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Plage Nutrias richten große Schäden an

Die Nutrias werden in Burg und im Landkreis zunehmend zur Plage. Durch ihre unterirdischen Gänge richten sie immer mehr Schäden an.

Von Mario Kraus 18.11.2020, 00:01

Burg/Genthin l Ein Bild, das typisch für den Burger Flickschupark ist: Spaziergänger haben ihre helle Freude an den zutraulichen Nutrias. Die sind mittlerweile tierisch auf den Geschmack gekommen und nehmen jeden Leckerbissen gern an – obwohl das Füttern offiziell verboten ist. Die Folge der vielen Mahlzeiten: Die Population hat sich in den vergangenen Jahren immens vermehrt. Etwa 20 Tiere haben in dem Teich ihr Zuhause, bestätigt Wieland Günther von der Stadtverwaltung. „Ja, wir können davon ausgehen, dass der Bestand allmählich zur Plage wird“, sagt der Experte. Denn die niedlich anzusehenden tag- und nachtaktiven Tiere können für erhebliche Schäden sorgen, indem sie den Uferbereich unterhöhlen, und damit die Gefahr von Erdabstürzen zunimmt. „Die Wiederherstellung von Uferabschnitten ist jedoch kosten- und zeitaufwendig“, so Günther.

Auch der stellvertretende Bauausschussvorsitzende des Stadtrates, Dominik Patté (SPD), warnte vor kurzem, dass sich die Tiere nicht noch weiter vermehren dürfen. „Die Stadt muss in Kooperation mit dem neu berufenen Stadtjäger handeln“, forderte er. Dass dabei die Zeit drängt, ist schon aus biologischen Gründen klar. Denn die Muttertiere können zwei- bis dreimal im Jahr bis zu zehn Junge werfen, die dann wiederum nach nur einem halben Jahr geschlechtsreif sind. Wird nichts unternommen, könnte sich die Zahl allein im Flickschupark rasent schnell verdoppeln.

Die grüne Erholungsoase in Burg ist allerdings nur ein Beispiel. Längst haben sich Nutrias im gesamten Landkreis vermehrt „und verdrängen an manchen Stellen sogar schon den Biber“, sagt Erik Maaß, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Stremme/Fiener Bruch, der für knapp 900 Kilometer Gewässer verantwortlich ist. „Das Problem sind die Gänge und Höhlen in den Böschungen“, sagt er. Und die gehen nicht selten etliche Meter tief ins Binnenland hinein. Sichtbare Schäden seien bereits in einigen Abschnitten in Hohenseeden oder Reesen aufgetreten. Oliver Uhlmann vom Unterhaltungsverband Ehle/Ihle will zwar noch nicht von einer flächendeckenden Plage sprechen, „aber wir beobachten, dass die Anzahl der Tiere schnell zunimmt. Das muss auf jeden Fall unterbunden werden.“ Aus diesem Grund haben beide Unterhaltungsverbände mit den jeweiligen Jägerschaften Burg und Genthin Vereinbarungen abgeschlossen. Die sehen vor, dass pro erlegtem Nutria eine kleine Prämie in Höhe von drei Euro ausgezahlt wird, wobei die Jägerschaften die Modalitäten übernehmen. „Eine sehr sinnvolle Kooperation“, sagt Mathias Holzberger, der den organisierten Jägern in der Region Genthin vorsteht. Auf diese Weise könne es gelingen, die Bestände flächendeckend zu dezimieren. Ob sich der finanzielle Anreiz auszahlt, wird sich erst im nächsten Jahr zeigen. Fest steht, dass im vergangenen Jahr 417 Nutrias erlegt wurden, so Landkreis-Pressesprecherin Claudia Hopf-Koßmann.

Der Nutria, auch Biberratte oder Sumpfbiber genannt, ist keine heimische Tierart. Sie stammt ursprünglich aus den subtropischen und gemäßigten Breiten Südamerikas. Die Nagetierart stand im 19. Jahrhundert in großen Teilen der Welt kurz vor der Ausrottung. Grundsätzlich gelten die Tiere, die ihr Revier vehement verteidigen, als sehr standorttreu. Die größten Populationen gibt es vor allem im wasserreichen Spreewald. Eine Zunahme an Tieren verzeichnet auch der Wörlitzer Park.