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Nahverkehr Schutz für Fahrer und Gäste

Die Corona-Pandemie hat Einfluss auf die Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land. In den Busse werden nun Trennwände nachgerüstet.

Von Thomas Pusch 23.11.2020, 00:01

Burg/Genthin l 80 Prozent der Fahrgäste der Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land (NJL) sind Schüler. So wurde ein großes Loch in die Kasse gerissen, als im Frühjahr die Schulen geschlossen wurden, nicht nur die Schüler zu Hause blieben, sondern auch so gut wie niemand sonst an den Haltestellen wartete.

Seit den Sommerferien bewegt man sich in Richtung Normalbetrieb und so blickten NJL-Geschäftsführer Thomas Schlüter und Prokuristin Daniela Kramper beim Gespräch mit der Volksstimme schon wieder optimistischer in die Zukunft.

Zu unterschätzen sind die roten Zahlen dennoch nicht. Auf 500 000 Euro bezifferte Schlüter den Verlust durch die Zwangspause der Schulen, zudem sei der sogenannte Jedermannverkehr noch nicht wieder auf dem Niveau wie vor der Pandemie. Zu den entgangenen Einnahmen kommen auch noch Ausgaben. Die Reinigungsfrequenz wurde erhöht, Masken angeschafft, um Fahrgästen ohne Mund-Nasen-Schutz auszuhelfen, Desinfektionsmittel wurden gekauft, ebenso Hygienetücher.

Die Maskendisziplin sei in Ordnung, sagte Schlüter. Im September sei auch die Burger Polizei zwei Wochen lang in Bussen mitgefahren, um die Maskenpflicht zu kontrollieren. Bis auf einzelne Ausnahmen habe es keine Beanstandungen gegeben. Busfahrer hatten sich jüngst an die Volksstimme gewandt, und beklagt, dass es zunehmend Fahrgäste mit einer ärztlichen Befreiung von der Maskenpflicht gebe. „Aber die gefährden doch dann mich“, meinte einer von ihnen. Doch zur Beförderungspflicht sieht der NJL-Geschäftsführer keine Alternative. „Man kann doch nicht jemanden diskriminieren, weil er ein Handicap hat, und stehen lassen“, meinte er.

Die Besorgnis versteht er allerdings auch. Derzeit werden Glaswände an den Fahrerkabinen eingebaut. „Sieben Busse in Burg sind schon damit ausgerüstet, neun in Genthin“, sagte Schlüter. Bis zum Jahresende sollen alle rund 60 Busse über eine Trennscheibe verfügen. Insgesamt gibt die NJL rund 60 000 Euro dafür aus. Für Schlüter eine sinnvolle Investition. „Die erfüllen auch nach Corona noch einen Zweck“, sagte er. Zudem könnten jetzt von der Maske befreite Fahrgäste vorne platziert werden. Die Sitze waren zum Schutz des Fahrers gesperrt.

Doch nicht nur die Pandemie machte der NJL zu schaffen. Zu Beginn des Schuljahres wurde Kritik am Schülerverkehr laut, übervolle Busse bemängelt und Schüler, die an Haltestellen einfach stehengelassen worden sein sollen. Zum einen sei es zwar laut Schlüter nicht unüblich, dass nach den Sommerferien noch nicht alles reibungslos laufe, zum anderen habe sich in diesem Jahr in die Kritik auch die Angst vor einer Infektion mit dem Virus gemischt. Das sei nachvollziehbar, letztlich sei der Bus aber kein Ansteckungs-Hotspot. Es gehe mehr um ein theoretisches Wohlfühlen, doch bis zu welcher Fahrgastzahl solle das anhalten – 20, 30?

„Wir haben die Beschwerden aber aufgegriffen und danach Fahrgäste gezählt, Mitarbeiter der NJL sind auch in Bussen mitgefahren, um sich ein Bild von der Situation zu machen“, sagte Daniela Kramper, die auch Verkehrsleiterin bei der NJL ist. Mit einer Umverteilung von Bussen sei dann die benötigte Lockerung erreicht worden.

Zwei 15 Meter lange Busse, die eine Kapazität von rund 120 Fahrgästen haben, wechselten vom Genthiner in den Burger Bereich, in Genthin wurden dafür zwei 12-Meter-Busse, die etwa 80 Fahrgäste befördern können, stationiert. Damit sei auch die Flexibilität der NJL ausgeschöpft, wie Schlüter anmerkte.

Neue Busse könnten derzeit nicht finanziert werden, sogenannte Verstärkerbusse von anderen Unternehmen, beispielsweise von Reiseveranstaltern, stünden nicht zur Verfügung. Und schließlich müssten die zusätzlichen Fahrzeuge auch von jemandem gelenkt werden. „Und ganz ehrlich“, so Schlüter, „diese Fahrer sind überhaupt nicht auf dem Markt“.