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One Billion Rising Virtueller Tanz gegen Gewalt

Am 14. Februar ist nicht nur der Valentinstag, sondern auch ein Aktionstag, der allerdings nichts mit Romantik zu tun hat.

Von Nicole Grandt 30.01.2021, 00:01

Burg l  An diesem Tag findet auch One Billion Rising statt. Diese Aktion soll auf Gewalt und Unterdrückung gegenüber Frauen aufmerksam machen. In diesem Jahr hat allerdings auch das Coronavirus seine Spuren hinterlassen, und so musste das übliche Konzept überdacht werden.

One Billion Rising bedeutet normalerweise, dass zahlreiche Frauen sich überall auf der Welt zu Gruppen zusammenfinden und einen Tanz aufführen, um die Aufmerksamkeit auf Themen wie Gewalt und Unterdrückung zu lenken. Doch am 14. Februar dieses Jahres kann dies nicht wie gewohnt stattfinden, denn noch immer grassiert das Coronavirus und eine Tanzveranstaltung mit vielen Menschen ist nicht möglich. Ausfallen soll der Aktionstag allerdings dennoch nicht. Er wird stattfinden, wenn auch auf digitalem Wege.

Die Partnerschaft für Demokratie Burg und südliches Jerichower Land ruft deswegen zu einer digitalen Tanzaktion auf. Dafür sollen Personen, die teilnehmen möchten, sich beim Tanz zum Song Break the chain filmen und es der Partnerschaft für Demokratie senden. „Der Song war bei den Teilnehmerinnen im Jerichower Land in den vergangenen Jahren sehr beliebt, deswegen haben wir uns entschieden, zu diesem Song tanzen zu lassen“, erklärt Nour Muchtar-Kühne, Koordinatorin von „Partnerschaft für Demokratie“ Burg und südliches Jerichower Land. „Wir haben mit mehreren Akteuren darüber gesprochen, die in den vergangenen Jahren aktiv waren.“ Der Song ist einer von mehreren Musikstücken, die anlässlich von One Billion Rising geschrieben und interpretiert wurden.

Zum Filmen der jeweiligen Tänze ist kein professionelles Equipment nötig. „Es reicht absolut aus, mit dem Smartphone zu filmen, es muss keine HD-Aufnahme sein. Die Dateien können uns dann per Mail oder WhatsApp zugeschickt werden“, erläutert die Koordinatorin. „Wir wollen keine hohen technischen Erwartungen an die Aufnahmen stellen, sodass auch wirklich jeder mitmachen kann.“ Die Videodateien sollten bis zum 5. Februar eingeschickt werden.

Die Einteilung, dass sich einzelne Städte oder Landkreise an dem Aktionstag beteiligen, wird trotz der besonderen Situation beibehalten, nur wird am Ende eben kein Tanz-Flashmob zu sehen sein, sondern ein Video, das dann am 14. Februar online gestellt wird. „Das wird in jeder Region etwas unterschiedlich umgesetzt. In Magdeburg gibt es zum Beispiel einen anderen Song und auch einen anderen Tanz. Das ist in ganz Deutschland unterschiedlich.“ Die virtuelle Tanzaktion wird dann auf der Website von One Billion Rising zu sehen sein und auf den Internet- und Social-Media-Auftritten der Partnerschaft für Demokratie. Personen, die sich nicht trauen zu tanzen oder vielleicht nicht die komplette Choreographie hinbekommen, können sich aber trotzdem beteiligen. Die Tanzschritte können auch vereinfacht oder verkürzt dargestellt werden. Die Anleitung zum Tanz gibt es auf der Videoplattform YouTube unter dem Titel „How to: Break the Chain Choreography“.

Obwohl das Thema Gewalt und Unterdrückung immer im Vordergrund steht, gibt es auch jedes Jahr ein zusätzliches Motto. Dieses lautet für 2021 „Rising Gardens – Rising für Women and Mother Earth”. Dieses Thema wurde auch durch die Pandemie beeinflusst. Auf der Website der Aktion wird die Wahl des diesjährigen Mottos so begründet: „Die Covid-19-Pandemie hat die zerstörerischen Adern des Neoliberalismus, des Kapitalismus, des Rassismus, des Faschismus und des Patriarchats schnell aufgerissen und gewalttätige und kaputte Systeme aufgedeckt, die uns viel zu lange aufgezwungen wurden. Mit jedem Tag sehen wir, dass die Mehrheit der Menschen, die sterben, diejenigen sind, die historisch ausgebeutet, unterdrückt, ausgegrenzt und aufgrund von Rasse, Geschlecht, Klasse und Kaste diskriminiert wurden.“

Der Aktionstag One Billion Rising wurde 2021 von Eve Ensler aus New York ins Leben gerufen. Sie wollte darauf aufmerksam machen, dass laut einer UN-Statistik jede dritte Frau in ihrem Leben vergewaltigt oder Opfer einer schweren Körperverletzung wird. Enslers Idee verbreitete sich in den folgenden Jahren auf der ganzen Welt. Inzwischen gibt es über 200 Länder, die sich beteiligen. In großen Städten wie Berlin, Hamburg oder München kommen normalerweise Tausende Personen zusammen, um zu demonstrieren, zu informieren, aber auch zu tanzen.

Dass der Aktionstag nötig ist, zeigen die Zahlen, die Gewalt gegen Frauen und Mädchen belegen. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 135 Frauen durch ihre Partner oder ehemaligen Partner getötet. Somit stirbt in Deutschland alle 72 Stunden eine Frau durch Gewalt in der Partnerschaft. Hinzu kamen 15 Kinder, die in diesem Rahmen ebenfalls Opfer dieser Verbrechen wurden. Weitere 63 Frauen wurden lebensgefährlich verletzt. Fünf Frauen werden noch vermisst, es ist möglich, dass auch sie durch einen Partner getötet wurden. Hierbei handelt es sich um die offiziellen Zahlen, die von der Polizei veröffentlicht wurden. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Dunkelziffer sehr viel höher ist, denn viele Frauen zeigen einen gewalttätigen Partner nicht an. Mit One Billion Rising soll auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht werden. Die Opfer der Taten sollen vor allem sehen, dass sie nicht allein sind, sich nicht dafür schämen müssen, Gewalt erfahren zu haben und dass es Unterstützung gibt.