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Schleuse Mit 80 noch technisch auf der Höhe

Die Niegripper Schleuse und das Schiffshebewerk Rothensee wurden am 30. Oktober 1938 in Betrieb genommen.

Von Mario Kraus 29.10.2018, 00:01

Niegripp l Die stählernen Portale der Niegripper Schleuse zwischen dem Ort und der kleinen Siedlung am Wasserbauwerk sind sie ein Wahrzeichen im westlichen Jerichower Land. Und das auf den Tag genau am 31. Oktober seit nunmehr 80 Jahren. Seither haben Hunderttausende Schiffer die kurze Verbindung zwischen der Elbe und dem heutigen Elbe-Havel-Kanal (vormals Plauer Kanal und Ihlekanal) genutzt. Kein Wunder, dass Ulf Möbius, Leiter des Außenbezirks Niegripp des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Magdeburg, gleich ins Schwärmen kommt. Nicht nur, weil der Niegripper wenige Meter vor der Haustür seinen Arbeitsplatz hat, sondern „die Ingenieure damals viel Weitblick an den Tag gelegt haben, um der Wirtschaft den Weg zu bereiten.“ Immerhin war es schon immer ein Ziel, Güter möglichst effektiv über die Flüsse zu transportieren. Die Geschichte Niegripps ist damit schon deshalb eng verbunden, weil mit der Fertigstellung des Ihlekanals 1871 in Richtung Genthin bereits die erste Schleuse gebaut wurde, um eine Verbindung zur Elbe zu schaffen. Daran erinnern heute nur noch Fragmente.

Weil die Schiffskörper mit der industriellen Entwicklung der Dampfmaschinen immer breiter und länger wurden, „war die alte Schleuse schlichtweg nicht mehr zeitgemäß“, sagt Möbius. Die meisten Schiffe hatten mittlerweile eine Regelbreite von 8,20 Metern – 20 Zentimeter zu breit für das Niegripper Bauwerk.

Dass es gelang, in nur zweijähriger Bauzeit die neue, 165 Meter lange Niegripper Schleuse aus dem Boden zu stampfen, war eine technische Meisterleistung, sagt der studierte Wasserbauer Möbius. Noch heute können alle gängigen Schiffstypen die zwölf Meter breite Kammerbreite bei Mittel- und Niedrigwasser passieren. So hat sich die so genannte neue Schleuse Niegripp mit dem Schiffshebewerk Rothensee am östlichen Ende des Mittellandkanals schnell zu einem Verkehrsknotenpunkt entwickelt. „Wir hatten immer Schiffe in Wartestellung, weil es sich hier um eine Art Transitstrecke zwischen Ost und West gehandelt hat“, blickt Möbius auf die DDR-Zeit zurück. Noch Anfang der 90er Jahre nutzten noch bis zu 15.000 Schiffe die Niegripper Schleuse, was einem Ladungsvolumen von bis sechs Millionen Gütertonnen entspricht.

Mit der Fertigstellung des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg im Jahr 2003, dessen ursprüngliche Pläne bereits auf das Jahr 1920 zurückgehen, und der direkten Verbindung zwischen Berlin-Magdeburg und Hannover verlor zwar die Niegripper Schleuse etwas an Bedeutung, wurde aber beispielsweise 2015 noch von rund 6100 Schiffen mit knapp 74.000 Tonnen Ladungstonnen passiert und gilt heute noch als schnelle Verbindung nach Hamburg oder Rotterdam. „Auch wenn wir nicht wieder an alte Frachtzahlen anknüpfen können, bleibt die Schleuse ein wichtiger Verbindungsweg“, sagt Möbius. Mit einer umfassenden Sanierung wurde dafür im Jahr 2007 der Grundstein gelegt. Deshalb gebe es genügend Grund zum Feiern und über das technische Bauwerk zu informieren.

Das war übrigens schon zum 75. Geburtstag geplant. Doch damals war der Betriebsbereich eine Art Insel – eingeschlossen vom Hochwasser 2013. Nur mit großem Aufwand und einem künstlich errichteten Deich konnte eine Katastrophe verhindert werden.