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Schaupflügen Von der Technikschau zum Volksfest

Über 30 historische Fahrzeuge waren beim Schartauer Schaupflügen im Einsatz.

Von Thomas Skiba 28.04.2019, 23:01

Schartau l Wilhelm und Paul zeigen, wie es geht. Oder besser noch: wie es mal üblich war. Die beiden Kaltblut-Mischlingspferde ziehen den Pflug, und Ackermann Alexander Schoss führt die Zügel. Mit Worten geht der Rogätzer sparsam um, die beiden Arbeitspferde reagieren auf Zügel-Zug und knappe Kommandos. Doch es ging auch laut und dröhnend zu: Denn am Sonnabend begab man sich auf der Nosdorfer Flur nahe des „Alten Deichwall“ im Burger Ortsteil Schartau auf Zeitreise. 38 Enthusiasten der historischen Landwirtschaft zeigten mit ihren Gespannen und Traktoren unzähligen Zuschauern, wie sich die Bearbeitung des Bodens im Laufe der Jahrhunderte entwickelte.

Aus der gesamten Region reisten die Traktorfreunde an. „Selbst aus Pömmelte bei Schönebeck machte sich ein Schlepperfreund auf den Weg – er brauchte über drei Stunden. Traktoren und Schlepper mit bekannten Namen, wie Lanz Bulldog, Allgaier, Pionier, Deutz, Fendt, Famulus oder Belarus beziehungsweise ZT 305 und ein moderner Ford, zeigten die Veränderungen, die in der Landwirtschaft schon immer deutlich früher sichtbar waren als in anderen Wirtschaftsbereichen.

Das Pflügen mit dem Einschar-Karren-Pflug verlangt den ganzen Mann: „Die Zügel lege ich mir um die Brust und mit meinem Gewicht drücke ich die Pflugschar in den Boden.“ So bestimmt er Pflugtiefe und Richtung. Multitasking in der Bodenbearbeitung – so sah es noch vor mehreren Jahrzehnten aus. „Das Pferdegespann sah man noch lange, besonders bei den Privatbauern“, sagt Alexander Schoss und wendet sein Gespann. Leicht machen es ihm die Räder an seinem Pflug: „Deswegen auch Karren-Pflug“, erklärt er und fügt hinzu: „Weil der Pflug wie ein Karren hinter den Pferden angespannt wird.“

Noch bis weit in die 1970er Jahre war ein breites Sammelsurium an Schleppern und Traktoren auf den Äckern der Region unterwegs. Erst mit der Entwicklung und Massenproduktion der ZT 300er-Serie gab es ein Basisfahrzeug, dessen Bild in Mitteldeutschland die Vorstellung von Landwirtschaft bestimmte. „Dieses breite Spektrum an Technik wollen wir hier zeigen und unsere Besucher sollen sehen, was vor sechzig Jahren alles schon möglich und auch notwendig war“, sagt Waldemar Schulze von den Schlepperfreunden.

Doch komme es nicht nur auf PS-Zahl und Lautstärke an, sagen die älteren Landwirte. Bodenbearbeitung mit dem Pflug sei eine Kunst und beruhe auf Erfahrung und Können. Entscheidend für Ertrag und Wuchsfreudigkeit der Pflanzen sei, wann gepflügt werde und wie die Witterung dabei ist. Die Organisatoren des Schartauer Schaupflügens wünschten sich einen feuchten Boden, jedoch sollte es nicht regnen. Warum? „Pflügt man, nachdem es geregnet hat, hält sich die Bodenfeuchte länger und die Pflanzen können davon zehren.“ Und die Schartauer wurden erhört.

Im letzten Jahr noch war es so trocken, sagt Waldemar Schulze, dass man den Eindruck hatte, „in Zement zu laufen“. Diesmal habe man mehr Glück, freut er sich. Die altehrwürdige Technikschau erwuchs im Laufe des Vormittags zu einem regelrechten Volksfest. Wer Hunger hatte, für den gab es „Melody“ oder „Laura“, Kartoffelsorten aus dem Dämpfer, oder Leckeres vom Grill und aus der Pfanne. Ein Hufschmied zeigte sein Handwerk und stellte tiertherapeutische Hufeisen vor. Ein Besucher bemerkte: „Was für Pferde gut ist, hilft auch den Menschen“, und meinte damit die berühmte Pferdesalbe.

Die Schlepperfreunde wollen auch weiterhin die alten Traditionen in der Landwirtschaft beleben. „Wir freuen uns, dass die Resonanz der Veranstaltung von Jahr zu Jahr wächst“, sagt Organisator Eckhard Krakau. Den Schartauer Schlepperfreunden liege die Kultur- und Heimatpflege sowie der Bewahrung des ländlichen Brauchtums am Herzen. Dazu gehöre auch die lebendige Präsentation alter landwirtschaftlicher Technik.