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RettungWenn Autos zum Problem werden

Die Burger Feuerwehrfahrzeuge werden tagsüber im Einsatz zunehmend von Fahrzeugen blockiert.

Von Tobias Dachenhausen 17.06.2017, 01:01

Burg/Genthin l Auf dem Dach einer Produktionshalle im Burger Industriegebiet Troxel war am 6. Juni ein Feuer ausgebrochen. Die Burger Feuerwehr rückte mit Drehleiter und fünf weiteren Fahrzeugen an. Bei dem Brand wurden fünf Panele einer Photovoltaikanlage beschädigt. Der Feuerwehreinsatz dauerte knapp zwei Stunden. Doch bis die Kameraden aus Burg die Einsatzstelle erreichen konnten, musste sie sich erst durch die Burger Straßen kämpfen, wie Leser Steven Fölsner beobachtete.

Denn nach seinen Aussagen war es für die Kameraden schwierig, am Vormittag des 6. Juni das Gerätehaus in der Brüderstraße zu erreichen. „Bürger, die die Brüderstraße nur passieren wollten, hielten sich nicht an das Rechtsfahrgebot und fuhren mit ihren Fahrzeugen mittig auf der Straße und blockierten so die Zuwegung“, schreibt er in einem Leserbrief. Selbst ein Feuerwehr-Fahrzeug mit eingeschaltetem Martinshorn und Blaulicht, das zum Einsatz fahren wollte, sei an einigen Pkw nicht vorbeigekommen. Und: „Ein Fahrzeug überholte dann sogar noch die sich rechts einordnenden Pkw“, schreibt Steven Fölsner ohne Verständnis.

Burgs Wehrleiter Wolfram Stukenberg kennt die Situation. Und diese ist kein Einzelfall. „Wenn wir tagsüber alarmiert werden, haben wir fast immer Probleme, mit den Fahrzeugen rauszukommen“, erklärt er. Die zahlreichen Umleitungen durch die Innenstadt führen derzeit zu einem höheren Verkehrsaufkommen. Theoretisch müssten die Autofahrer an der Ampel halten, die vor dem Gerätehaus angebracht ist und bei einem Einsatz rot blinkt. „Das geschieht dann auch, aber der nächste stellt sich daneben, so dass oftmals Dreierreihen zu verzeichnen sind, an denen wir nicht mehr vorbeikommen“, macht Stukenberg deutlich. Dann bleibt den Feuerwehrleuten nichts anderes übrig als zu warten, bis die Autofahrer den Ernst der Lage erkennen und zur Seite fahren. „Das führt natürlich zu Zeitverzögerungen. Das ist verdammt ärgerlich, weil es unter Umständen bei uns um Menschenleben geht“, betont Stukenberg. Der Wehrleiter hofft auf eine Entspannung der Situation, wenn die zahlreichen Baumaßnahmen in Burg abgeschlossen sind.

Von derartigen Problemen kann Genthins Wehrleiter Achim Schmechtig nicht berichten. „Auch bei uns gibt es größere Baustellen, aber wir kommen jederzeit problemlos aus der Wache raus“, sagt er. „Verantwortungslos“ nennt er aber das Verhalten einiger Autofahrer, als er von der Situation in Burg hört. „Es kann immer mal passieren, dass man selbst auf schnelle Hilfe angewiesen ist. Das sollte man in solchen Situationen immer im Kopf haben“, macht Schmechtig deutlich.

Die Polizei weiß um die Schwierigkeit im innerstädtischen Bereich, ausreichend Platz für Einsatzfahrzeuge zu gewähren. „Das ist nicht mit der Rettungsgasse auf Autobahnen zu vergleichen“, sagt Falko Grabowski vom Polizeirevier Jerichower Land. Dennoch sei jeder Autofahrer verpflichtet, im Rahmen des Zumutbaren Platz zu machen. Das bedeutet: „Ich muss nicht mein Auto kaputt fahren, aber vielleicht komme ich auf einen Standstreifen“, nennt Grabowski ein Beispiel. Macht man das nicht, droht ein Ordnungsgeld von 20 Euro.

Dass die Einsatzfahrzeuge am 6. Juni durch das wilde Durcheinanderfahren Schwierigkeiten hatten, die Wache in Richtung Rolandplatz zu verlassen, schockierte Leser Steven Fölsner. Freie Rettungswege und Zuwegungen sowie das Beachten der Lichtsignale seien ein Beitrag, den jeder leisten könne und der womöglich dazu beitrage, dass ein Leben gerettet werden könne, so der Burger.