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Polizei-Ratschlag Immer ein Quäntchen Misstrauen

Ob Enkeltrick oder Handtasche im Einkaufswagen - die Polizei gab in Prödel Tipps, um sich vor Gaunern zu schützen.

Von Manuela Langner 22.04.2019, 08:00

Prödel l Mit einer Beute von ein paar Handtaschen hätte Karsten Dannemann das Prödeler Bürgerhaus verlassen können. Im Gespräch vertieft, wäre den Frauen der Verlust der über ihre Stuhllehnen hängenden Taschen vermutlich so bald gar nicht aufgefallen. Der Regionalbereichsbeamte der Polizei (RBB) nahm zu Beginn seines Vortrages die Handtasche jedoch nicht mit, sondern hielt sie hoch und zeigte: so einfach geht Diebstahl. „Bei uns klaut doch keiner!“, protestierten die Frauen. Karsten Dannemann warb darum, die Gewohnheit zu durchbrechen. „Warum nehmen sie eine so große Tasche mit, wenn sie nur im Dorf unterwegs sind?“

Apropos Handtaschen. Das Portmonee hinter einem zusätzlichen Reißverschluss und die Tasche auf dem Kopf im Kindersitz des Einkaufwagens. „Ist das genug Abschreckung für einen Dieb?“, wollte eine Seniorin wissen „Eine Handtasche hat im Einkaufswagen nichts zu suchen!“, antwortete Karsten Dannemann. Man gehe noch schnell ein Glas Senf holen, dann treffe man jemanden und wechsle ein paar Worte und schon sei der Einkaufswagen unbeaufsichtigt.

Die Handtasche am besten umhängen und die Öffnung nach innen tragen, riet der RBB. Und was sei mit dem Durchschneiden der Träger, vor dem immer gewarnt werde? „In Einkaufsmärkten ist das bis jetzt noch nicht passiert.“

An die Männer in die Runde ging die Warnung, ihre Brieftaschen nicht in der Gesäßtasche zu tragen. Im Gedränge sei diese ganz schnell entwendet.

Wie fix die Diebe sind, berichtete eine Prödelerin anhand eines Vorfalls in der Verwandtschaft: Keine zehn Minuten nach dem Diebstahl des Portmonees habe es gedauert, bis Geld vom Konto abgehoben worden sei. „Tragen Sie den PIN nicht bei der Karte mit!“, warnte Karsten Dannemann. Jeder könne sich seine PIN so wählen, dass er sich die Zahlenkombination gut merke.

Auch beim Enkeltrick konnten die Senioren aus eigener Erfahrung berichten. „Du bist nicht mein Roland!“, fertigte eine Prödelerin den Trickbetrüger am Telefon ab. Karsten Dannemann warnte vor falschen Polizisten. Wer sich nicht sicher sei, solle in der Dienststelle anrufen und nachfragen. „Ein richtiger Polizist hat da nichts dagegen.“

Den Schlüssel für das Hoftor am Bindfaden am Pfosten befestigt? Oder unter einem Stein versteckt? „Die Diebe kennen alle Verstecke.“ Auch im Haus. Ob Geld in der Gefriertruhe aufzubewahren, im Kuvert unter dem Schreibtisch geklebt oder in der zur Spardose umfunktionierten Konservendose, nichts sei ein Geheimtipp. Am sichersten sei Geld auf der Bank.

Klingele jemand und wolle ein Glas Wasser, sollte die Haustür verschlossen werden, wenn man das Glas Wasser holt, riet Karsten Dannemann.

Mit den Frauen und Männer, die noch Auto fahren, sprach der RBB zudem über sicher fahren im Alter.

Wie komme es, dass so viele Autofahrer unter Drogen erwischt werden, interessierte die Senioren unter anderem. Eine stichhaltige Erklärung habe er auch nicht parat, sagte Karsten Dannemann. Aber vermuten lasse sich, dass die Konsumenten so „fit“ bleiben wollten, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Der gesellige Nachmittag der Prödeler Senioren, den Bärbel Franke seit 2003 organisiert, hatte wie gewohnt mit einer Gratulation der Geburtstagskinder und einem Ständchen begonnen. An der hübsch gedeckten und frühlingshaft dekorierten Tafel gab es Kaffee und Kuchen, später auch ein Abendbrot. Zu den Treffen alle vier Wochen lädt Bärbel Franke entweder einen Referenten ein, es wird gekegelt oder Bingo gespielt.