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Rennstrecke Gegenwind und Zuspruch für Motorsportler

Pläne der neuen Offroad-Freizeit-Strecke in Körbelitz wurden vorgestellt. Es gab Widerspruch und Zuspruch. Größte Sorge ist der Lärm.

Von Anke Reppin 15.09.2020, 06:00

Körbelitz l Das Thema Motorsport bei Körbelitz hat viele Facetten. Wie denn der Käfer heiße, der die Baumfällungen auf dem Gelände notwendig machte, wollte der Möseraner Holger Stein wissen. Das konnten die Vertreter des Motorsportclubs Burg nicht sagen, aber berichten, dass die Landesforstbehörde keine Genehmigung für den Trainingsbetrieb erteilt hatte, weil auf dem Gelände zu viel Totholz vorhanden sei. Daraufhin habe der zuständige Förster, Andreas Vogel, alles Notwendige veranlasst. Michael Kahlfuss sagte, viele seien in den vergangenen Wochen auf den Motorsportclub losgegangen: „Die fällen da oben so viele Bäume.“ Aber: „Wegen uns wäre dort oben kein Baum gefallen.“

Mösers Gemeindebürgermeister Bernd Köppen hatte die Gemeinderäte während ihrer Sitzung in der vergangenen Woche darüber informiert, dass etliche Bäume aufgrund eines Käferbefalls hatten gefällt werden müssen.

Die Baumfällungen sind ein Teilproblem rund um das Motorsportgelände, das in den vergangenen Wochen immer wieder vorgetragen worden war. Ein weiterer Punkt ist der viele Müll, der dort herumliegen soll. Er habe sich das Gelände angeschaut, berichtete Holger Stein beim Infoabend in der alten Schule in Körbelitz weiter. Der Motorsportclub habe erklärt, dort viel Müll gesammelt zu haben. Er selbst habe aber noch jede Menge weiteren Müll vorgefunden und dabei auch durchaus gefährliche Sachen, wie alte Autobatterien. Kahlfuss berichtete, der Verein habe schon viel eingesammelt und wolle dranbleiben.

Stein äußerte darüber hinaus zwei weitere Sorgen: Dass Motorsportler Teile aus ihrem Fahrzeug ausbauen und der Lärm für die Anwohner dadurch unerträglich würde und, dass Fahrer, die illegal unterwegs seien, ja doch nicht namentlich bekannt gemacht würden. Michael Kahlfuss antwortete, wer als Motorsportler illegal Teile aus seinem Fahrzeug entferne, der werde unverzüglich für ein ganzes Jahr gesperrt. Das würde sich kein Sportler erlauben. „Da sind Motorsportler diszipliniert.“ Zudem sei die Einrichtung der Offroad-Strecke bei Körbelitz auch dazu geeignet, dass Fahrer eben nicht mehr illegal unterwegs sein müssten. „Wir können hier eine genehmigte Strecke anbieten.“ Es könne jederzeit mit Zeit und Namen gesagt werden, wer wann für den Verein dort gefahren ist.

Kahlfuss hatte den interessierten Körbelitzern und Möseranern zuvor erklärt, der Motorsportclub habe viele Mitglieder in der Region. Auch Körbelitzer seien dabei. Die Region wiederum habe eine lange Tradition in Sachen Motorsport.

„Motorsport ist ein Hobby, es ist ein Sport“, sagte Kahlfuss. Der Verein wolle in der Region etwas anbieten und auch versuchen, Fahrer an den Verein zu binden, die jetzt noch illegal unterwegs seien.

Das Gelände nahe des Schießplatzes in der Gemarkung Körbelitz soll nach den Plänen des Vereins eine Offroad-Freizeitstrecke werden, auf der neben Enduro auch beispielsweise BMX-Fahrräder, Cross-Country-Läufer und einige Geländewagen trainieren dürfen. Neben dem Trainingsbetrieb soll es rund drei Enduroveranstaltungen pro Jahr geben, wie etwa den Sachsen-Anhalt Pokal. Die Strecke ist 4,6 Kilometer lang. Zusätzlich gibt es nach Angaben des Vereins eine Kinderstrecke mit rund 200 Metern Länge „und für die Kleinsten noch direkt daneben einen Sandkasten“. Der Verein hat das Gelände von der Gemeinde Möser gepachtet.

2017 hatte hier sogar die Enduro-Weltmeisterschaft stattgefunden. Später war aufgefallen, dass für die Einrichtung eines solchen Motorsportgeländes ein Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz erforderlich ist. Kahlfuss gab zu, dass der Verein 2017 „ein bisschen naiv“ und verfahrensrechtlich nicht gut informiert gestartet sei. Er sagte aber auch, wenn die Vereinsmitglieder gewusst hätten, was im Rahmen eines „kleinen“ Genehmigungsverfahrens, ohne Öffentlichkeitsbeteiligung, auf sie zukomme, hätten sie es vielleicht gelassen. Denn der Aufwand sei enorm gewesen. Auch die Kosten für das Verfahren seien nicht ohne. Eine hohe fünfstellige Summe habe der MSC unter anderem für Lärmgutachten zum Gelände aufgewendet, um eine Genehmigung der Strecke vom Landkreis Jerichower Land zu erhalten. Das vereinfachte immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren hatte zweieinhalb Jahre gedauert, wie Claudia Hopf-Koßmann, Pressesprecherin des Landkreises, erklärt hatte. Alle betroffenen Fachbehörden seien beteiligt worden.

Einer, der mit der Genehmigung durch den Landkreis und der Art des Verfahrens ohne Beteiligung der Öffentlichkeit dennoch ganz und gar nicht einverstanden ist und dagegen auch geklagt hat, ist der Möseraner Hans Stephani. Er wohnt so nah an der Körbelitzer Motorsport-Strecke, dass er im Rahmen des Genehmigungsverfahrens als Beteiligter vom Landkreis angeschrieben worden sei, erklärte Stephani beim Infoabend in Körbelitz. Er bemängelte die Informationspolitik des Vereins. „Ich hätte nicht geklagt, wenn ich nicht erst durch Zustellung durch den Landkreis davon erfahren hätte“, erklärte Stephani. Er wäre gern vorher informiert worden.

Schon 2017 prangerte Stephani öffentlichkeitswirksam an, dass hier „ohne jegliche Genehmigung“ eine „Schneiße der Verwüstung“ in den Wald oberhalb der Mülldeponie geschlagen worden sei. 2018 veröffentlichte er, dem Landkreis sei nicht aufgefallen, dass für ein Motorsportgelände ein Genehmigungsverfahren laut Bundesimmissionsschutzgesetz notwendig sei.

Beim Infoabend sagte Hans Stephani jetzt, eine solche Informations-Veranstaltung des Motorsportclub gehöre eigentlich nach Möser. Denn wie man dem Lärmgutachten entnehmen könne, sei vor allem die Wohnbebauung in Möser betroffen vom Lärm, der vom Gelände ausgehe.

Doch auch der Körbelitzer Stefan Schweigel hat Sorge vor dem Lärm. Er fühlt sich darüber hinaus auch nicht ausreichend über die Vorgänge rund um das Gelände und die geplanten Veranstaltungen informiert. Die Internetseite des MSC sei zuletzt 2016 aktualisiert worden. Von der für das Wochenende 3. Und 4. Oktober 2020 geplanten Geländefahrt wisse „kaum jemand“. Er wolle so etwas als Körbelitzer, der im Masanschen Weg sehr nah an der Strecke wohne, aber wissen. Dann könne er mit seiner Familie wegfahren, wenn solche Veranstaltungen stattfänden. Er frage sich, warum so vieles heimlich gemacht werde, sagte Schweigel. Er hat Sorge, bald nicht mehr in Ruhe auf seiner Terrasse sitzen zu können. Denn als Trainingszeiten sind dem Motorsportclub Sonnabende, Sonntage sowie gesetzliche Feiertages in der Zeit von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr genehmigt worden. Außerdem bezweifelt Stefan Schweigel die Unabhängigkeit des Lärm-Gutachtens, das der Genehmigung des Geländes und der Aktivitäten des Motorsportclubs zugrunde liegt.

Dem widersprach Michael Kahlfuss vehement. Ein renommiertes Unternehmen habe das Gutachten objektiv angefertigt. Zudem seien die Auflagen, die dem Motorsportclub gemacht worden seien, sehr hoch und würden streng kontrolliert.

Mehrfach betonte Kahlfuss an diesem Abend, der Verein könne sich Verstöße gegen geltendes Recht und Auflagen aus der Genehmigung des Landkreises gar nicht erlauben. „Alle schauen doch auf uns“, sagte er mit Blick auf die seit Monaten andauernde Debatte um das Motorsportgelände. Kahlfuss bat darum, „dass der Club erstmal starten darf“. Über alles weitere, gegebenenfalls auch Änderungen der Trainingszeiten, könne dann gerne gemeinsam gesprochen werden, bot er an.

Die Körbelitzer Ortsbürgermeisterin Ingeborg Schwenck wies den Vorwurf der Intransparenz zurück. Vom Verein und von der Gemeinde seien zu jeder Zeit Antworten gegeben worden. Das Gelände sei dort schon seit vielen Jahren. Der aktuelle Pachtvertrag der Gemeinde mit dem MSC Burg laufe bis zum Jahr 2028. Da sei nichts heimlich vereinbart worden, so Schwenck.

Der Infoabend zeigte auch, dass es in Körbelitz nicht nur Gegenwind wegen der Pläne der Motorsportler gibt. Weitere Anwohner erklärten, sie fänden es gut, dass auf dem Gelände etwas passiere, auch für Kinder und Jugendliche. Sie boten dem Verein ihre Unterstützung an.