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Pandemie Studium im Schatten von Corona

Studentin Lisa Brand aus Gommern stand vor ihren Abschlussprüfungen ihres Masters. Das wurde auch durch das Coronavirus nicht leichter.

Von Nicole Grandt 03.06.2020, 06:00

Gommern/Magdeburg l Lisa Brand aus Gommern steckt mitten in den Vorbereitungen für die Verteidigung ihrer Masterarbeit, als das Coronavirus die Welt und damit auch die Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg stilllegt. Dort studierte sie in den vergangenen fünf Jahren und wollte nun die Prüfungen für den Master of Arts im Fach Sozialwissenschaften ablegen. „Meine Masterarbeit habe ich über das Thema Einsamkeit geschrieben. Als ich im vergangenen Jahr damit angefangen habe, wusste ich noch nicht, wie aktuell das Thema durch die Pandemie werden würde“, erinnert sie sich. Ihre Verteidigung – ein mündliches Examen, in der die Korrektoren der Abschlussarbeit die Studierenden noch einmal auf Herz und Nieren prüfen – war eigentlich für den 26. März vorgesehen. Doch diese konnte dann wegen der Schließung der Universität nicht stattfinden.

Die Prüfung war letztendlich erst Mitte Mai. „Die Verteidigung wurde immer und immer wieder verschoben“, so Lisa Brand. Eine schwierige Situation für sie. „Ich hatte mich ja eigentlich auf den Termin im März eingestellt und war entsprechend vorbereitet und dann musste ich mich Wochen später erst wieder einlesen. Um die Zeit zu überbrücken, hatte sie eigentlich vor gehabt, noch einige Seminare zu besuchen, um sich weiterzubilden. Aber auch das war nicht möglich. „Es finden ja derzeit an der Uni gar keine Veranstaltungen statt, keine Seminare oder Vorlesungen. Stattdessen gibt es Online-Angebote.“ Doch diese funktionieren nach den Berichten ihrer Kommilitonen auch nur notdürftig. „Ich habe eine Freundin, die Wirtschaftswissenschaften studiert. Sie kann derzeit auch nur über Zoom online an Veranstaltungen teilnehmen. Vor allem vermisst sie die Tutorien, in denen sonst viel erklärt wird“, berichtet die Master-Absolventin.

Nachdem das Land Sachsen-Anhalt einige Lockerungen zuließ, konnte nun auch Lisa Brand ihre mündliche Prüfung ablegen. „Das war eine seltsame Situation“, erinnert sie sich. Die beiden Prüfer saßen weit entfernt in den Ecken des Raumes und sie befand sich auch deutlich entfernt vor der Tafel im Prüfungsraum. „Es war ziemlich unpersönlich.

Nach der bestandenen Verteidigung konnten mir meine Prüfer nicht einmal die Hand geben und einer fing gleich damit an, den Raum zu desinfizieren, damit dann der nächste Prüfling an die Reihe kommen konnte.“ Auch wenn ein Studienabschluss eigentlich eine große Leistung ist und ein Grund zum Feiern, ist Lisa Brand derzeit nicht unbeschwert. Denn nun steht die Suche nach einer Anstellung an. „Die ersten Bewerbungen habe ich schon im vergangenen Sommer geschrieben. Aber da ich zu der Zeit noch kein Master-Zeugnis hatte und auch noch nicht definitiv sagen konnte, wann genau mein Studium beendet sein würde, habe ich da nur Absagen bekommen.“ Zu Jahresbeginn wurde die Suche konkreter und aussichtsreicher, als ein Ende des Studiums in Sicht war und sie ihre schriftliche Abschlussarbeit eingereicht hatte. Doch dann kam das Coronavirus dazwischen. „Es war ja schon vorher nicht so einfach, als Geisteswissenschaftlerin mit wenig Berufserfahrung etwas zu finden, aber die Pandemie hat es noch mal deutlich schwieriger gemacht“, zeigt sie sich besorgt. Viele Unternehmen hätten ihre Stellenausschreibungen zurückgezogen, weil sie plötzlich nicht mehr wussten, wie es weitergehen würde oder ob geplante Projekte durchgeführt werden könnten. „Im März und April war da eine richtige Flaute, da wurde so gut wie gar keine Stelle ausgeschrieben und viele Angebote bestanden plötzlich nicht mehr. Ich glaube, jetzt wird es langsam wieder etwas besser, weil sich die Unternehmen mit der Situation einigermaßen arrangiert haben und sie ja auch in die Zukunft blicken müssen“, hofft sie auf eine baldige Zusage. Mehrere Vorstellungsgespräche hatte sie bereits. „Eines auch mit Mundschutz, das war schon ziemlich befremdlich, weil ich die Mimik der Personen nicht sehen konnte und so auch nicht gut einschätzen konnte, ob es ihnen gefallen hat, was ich von mir und meinen Qualifikationen berichtet habe.“

Sie ist sich bewusst, dass sie in einer sehr ungünstigen Zeit ihren Abschluss gemacht hat. „Ich dachte wirklich, es geht schneller, eine Anstellung nach dem Studium zu finden und die Konkurrenz um die wenigen offenen Stellen ist groß.“ Am liebsten würde sie im Gleichstellungsbereich arbeiten. „Ich habe schon während meines Studiums bei einem Projekt gearbeitet, das unter anderem Studenten mit Kindern unterstützt. In der Tätigkeit habe ich wirklich einen Sinn gefunden. Das würde ich gern weiter machen.“ Die derzeitige Situation beschreibt sie als kräftezehrend. „Ich möchte nach dem Studium doch jetzt etwas Sinnvolles machen und richtig durchstarten.“ Normalerweise findet sie Ausgleich im Sport. „Ich mache Cheer-Dancing, aber unsere Gruppe konnte sich jetzt auch nicht treffen und ich mache lieber Sport in der Gruppe als allein und unser angestrebtes Ziel – ein Auftritt im Winter – wird auch nicht stattfinden, also haben wir gerade auch nichts, wofür wir trainieren können.“

Trotz der schwierigen Situation will sie sich aber nicht unterkriegen lassen. „Es hilft ja nichts. Es ist gerade für Studenten, Absolventen und Berufseinsteiger eine sehr ungünstige Zeit. Aber wir können ja nur versuchen, das Beste daraus zu machen.“