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Petition Methadon zur Krebsbehandlung gefordert

Soll die Wirkung des Schmerzmittels Methadon bei der Krebsbehandlung erforscht werden? Eine Bundestagspetition fordert dies.

Von Andreas Mangiras 02.08.2018, 07:00

Burg/Jerichow/Ulm l Im wahrsten Sinne von Pontius zu Pilatus ist Katja Olschewski für diesen Erfolg in den letzten Wochen gelaufen. Eine vom Erbacher Alexander Schaible initiierte Bundestagspetition zum Einsatz des Schmerzmittels Methadon in der Krebsbehandlung hat innerhalb von knapp zehn Wochen 53.570 Stimmen erreicht. Allein rund 1500 Unterschriften sammelte die aus Jerichow stammende Katja Olschewski (33) mit Freunden und Unterstützern. „Ich freue mich riesig“, sagt die junge Frau, die inzwischen in Burg lebt.

Die Zahl bedeutet, dass sich der Petitionsausschuss des Bundestages ernsthaft mit dem Anliegen befassen muss. Das für einen Erfolg geforderte Quorum beträgt 50.000 Unterstützer. Wann das passieren wird, ist bisher offen. Es ist noch parlamentarische Sommerpause.

„Die Tagesordnung für die Sitzung des Petitionsausschusses im Oktober ist voll. Wir sind noch nicht dabei“, sagt Initiator Schaible. „Wir haben es aber bis hierher geschafft“, freut er sich, dass die erste große Hürde genommen wurde, dass Problem zu thematisieren. Nun will Schaible dem Ausschuss noch weiteres fundiertes Material zukommen lassen.

„Die Petition wird zwei Berichterstattern zugeleitet, die sich mit dem Anliegen beschäftigen und dem Ausschuss dazu eine Beschlussempfehlung übermitteln“, erläuterte Sven Göran Mey aus der Pressestelle des Bundestages. „Der Petitionsausschuss fertigt dann eine Beschlussempfehlung für das Plenum des Bundestages, der schließlich darüber abschließend entscheidet.“ Wann das sein wird, ist noch offen.

Worum geht es? In langjährigen Untersuchungen mit austherapierten Krebspatienten hat die Ulmer Chemikerin Dr. Claudia Friesen vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Ulm herausgefunden, dass Methadon in der Kombination mit Chemo- oder Strahlentherapien das Wachstum von Krebszellen hemmt oder der Krebs sogar ganz verschwindet.

Methadon wird seit Jahren erfolgreich auch zum Entzug von Drogen genutzt, seine Patentrechte sind abgelaufen. Da sich der Wirkstoff nicht mehr als Neuentwicklung vermarkten ließe, sei das wirtschaftliche Interesse von Unternehmen gering, heißt es in der Petition. Um belastbare Ergebnisse für eine medizinische Zulassung des Mittels zu erhalten, ist Zeit und Geld erforderlich. Klinische Studien dafür benötigen ein bis zwei Jahre und kosten zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro.

Hier haben Petitionsinitiator Schaible und seine Unterstützer, unter anderem eben auch Katja Olschewski, eingehakt. „Jeder kennt aus Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis schlimme Krebsschicksale“, sagt Katja Olschewski. Um ihn zu bekämpfen, Leid zu lindern oder sogar Krebs zu heilen, sollte jede Chance ergriffen werden. „Und wenn es nur hilft, die Lebensqualität zu verbessern, wäre schon viel geholfen.“

In Medizinerkreisen ist das Thema umstritten. Es wird auch vor falschen Hoffnungen gewarnt. Der Einsatz von Methadon bringe etliche unerwünschte Nebenwirkungen mit sich.

„So lange der Nutzen aber völlig unklar ist, sollte Methadon nicht gegen Krebs eingesetzt werden.“ Diesen gemeinsamen Standpunkt vertreten die Bundesärztekammer und die kassenärtzliche Bundesvereinigung. „Es gibt keine guten Studien dazu.“

„Wir sind der festen Überzeugung, dass es den Patienten nicht hilft“, sagte Wolfgang Wickert, Hirntumorspezialist am Universitätsklinikum Heidelberg und Sprecher der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft, jüngst im Deutschlandfunk.

„Aus unserer Sicht sind endlich ernsthafte klinische Studien nötig“, sagt Dr. med. György Irmey, Ärztlicher Direktor der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr (GfBK). „Angesichts der großen Not vieler Krebspatienten in fortgeschrittenen Stadien ihrer Erkrankung halten wir es für unbedingt notwendig, dass jeder erfolgversprechende therapeutische Ansatz gezielt wissenschaftlich erforscht wird. Umso mehr, wenn es kein wirtschaftliches Interesse von Unternehmen gibt, in die Forschung von Methadon zu investieren.“

Über die Deutsche Krebshilfe wird derzeit eine Studie angestrebt, um die Wirkung in der Krebstherapie zu überprüfen. Mit Ergebnissen wird nicht vor dem Jahr 2022 gerechnet.