Passanten fragten nach der Rasse. Doch Gieses sagen: „Es muss nicht immer ein Rassehund sein.“ Viel entscheidender sei, wofür man den Hund anschaffe – ob als Familien-, Zucht- oder Wachhund. Halter sollten sich vorab über die Wesensmerkmale informieren.