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Sanierung Schönheitskur für Möckeraner Altar

Die Kirche St. Laurentius in Möckern wird saniert. Dabei graben sich drei Restauratoren durch die Substanz des 430 Jahre alten Altars.

Von Stephen Zechendorf 24.09.2017, 08:00

Möckern l Noch nie konnte man Jesus Christus in Möckern so nahe sein: Die Figur, die sonst am höchsten Punkt des Altares thront, ist vorsichtig hinunter befördert worden und liegt nun auf zwei Arbeitsböcken im Chorraum. Der Bereich vor dem Altar sieht dieser Tage aus wie eine Kunstwerkstatt: Helle Strahler beleuchten die Elemente, die als erstes gesichert, dann gereinigt und zum Teil aufgefrischt werden sollen.

Behutsam reinigt Diplomrestauratorin Katrin Brinz die Oberfläche der Jesusfigur. Zu Füßen des Sohnes Gottes am Kreuz fügt Andreas Mieth feine Lindenholzstreifen in die Risse, die in der Skulptur über die Jahre entstanden sind. Auch Mieth ist Diplomrestaurator. Neben den hölzernen Ornamenten der Jesusfigur liegt eine Holzleiste mit Farbmustern. Rotbraun, altweiß, in einigen Abstufungen. So könnten die floralen Muster des Altares einstmals gefärbt gewesen sein. So könnten sie demnächst wieder aussehen.

Die Arbeit der Restauratoren ist auch Detektivarbeit. Wie sah der Altar zu Zeiten seiner Entstehung aus? Welche Farben nutzten die Kunsthandwerker und welche Hinweise gibt es darauf heute noch? Einen wertvollen Hinweis liefern zwei Altar-Ornamente, welche die Jahrhunderte hinweg wohl unverändert überstanden hatten. Andreas Mieth kann hieran nachvollziehen, welche Motive vergoldet waren und welche mit Farbe bemalt.

Auch die dritte Restauratorin im Team, Angela Günther, sucht in dem vor ihr liegenden Bild nach Hinweisen auf die Originalfarben der „Verklärung Christi“, die üblicherweise ganz oben in der „Bekrönung“ des Altares zu sehen ist. Ein Problem: Die Firnisschichten des Gemäldes sind nachgedunkelt, das Gemälde wirkt gelbstichig. An einigen Stellen ist die Farbe abgeblättert. Ein noch größeres Problem jedoch: Im Jahr 1912 wurde der Altar schon einmal „restauriert“. An manchen Stellen wurde dabei mehr schlecht als recht schon einmal nachgemalert.

Der wenig frische Zustand des Altares – die Alterung der Farben und massive statische Probleme – machten es erforderlich, dass jetzt aufwändig restauriert wird. „Die Holzverbindungen der Seitenflügel sind so stark geschädigt, dass man durch große Öffnungen die dahinter liegende Wand sehen kann. Erste Notsicherungsmaßnahmen werden im Jahr 2017 durchgeführt. Weitere müssen sich notwendig anschließen“, heißt es in der Projektbeschreibung, mit der die Kirchliche Stiftung Kunst- und Kulturgut auf ihrer Internetseite für Spenden wirbt.

Signaturen oder andere Hinweise darauf, wer diesen Altar erschaffen hat, haben die drei Restauratoren bislang nicht gefunden. Die Experten fühlen sich an Cranach den Jüngeren erinnert. Aber: Es wird kein Altar aus den Cranach-Werkstätten sein. Eher ein „Nachahmer“ oder jemand aus dem Umfeld Cranachs, glauben sie. Es wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen, bis alle Elemente restauriert sind. Wenn es im Winter.