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Sanierung Vom Schlachthofs-Gebäude zum Schmuckstück

Die Sanierung des ehemaligen Schlachthof-Verwaltungsgebäudes in Burg steht vor dem Abschluss.

Von Mario Kraus 23.06.2020, 01:01

Burg l Nach der Wende haben Experten auf die Ruine an der Blumenthaler Straße keinen Pfifferling gewettet. Das dreigeschossige Verwaltungsgebäude des ehemaligen Schlachthofes war über Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben. Leerstand, Nässe, Vandalismus, immense Schäden an den Holzbauteilen und Trägern hatten ihre Spuren hinterlassen.

Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Nach den Sicherungs- und anschließenden Sanierungsarbeiten, die Ende 2015 begannen, ist aus dem denkmalgeschützten Gebäude eine Art Schmuckstück entstanden. „Alle Gewerke haben ihr Bestes gegeben“, resümiert Karola Ziegler vom der Bau-Fachbereich der Stadtverwaltung. Sie hat das Projekt von Beginn mit begleitet, alle Fort- und Rückschritte erlebt. „Das Ergebnis jetzt kann sich dank der Fördermittel sehen lassen, weil alle Beteiligten an einem Strang gezogen haben“, resümiert Fachbereichsleiterin Sonnhild Noack. Deshalb wird aus dem einstigen Schlachthof-Verwaltungsgebäude nun wieder ein funktionales Haus, das später der Bauhof beziehen wird – mit zeitgemäßen Büros, Umkleide-, Aufenthalts- und Besprechungsräumen sowie Sanitäranlagen. Den Mitarbeitern steht eine Fläche von rund 860 Quadratmetern zur Verfügung.

Davor waren allerdings Arbeiten nötig, die weit über einen gewöhnlichen Neubau hinausgehen und immer wieder schnelle Lösungen gefordert haben. „Allein für die erste Notsicherung wurden Öffnungen gegen Witterungseinflüsse mit Hilfe von 45 Quadratmetern Platten geschlossen und Bautüren eingesetzt“, erklärt Ziegler. Und weiter: 15 Kubikmeter Müll mussten entsorgt sowie 26 Heizkörper, 1150 Meter Rohrleitungen sowie diverse Reste von Sanitärbereichen und eine alte Heizungszentrale entsorgt werden.

Vor allem die Holzkonstruktion forderte den Erfahrungsschatz der Sachverständigen, weil sich insgesamt acht verschiedene Schädlinge wie Pilze und Insekten sowie der Echte Hausschwamm tief ins Gebälk eingefressen hatten. Mit der Folge, dass 250 Meter Balken und 440 Meter Deckenbalken der so genannten Holzbalkendecke entfernt und dafür 195 Meter neue Balken eingesetzt wurden. „Nur so ist die statische Sicherheit wieder gewährleistet“, so Ziegler. Darüber hinaus legten Fachfirmen Hand an, um die rund 170 Quadratmeter große Massivdecke des Kellergeschosses und 200 Quadratmeter Mauerwerk gegen den Echten Hausschwamm zu behandeln. Damit nicht genug: Etwa 150 Quadratmeter Innenwände, die entweder einsturzgefährdet oder bereits vom Hausschwamm geschädigt waren, wurden abgerissen. Mit diesem Umfang hatte niemand gerechnet.

Diese immensen Arbeiten waren die Voraussetzung, um ab Oktober 2017 mit der eigentlichen Sanierung des Gebäudes zu beginnen – mit 15 verschiedenen Gewerken. Wobei sich die Firmen stets am historischen Vorbild des Hauses orientierten. Das ist beispielsweise an elf Kassettentüren oder Fenstern erkennbar. Auch zwei alte Außentüren wurden wieder aufgearbeitet und verleihen dem Haus heute einen historischen Charme, der nun wieder Generationen überdauern kann.

Zum gesamten, rund 25 000 Quadratmeter großen Schlachthofgelände gehörten 27 Gebäude und Bauwerke, die abgerissen wurden. Dazu kamen zahlreiche Schächte, zwei Fettabscheider und etwa 300 Meter Heizungs- und Lüftungskanäle. Dabei fielen fast 19 000 Tonnen Bauschutt an, darunter über 1000 Betonbahnschwellen.

Der Schlachthof ist in den Jahren 1898/99 mit einem Kostenaufwand von rund 350 000 Mark erbaut und am 18. Dezember 1899 übergeben worden.