1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Wöhlings jagen mit Kamera und Fernglas

EIL

Naturfilmer Wöhlings jagen mit Kamera und Fernglas

Die Geheimnisse aus der Natur unserer Wälder zaubern Antje und Thomas Wöhling in Tucheim auf eine riesige Leinwand.

Von Falk Heidel 22.12.2016, 05:00

Tucheim l Gibt es einen weißen Hirsch? Gibt es einen säugenden Rothirsch mit Geweih? Wer sich für solche Themen interessiert, könnte Antje und Thomas Wöhling stundenlang zuhören. Und zusehen! „Ja, es gibt tatsächlich weiße Hirsche“, sagt Thomas Wöhling. Die Erlebnisse aus zwei Jahren Naturschauspiel hat seine Frau Antje zu vier Filmen verarbeitet, die das Paar am 7. und 8. Januar in der Tucheimer Gaststätte „Zum Fiener“ präsentieren werden.

„Wir zeigen den Menschen die Schönheiten der Natur“, sagt Antje Wöhling. Und Thomas empfiehlt: „Schaltet das Handy auf leise, taucht in die Natur ein und lasst die Seele baumeln.“ Schon zum elften Mal bitten die Wöhlings dazu in einen Saal, der naturnah ausgeschmückt sein wird. Erleben können die Besucher zudem diverse Tierpräparate, eine Trophäenschau, einen Kettensägekünstler und 15 Abwurfstangen eines elf Jahre alten Rothirschs. Die jüngeren Gäste dürfen mit Naturmaterial basteln.

Rothirsch ist für Thomas Wöhling ein perfektes Stichwort, wenn er von der Erlebnissen der vergangenen zwei Jahre erzählt: „Ich war vier Stunden lang auf einem Ansitz und habe dabei unfassbare 52 Rothirsche beobachtet.“ Ein solches Schauspiel erleben die Wöhlings nicht vor der Haustür im Jerichower Land. Meist sind sie unterwegs im Süden Sachsen-Anhalts oder in Brandenburg. Aus seiner Sicht ist die Jagd, wie sie hier oft praktiziert wird, ethisch nicht vertretbar: „Wir sitzen in Gebieten, wo nicht jedes Stück Wild gnadenlos gejagd wird. Und wir beobachten Dinge, die viele Jäger hier bei uns niemals zu Gesicht bekommen.“

Antje und Thomas Wöhling sind auf der Pirsch mit Fernglas, Kamera und Stativ. Sie sagt: „In der Natur bin ich ein ganz anderer Mensch.“ Als die Hochzeit ihrer Jagd nach lebendigen Bildern bezeichnen sie die Brunftzeit von Rot- und Damwild im September und Oktober. Im Frühjahr des vergangenen Jahres haben sich beide um Muffelwild gekümmert. Entstanden sind einzigartige Aufnahmen der Widder mit ihren Lämmern. Diese Tiere werden in unseren Breiten immer seltener. „Einen Anteil daran haben der Luchs und Wolf“, sagt Antje Wöhling. Aus ihrer Sicht müssen wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass uns der Wolf beim Joggen oder spazieren gehen jederzeit begegnen kann: „Ich gehe im Dunkeln nicht mehr allein in die Natur. Das war vor wenigen Jahren noch anders.“

Fünf Wölfe hat Thomas Wöhling im vergangenen Jahr vor die Kameara bekommen (werden auch in Tucheim gezeigt): „Das war auf einem Ansitz im Brunftgebiet.“ Dabei ist es schwierig, den Wolf zu lokalisieren. Antje Wöhling erzählt: „Während andere Jäger verweilen, steht der Wolf nicht still. Er ist bis zu 50 Kilometer in einer Nacht unterwegs.“

Doch bei der Naturshow in Tucheim geht es nicht nur um Raubtiere: Unbeobachtet fühlen sich Eisvogel, Hirschkäfer, Raupen, Schmetterlinge oder Eiskristalle. Eher zufällig ist Antje Wöhling eine Wildkatze vor die Lise gelaufen. Und gibt es einen säugenden Rothirsch mit Geweih? „Die Antwort verraten wir in Tucheim“, sagen die Wöhlings mit einem Augenzwinkern.