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PöbeleiBiederitzer haben Angst

Ein drogenabhängiger und äußerst aggressiver Mann hält die Biederitzer seit Monaten in Atem. Viele haben Angst vor einem möglichen Angriff.

Von Anke Reppin 13.12.2019, 00:01

Biederitz l Lautstark schimpfend, läuft er durch die Straßen. Er verschreckt Kinder. Sie rennen weinend davon – seit etwa einem Jahr sorgt ein 35-Jähriger in der Ortschaft Biederitz für Angst und Schrecken. Immer wieder beleidigt er Menschen auf offener Straße mit wüsten Beschimpfungen und stößt Drohungen aus. Gegen wen sich diese richten, bleibt unklar. „Ich erschlage Dich“, ist eine Drohung, die er laut vor sich hin schreit. Und dabei schwingt er auch schon mal einen Hammer. Oder ein Messer.

Am Nachmittag des 23. November zersticht der 35-Jährige in den Straßen Ahornweg und Schlehenweg die Reifen von neun Autos. Die Polizei teilt damals mit: „Der Beschuldigte wurde dabei beobachtet und ist polizeilich wegen ähnlichen Delikten hinlänglich bekannt.“ Neun separate Strafverfahren laufen deshalb gegen den Mann.

„Die Menschen haben Angst“, weiß Gemeinderätin Corinna Heine. „Und auch ich finde das mächtig erschreckend“, sagt sie. An sie sind Anwohner aus dem Wohngebiet herangetreten, in dem der Mann lebt. Heine fungiert als Vermittlerin zwischen den Anwohnern auf der einen und Gemeindeverwaltung und Polizei auf der anderen Seite. Die Betroffenen haben Angst vor der nächsten Attacke, sagt sie. Deshalb wollen sie unbedingt anonym bleiben. Ein Gespräch mit den Regionalbereichsbeamten und dem Biederitzer Gemeindebürgermeister Kay Gericke (SPD) lehnten die Anwohner ab.

Dabei sei es enorm wichtig, Vorfälle unverzüglich zu melden, betonen Polizeikommissarin Juliane Gobel und Polizeihauptmeister Karsten Dannemann. Auch Zeugen von Vorfällen wären wichtig. Am Ende mache es die Masse an Anzeigen und Hinweisen, die dazu führen könnte, dass Polizei und Arzt endlich eine Handhabe gegen den Mann hätten. Denn die hat die Polizei bisher trotz allem bisher noch nicht. Die Beamten sind sensibilisiert, fahren verstärkt Kontrollen, um die Ausfälle und Attacken des Mannes möglichst aus eigenem Erleben dokumentieren zu können. Auf Anzeigen und Hinweise von Zeugen bleiben sie dennoch angewiesen, sagen Gobel und Dannemann.

„Rufen Sie unsere Festnetznummer an, sobald Sie etwas beobachten“, bittet Regionalbereichsbeamtin Julia Gobel. Die Nummer 039292/ 60316 sei ständig mit der Polizei verbunden. Wenn die Beamten unterwegs sind, wird auf ihr Handy umgeleitet. Sind sie außer Dienst, erreicht man unter der Nummer das Polizeirevier in Burg.

Corinna Heine weiß von Gesprächen über die Gründung einer Bürgerwehr. Es gibt Anwohner, die „das Problem alleine lösen“ wollen. Die Polizeibeamten Gobel und Dannemann warnen eindringlich davor. „Das ist keine gute Idee. Der Mann ist krank und das steigert sich zunehmend“, sagt Juliane Gobel. Sie bittet die Biederitzer, das sehr ernst zu nehmen und keinesfalls Alleingänge zu unternehmen. „Bitte legen Sie auf keinen Fall ein falsches Heldentum an den Tag“, sagt Karsten Dannemann. „Wie das ausgehen kann, das haben wir in Körbelitz gesehen.“

Anfang April wollte der damalige Ortsbürgermeister Eckhard Brandt einen Streit mit einem seit Monaten auffälligen, offenbar psychisch gestörten Mann schlichten. Der Mann schlug mit einer Stabtaschenlampe auf seinen Schädel und verletzte Brandt schwer. Der Täter ist inzwischen verurteilt und in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht.

Auch für Bürgermeister Gericke sind die Parallelen zum Vorfall in Körbelitz erschreckend. „Wir alle haben Körbelitz im Hinterkopf“, sagt Gericke. „Das darf hier nicht passieren.“ Einer Bürgerwehr erteilt auch Gericke eine deutliche Absage. „Die Leute machen sich damit nur unglücklich“, sagt er.