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Verkehrssicherheit Nach der Baumschau kommt die Kettensäge

Von Stephen Zechendorf Aktualisiert: 19.4.2021, 13:56

Möckern. Mitten durch den Wald führt die Kreisstraße 1230 zwischen Möckern und Hohenziatz. Entlang der Straße wachsen Eichen, Linden, Robinien, Buchen, Ahorne, Fichten, Eschen, Erlen, Ulmen und Pappeln.

Nur das Nötigste wegschneiden

Mit einem großen Hubsteiger rückten in den vergangenen Wochen Baumprofis aus Magdeburg den straßenbegleitenden Laubbäumen zu Leibe, welche die Kreisstraße säumen. Ihre Aufgabe: Pflegeschnitte, Totholzbeseitigung, Wiederherstellung des Lichtraumprofils, Beseitigung von baumfremden Bewuchs wie Wasserreißern, Stammauswuchs, Stockaustrieben und - wenn es keine Rettung mehr für den Baum gibt - Fällungen.

Neben Totholz und morschen Ästen waren es vor allem die Misteln, welche nach einem kurzen Schnitt der Motorkettensäge nach unten rasselten. Mit geübtem Blick entscheiden die Mitarbeiter der beauftragten Firma erst aus dem Korb des Hubsteigers, welche Äste gekappt werden müssen. Dabei gelte die Devise, nur das Nötige und nicht zu viel wegzuschneiden, so die Mitarbeiter. Fein säuberlich legen sie die entfernten Äste und Zweige nach Stärke unter dem behandelten Bäumen zusammen, damit die Haufen leichter aufgeladen werden können. Doch es dauerte nicht lange, bis die ersten Bürger in den Haufen „leicht verdientes“ Feuerholz erkannten und die dicksten Äste auf Anhänger und in den Kofferraum beförderten.

Jährliche Baumschauen an den Kreisstraßen

Der Landkreis Jerichower Land führt als Straßenbaulastträger jährlich Baumschauen an Kreisstraßen durch. „Dabei wird unter anderem festgestellt, welche Bäume sich in einem kranken oder schief stehenden Zustand befinden und somit eine Verkehrsgefährdung darstellen“, informiert Kreissprecherin Claudia Hopf-Koßmann auf Volksstimme-Nachfrage: „Die Bäume, die sich auf landkreiseigenen Grundstücken befinden, werden dokumentiert und fachlich gemeinsam mit einem Baumwart und mit der Unteren Naturschutzbehörde bewertet.“ Im Rahmen einer jährlichen Ausschreibung werde daraufhin mit geeigneten Maßnahmen die von diesen Bäumen ausgehende Verkehrsgefährdung beseitigt.

„Bei den jährlich durchgeführten Baumschauen wird festgelegt, welche Maßnahmen an welchen Straßenabschnitten zwingend notwendig sind“, erklärt Claudia Hopf-Koßmann weiter. In die Baumschau ist das gesamte Kreisstraßennetz einbezogen. So wird auch die K 1230 jedes Jahr bei der Baumschau begutachtet. In den letzten Jahren seien dort mehrfach verkehrsgefährdendes Totholz aus den Baumkronen entfernt und Pflegeschnitte durchgeführt worden, heißt es.

Nicht immer Ersatz an der gleichen Stelle

Der Landkreis Jerichower Land ist dabei nur für die Straßen verantwortlich, welche in seiner Baulast stehen, also Kreisstraßen. Die Baumschau umfasst die Bäume, welche sich im Seitenbereich dieser Kreisstraßen befinden und eigentumsrechtlich dem Landkreis zuzuordnen sind. Die Unterhaltung von Bundesstraßen und Nebenflächen obliegt dagegen den Landesstraßenbauämtern. Eigentümer ist hier die Bundesrepublik Deutschland.

Ist im Falle von Fällungen ein Ersatz an gleicher Stelle geplant? Nicht immer, antwortet die Landkreissprecherin: „Ersatzpflanzung werden im jeweiligen Baumschauprotokoll dokumentiert. An gleicher Stelle ist eine Ersatzpflanzung nicht immer möglich, weil ein gewisser Abstand zur Straße eingehalten werden muss. Dieser Abstand hat sich im Gegensatz zu früher durch eine neue Gesetzesregelung vergrößert.“ Aus diesem Grund würde eine Ersatzpflanzung an gleicher Stelle häufig als Gefährdung der Verkehrssicherheit zählen. „Eine Vergrößerung des Abstandes der Pflanzung zur bestehenden Straße ist in Bezug auf Grundstücksverhältnisse nicht immer umsetzbar. In solchen Fällen müssen Ersatzpflanzungen an anderen Orten durchgeführt werden“, so Hopf-Koßmann.

Ganz unten wurde die Kettensäge etwa an der Kreisstraße zwischen Loburg und Wendgräben angesetzt. Die Begründung dafür aus dem Landkreis: „Bei der Baumschau 2020 wurden in dem betreffenden Bereich mehrere Bäume festgestellt, die sich in einem vertrockneten/abgestorbenen Zustand befanden und eine Gefahr für die Verkehrssicherheit darstellten. Eine Fällung zur Gefahrenbeseitigung war daher notwendig. Die vermehrten Fällungen sind auf die Dürre der letzten Jahre zurückzuführen, welche zu starken Vertrocknungen und einem Absterben der Bäume führte.“

Für Außenstehende mögen die Bäume völlig gesund ausgesehen haben. Dazu sagt die Kreissprecherin: „Mitunter wirken Bäume auf den ersten Blick gesund, dennoch kann sich bei näherer Begutachtung beispielsweise eine weit vorangeschrittene Stammfäule zeigen, die eine Fällung des Baumes erforderlich macht.“

Fällungen nur das „letzte Mittel“

Fällungen - so die Sprecherin - würden nur dann und „als letztes Mittel“ durchgeführt, wenn es keine anderen Möglichkeiten mehr gibt, die Verkehrsgefährdung abzustellen: „Die Baumschauen finden mit größtmöglicher Sorgfalt statt und werden durch geschultes Fachpersonal und die Untere Naturschutzbehörde begleitet.“

Wenn eine straßenbegleitende Baumreihe bei der Naturschutzbehörde als Allee eingetragen ist, werde diese Allee, wenn möglich, durch Nachpflanzungen an gleicher Stelle erneuert. Diese Ersatzpflanzungen würden zeitnah durchgeführt, wenn möglich im ersten oder zweiten Folgejahr der Fällung.