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Ortsumhgehung Suche nach konfliktärmster Variante

Zur geplanten Ortsumgehung B 184n liegen Planungsergebnisse vor, zu denen jeder Biederitzer seine Forderungen und Anregungen äußern kann.

Von Anke Reppin 20.02.2021, 00:01

Biederitz l Vier mögliche Varianten der Ortsumfahrung Heyrothsberge-Königsborn-Menz-Wahlitz hatte die Landesstraßenbaubehörde (LSBB) im Juni 2019 vorgestellt. Nun sind diese Varianten näher untersucht worden. Die Ergebnisse der Untersuchungen können Interessierte online oder auch vor Ort bei der Landesstraßenbaubehörde, Regionalbereich Mitte, einsehen. Wer Anregungen oder Einwände hat, der kann diese bis zum 31. März dieses Jahres an die Landesstraßenbaubehörde oder an die Gemeinde Biederitz übermitteln.

Ihren Ergebnissen voran stellt die Landesstraßenbaubehörde, dass die Ortsumfahrung im „vordringlichen Bedarf im Bundesverkehrswegeplan und somit in die höchste Dringlichkeitsstufe eingeordnet“ sei. Sie solle den vorhandenen Innerortsverkehr der Ortschaften „vom Durchgangsverkehr entflechten, eine Beruhigung der Ortskerne erwirken und das überregionale Verkehrsaufkommen aus den Ortskernen führen“, heißt es unter www.lsbb.sachsen-anhalt.de/projekte/b-184-ortsumfahrung-wahlitz-menz-koenigsborn-heyrothsberge/. Hier finden sich grundsätzliche Informationen zum Projekt, der genaue Verlauf der vier Varianten, Zahlen, Daten und Fakten zum Projekt sowie zum Ablauf des zurzeit laufenden Beteiligungsverfahrens.

In einem Schreiben an die Bürger der betroffenen Orte erklärt Andreas Boehle, Fachbereichsleiter Planung und Entwurf im Regionalbereich Mitte der LSBB, der Planungsauftrag beinhalte „die unvoreingenommene Untersuchung aller denkbaren Trassen im Untersuchungsraum“. Dies sei unter anderem erforderlich, weil spätestens bei der Beantragung des Baurechts der Nachweis erbracht werden müsse, „dass unter Beachtung aller Belange und in Abwägung entgegenstehender Interessen die geeignetste und konfliktärmste Variante ausgewählt und geplant wurde“, so Boehle. Der Fachbereichsleiter erklärt weiter, dass im Verlauf des Jahres 2019 „die umweltseitigen Untersuchungen“ und „die Befragung der zuständigen Stellen bezüglich vorhandener Daten und Unterlagen sowie zu weiteren Hinweisen und Forderungen hinsichtlich der Straßenplanung“ vorangebracht worden seien. An mehreren Stellen des vorhandenen Straßennetzes seien zudem Verkehrszählungen durchgeführt worden.

In den Unterlagen der Vorplanung finden sich nun Übersichtskarten, Trassenbeschreibungen, Informationen zu Umweltverträglichkeitsstudien und Verkehrsprognosen, je nach Variante. Demnach wird die Ortsumfahrung eine Länge zwischen 8,9 und 11,6 Kilometer haben. Die Kosten sollen sich auf etwa 34,1 Millionen Euro belaufen. Das ist allerdings der Stand des Jahres 2014 und berücksichtigt die Kosten für die so genannte Bahnübergangsbeseitigung, also beispielsweise eine Brücke über den Bahnübergang Heyrothsberge, noch nicht. Die Kosten dürften sich mittlerweile vervielfacht haben.

Je nachdem, welche Variante umgesetzt wird, werden zwischen zwölf und 18 Brücken im Verlauf der Ortsumfahrung errichtet.

Prognostisch rechnen die Planer im Jahr 2030 auf der Strecke werktags mit durchschnittlich 12.200 bis 18.300 Kraftfahrzeugen am Tag, davon etwa zehn Prozent Lkw. Die Verkehrsentlastung in den betroffenen Orten soll dann zwischen 5500 und 14.900 Fahrzeugen am Tag liegen – je nach Streckenabschnitt und Variante.

Als Besonderheiten bei der Planung der Ortsumgehung erachten die Planer das Überschwemmungsgebiet von Ehle, Alte Ehle Gübs und Polstrine, die Beseitigung des Bahnübergangs bei Heyrothsberge und die Entlastung des Bahnübergangs Königsborn am heutigen Knotenpunkt der Bundesstraßen 246 und 184.

Aus den von der Landesstraßenbaubehörde zur Verfügung gestellten Unterlagen können Interessierte ersehen, welche Länge, mit welcher Verkehrsentlastung und wie vielen Brückenbauwerken jede der vier Varianten mit sich bringen würde. Sie erfahren auch, wie viel Hektar Fläche für den Bau einer Variante versiegelt werden müssten.

Auf Basis der Umweltuntersuchungen hat die Landesstraßenbaubehörde eine so sogenannten Raumwiderstandkarte erarbeitet. Dieser Raumwiderstand ist für die Planer ein Maß für ihre Entscheidungen. Ist er besonders hoch, dann handelt es sich um besonders konfliktbehaftete Bereiche, das heißt Bereiche, in denen Umwelt, Mensch, Tiere, Wasser und Boden oder andere Gegebenheiten durch den Bau der Ortsumgehung besonders betroffen wären. Ziel sei es, erklärt Andreas Boehle, „die Straße durch möglichst konfliktarme Korridore zu führen“.

Der Biederitzer Gemeinderat hatte sich für einen Streckenverlauf der Ortsumgehung ausgesprochen, der südlich von Heyrothsberge beginnt und dann zwischen Klein Gübs und Gübs hindurchführt (Variante 4, siehe Karte). Sehr hohe Raumwiderstände zeigen sich bei dieser Variante gleich an ihrem Anfang, südlich von Heyrothsberge. Hier ist ein Schutzgebiet nach Naturschutzrecht angesiedelt. Darüber hinaus ein so genannter Freiraum mit Erholungsbedeutung für die Menschen.

Die Raumwiderstandsklasse II (hoch) findet sich zwischen Klein Gübs und Gübs. Darüber hinaus stehen hier Flächen zum Teil nur eingeschränkt zur Verfügung. Laut Legende der Raumwiderstandskarte heißt das, hier gibt es beispielsweise genehmigte Abbaugebiete, Gewerbeansiedlungen oder Sondergebiete für die Landwirtschaft.

Allerdings: Nicht nur bei der Vorzugsvariante der Gemeinde Biederitz ist der Raumwiderstand sehr hoch oder hoch. Die gesamte Karte des für die Ortsumgehung untersuchten Gebietes leuchtet fast ausschließlich rot und orange – für sehr hohe oder hohe Raumwiderstände. Nur wenige Flecke sind gelb abgebildet, was bedeutet, dass hier der Raumwiderstand „mittel“ ist.

Die Landesstraßenbaubehörde habe aufgrund der vorhandenen Überschwemmungsgebiete eine Sonderuntersuchung in Auftrag gegeben, so Boehle. Die Ergebnisse würden in Kürze erwartet.

Mit den vorgelegten Unterlagen werde „interessierten Bürgern“ Gelegenheit gegeben, sich mit dem derzeitigen Planungsstand zu den einzelnen Trassenvarianten zu beschäftigen sowie „Hinweise, Meinungen und Forderungen an die Straßenplanung“ heranzutragen, so der Fachbereichsleiter.