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Poliklinik Dornröschen ist erwacht

Nach zwei Jahren Bauzeit ist die alte Poliklinik an der Burger Bahnhofstraße nicht wieder zu erkennen. Es gibt 14 barrierefreie Wohnungen.

Von Juliane Just 09.09.2017, 01:01

Burg l Das Holz knarrte unter den Füßen, die Dachbalken waren morsch, die alten Geländer verrostet – die ehemalige Poliklinik war noch vor Kurzem ein hoffnungsloses Gebäude, das dem Verfall preisgegeben war. Inzwischen strahlt das Haus in der Bahnhofstraße ziegelrot – ein Burger Schandfleck erwachte nach 25 Jahren aus dem Dornröschenschlaf.

Wenn Notar und Bauherr Andreas Zoch auf das Gebäude blickt, huscht ein Lächeln über sein Gesicht. „Der Bau war sehr nervenaufreibend, aber jetzt bin ich doch ein bisschen stolz“, sagt er. Vor zwei Jahren nahm er das Mammutprojekt auf sich – aus persönlichem Ärger. „Fast jeder Burger hat eine Verbindung zu dem Gebäude und es moderte vor sich hin“, sagt er.

Einst als Artillerie-Kaserne und Bezirkskommando gebaut, wurde das Gebäude später für medizinische Zwecke genutzt. Nun ist das Gebäude in ein Wohnhaus umgewandelt worden. Insgesamt 14 barrierefreie Wohnungen mit gehobener Ausstattung sind entstanden. „Es ist sogar schon Leben in dem Gebäude. Drei Mieter haben ihre Wohnungen bereits bezogen“, sagt Andreas Zoch.

Bereits während der Bauzeit klingelte ständig das Telefon – mit den modernen Wohnungen hat Zoch eine Marktlücke in und um Burg gefunden. Weitere Mietinteressenten können sich bei dem Notar melden und die Wohnungen besichtigen. Zur Auswahl stehen Zwei- und Dreiraumwohnungen.

Doch das Unternehmen war für den Bauherrn auch ein Kraftakt. „Es gab einen Punkt im vergangenen Jahr, an dem ich fast aufgegeben hätte“, sagt Andreas Zoch. Da das Haus denkmalgeschützt saniert werden musste, gab es zahlreiche Richtlinien – der Notar bewies einen langen Atem.

Direkt am Goethepark, der ebenfalls einen neues Gesicht erhalten hat, fügt sich nun die historisch anmutende Fassade ein. Dabei können Burger ein Relikt entdecken, dass sie vielleicht bei einem der Besuche in der Klinik berührt haben: das ehemalige Geländer. Im Eingangsbereich befindet sich nun ein großes Fenster. Als Fallschutz wurde das alte Geländer des Treppenhauses verwendet. „Ich wollte, dass das Gebäude noch an die Historie erinnert“, erklärt Andreas Zoch.

Doch dafür musste er sich von einem anderen Relikt trennen: dem ehemaligen Schriftzug, den die Denkmalschutzbehörde gern in der Form erhalten hätte. Dieser Plan missglückte, wie der Bauherr berichtet: „Die Lettern waren einfach zu alt, um sie nochmal zu verwenden.“

Mit der Sanierung wollte der Notar den Burgern etwas zurückgeben, wie er sagt. „Ich wohne inzwischen seit 27 Jahren hier und fühle mich nach wie vor sehr wohl“, sagt der gebürtige Berliner und fügt schmunzelnd an: „Es war am Ende gar nicht so schlimm, wie ich vorher dachte.“