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Schließung Keine Hoffnung auf vollen Bankservice

Der Beschluss der Volksbank, die Loburger Geschäftsstelle ab sofort nur noch als SB-Filiale weiter zu betreiben, sorgt für Kritik.

Von Stephen Zechendorf 26.06.2019, 01:01

Loburg l Zu der Veranstaltung hatte das Geldinstitut mit Hauptsitz in Dessau eingeladen. Vorstandsmitglied Ralf Butzke, Steffen Schneider, Generalbevollmächtigter bei der Volksbank, und Andreas Beck, Leiter des Kundendialogcenters, wollten mit den enttäuschten Kunden über Lösungsmöglichkeiten reden. Doch nach Ansicht der Loburger wurde an dem Abend kein Lösungsvorschlag präsentiert, sondern an dem verkündeten Beschluss festgehalten.

Vorangegangen war öffentlicher Protest und eine spontane Unterschriftenliste. „Wir scheinen hier in Loburg Kunden zweiter Klasse zu sein“, schimpft ein Zuhörer, ein anderer prognostiziert, dass nun wohl viele der etwa 800 Volksbankkunden im Loburger Bereich zu einem anderen Geldinstitut wechseln könnten. „Wir machen den Weg frei“, lautet eine andere, dazu irgendwie passende Werbebotschaft der Volksbank-Raiffeisenbanken.

Ralf Butzke, Vorstandsmitglied der Volksbank Dessau, welche die für Loburg schmerzhafte Entscheidung getroffen hat, wirbt am Montagabend vor den Loburgern um Verständnis. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber Zinspolitik und Wirtschaftlichkeit sprächen dafür, den vollen Service in Loburg aufzugeben. Stattdessen sind ein Geldautomat und ein Kontoauszugdrucker in den Räumlichkeiten aufgestellt worden. Persönliche Beratungen sollen vor Ort nach Terminabsprache möglich sein.

Erst im September könne auch ein Einzahlungsautomat folgen. Den fordern Geschäftsleute in Loburg und Umgebung aber schon jetzt. Sie wollen nicht die Tageseinnahmen jeden Abend bis nach Zerbst oder Dessau schaffen. Vereine, die bei Veranstaltungen Einnahmen erwirtschaften, und diese schnell auf dem Konto haben wollen, denken genauso. Ein Ausweichen zur – mit Mitarbeitern besetzten – Volksbank in Möckern ist nicht möglich. Denn zwischen Loburg und Möckern verläuft die Grenze Volksbank Jerichower Land und Volksbank Dessau. „Das sind zwei verschiedene Gesellschaften“, erklärt Ralf Butzke.

Die Loburger, die an der Versammlung teilnehmen, wollen auch weiterhin die persönliche Kundenbetreuung und die Möglichkeit, ihre Überweisungen am Schalter bei einem Menschen abgeben zu können. Sie haben wenig Verständnis für wirtschaftliche Erwägungen des Bankhauses, sie appellieren an die Verpflichtung, die eine Genossenschaft gegenüber der Gesellschaft habe. „Auch Genossenschaften sind zu Wirtschaftlichkeit verpflichtet“, wirft Butzke ein. Und wieder scheint ein Volksbank-Slogan zu passen: „Weil für jeden etwas anderes richtig ist.“

Es sind auch die geänderten Kundengewohnheiten, die zur jetzigen Situation geführt haben. Immer mehr Kunden sind auf Online-Banking umgestiegen, das Überweisen vom heimischen Computer aus. Aus diesem Grund kommen immer weniger Menschen an den real existierenden Bankschalter. Vorstandschef Butzke präsentiert Zahlen: seit 2003 sei die Zahl der Online-Banking-Nutzer von 26 Prozent auf 50 Prozent im Jahr 2018 gestiegen.

Im Internet gibt es ein Musikvideo, das für das digitale online-Girokonto der Volks- und Raiffeisenbanken wirbt. Es heißt „Let‘s get digital“. Für die älteren Jahrgänge gerne noch mal auf Deutsch: das bedeutet „Lasst uns digital werden“.

Es dürften die älteren Jahrgänge unter den Kunden sein, die unter der Umstrukturierung leiden werden. Das befürchten die Loburger am Montagabend im Rittergut, und das ahnt auch Bankvorstand Butzke. Auch deswegen sei nicht geplant, in der künftigen SB-Filiale in Loburg einen Überweisungsautomaten aufzustellen. Zu gering die Akzeptanz, zu unwirtschaftlich dessen Betrieb, glaubt man.

„Überweisungsträger können unsere Kunden uns doch auch per Post zukommen lassen“, argumentiert Steffen Schneider, Generalbevollmächtigter bei der Volksbank Dessau. Er hält einen Briefumschlag hoch, der eigens für solche beleghafte Überweisungen dienen soll: das Porto zahle die Bank. Stapelweise haben die Vertreter des Geldinstitutes am Montagabend diese Umschläge dabei.

Bestückt werden soll die künftige Automaten-Filiale in Loburg zum Teil mit Geräten aus anderen Filialen der Volksbank Dessau, die bereits ganz geschlossen worden sind. Dass der so dringend geforderte Einzahlungsautomat für Loburg erst im September kommen kann, liegt auch daran, dass frühestens dann die dazu erforderliche, neue Alarmanlage eingebaut werden kann, sagt Butzke.

Außerdem bietet die Bank ein Kundendialogcenter an: eine Telefonnummer, unter der montags bis donnerstags von 9 bis 18 und freitags von 9 bis 13 Uhr finanzielle Angelegenheiten geklärt werden können.

Für die BCU Loburg, die bei der Ortschaftsratswahl in Loburg eine Mehrheit der Sitze errungen hat, steht Gabriele Schmohl auf: Sie wiederholt die bereits schriftlich eingereichte Bitte der BCU, wenigstens an zwei Tagen in der Woche für wenige Stunden feste Öffnungstage mit Personal anzubieten, unter anderem an Markttagen. Darauf aber will sich Ralf Butzke nicht einlassen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die mit einzelnen Kunden vereinbarten Beratungstermine auf bestimmte Tage zusammengelegt würden, „aber nicht, damit der Kollege dann den ganzen Tag Ein- und Auszahlungen erledigt.“

Die Loburger Filiale werde nach ihrer reduzierten Neuausrichtung vermutlich für die kommenden drei Jahre „so gerade eben“ kostendeckend arbeiten, vermutet Ralf Butzke.

Am Ende des Versammlungsabends wird der Unmut der Bürger immer deutlicher. Den Vorwurf, dass die Volksbank ihre Kunden im ländlichen Raum im Stich lassen will, mag der Vorstandschef nicht gelten lassen. Er verweist auf die Finanzpolitik, die der Bank keine anderen Entscheidungen offen ließe.

„Die Volksbank denkt nicht weit genug“, sagt dagegen der Loburger Andreas Vogler: „In Loburg geht es immer weiter bergauf, junge Familien wollen hier bauen. Es ist ein Fehler, wenn sich die Volksbank jetzt hier zurückzieht.“ Einige dieser Familien würden auf Finanzierungsangebote von Geldinstituten zurückgreifen müssen, wenn sie sich in Loburg und Umgebung eine Zukunft aufbauen wollen, ist Vogler sicher.

Wie heißt doch der Spruch aus der Genossenschaftlichen Finanzgruppe Volksbanken Raiffeisenbanken? „Auf diese Steine können Sie bauen...“