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Schloss Leitzkau Althaus diente als Steinbruch

Landeskonservator Wolf Schubert hat sich dafür stark gemacht, das Leitzkauer Schlossensemble komplett zu erhalten.

Von Manuela Langner 25.12.2017, 07:00

Leitzkau l Trotzdem sehen wir heute eine Anlage aus Renaissanceschloss und romanischer Basilika, „welche zuvor nie existierte“, wie Barbara Pregla in dem Buch „Schloss Leitzkau“, herausgegeben von der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt (heute Kulturstiftung), betonte. Ursache sind die schweren Zerstörungen an Schloss Althaus, dem Torhaus und der Schlosskapelle durch Bombenabwürfe im April 1945.

Vom Torhaus blieben nur die Umfassungsmauern stehen. Schloss Neuhaus hatte zwar keine direkten Treffer abbekommen, aber das Dach war zu großen Teilen zerstört worden. Seine Wiederherstellung galt als vordringlich, da das Schloss vielen Flüchtlingen und Aussiedlern als Quartier zugewiesen war. Sie führten dort ein Leben unter schwierigsten Bedingungen. Letztlich blieb die Überbelegung nicht ohne Konsequenzen für die Bausubstanz.

Schloss Althaus, das mit Zentralheizung, Toilettenspülung und einer Küche mit elektrischem Herd schon sehr modern eingerichtet war, wurde von den Bombenabwürfen am stärksten getroffen. Das Gebäude war „gänzlich unbewohnbar“, fasste Barbara Pegla zusammen. Von der südlichen Gebäudehälfte waren Dachwerk und zweites Obergeschoss vollständig zerstört.

Und damit auch die Büste von Amalie von Einsiedel – ihr widmet der Förderkreis Kultur und Denkmalpflege zweimal im Jahr den Abend bei Amalie, eine nächtliche Schlossführung, bei der Leitzkauer Persönlichkeiten zu treffen sind. Die Büste stand im Korridor des zweiten Stockwerkes.

„Da es zur Hälfte mit bedeutenden Teilen seiner Ausstattung stehen geblieben war“, wollte Landeskonservator Wolf Schubert unbedingt den Abriss von Althaus vermeiden und die Gesamtanlage des Leitzkauer Schlosses erhalten, wie Konrad Breitenborn in einem weiteren Aufsatz des Buches „Schloss Leitzkau“ ausführt. Aber: „Aufgrund der aktuellen Lebenssituation im Deutschland der Nachkriegszeit hatte Schubert bei seinen Bemühungen um die Bewahrung der Bausubstanz von Althaus letztlich keinen Erfolg“. Althaus und Teile der dazugehörigen Gutsanlage dienten vielen Leitzkauern als „Steinbruch“. Das Schloss sei „regelrecht ausgeschlachtet“ worden.

Schubert wies im März 1946 den Leitzkauer Bürgermeister Willi Lindemann an, gegen Beschädigungen „schärfstens einzuschreiten“ und das Betreten von Althaus, Hobeck und Kirche „strengstens zu verbieten“. Die Demontage von Althaus ging dennoch weiter. Das Kreisbauamt des Kreises Jerichow I wollte im Mai tätig werden, scheiterte aber am fehlenden Material: Genügend Bauholz, Nägel oder Dachpappe waren nicht aufzutreiben. Und welchen Sinn würde es machen? Die Erfahrung zeigte: Jede angebrachte Holzverschalung würde sofort wieder entwendet werden. „Der Winter 1946/47 versetzte Schloss Althaus den Todesstoß.“

Noch bis 1949 hielt Wolf Schubert am vollständigen Erhalt von Schloss Althaus fest. Willi Steiger, Landrat des Kreises Jerichow I, hatte bereits den Abbruch der gesamten Schlossanlage gefordert. Vermutlich weil es für die vielen Flüchtlinge im Schloss Neuhaus keinen anderen Wohnraum gab, wurde der Vorschlag nicht weiterverfolgt, schlussfolgerte Konrad Breitenborn.

Dabei stand das Schloss Leitzkau wie Dornburg auf der Liste des Landeskonservators in der höchsten Kategorie der Bauten mit nationaler Bedeutung. Zum einen wegen seines reinen Renaissancestils, zum anderen wegen seiner beherrschenden Lage auf der Höhe, welche nicht nur für Leitzkau, sondern für den gesamten Kreis prägend sei.

Im Februar 1952 fiel der endgültige Beschluss, Althaus abzureißen. Bis das Schloss dem Erdboden gleich war, dauerte es bis 1955. Steine wurden als Baumaterial wiederverwendet und mit dem Schutt der Teich hinter dem Schloss aufgefüllt und der Hof an das Niveau von Neuhaus angeglichen. Heute befindet sich zwischen Schloss Hobeck und der Basilika eine etwas erhöhte Freifläche. „Die Schlossanlage zerfällt hier in Einzelteile und manifestiert die selektive Erfahrbarkeit der beiden Zeitebenen Romanik und Renaissance“, reflektierte Barbara Pegla. Die Frage der Wiederbebauung der Fläche von Schloss Althaus sei bis heute nicht entschieden.

 

Der Förderkreis Kultur und Denkmalpflege Leitzkau bietet am 2. Weihnachtsfeiertag um 14 Uhr eine Führung über die Schlossanlage an, dann können sich Besucher alles aus nächster Nähe ansehen. Die regulären Führungen beginnen wieder im Frühling. Für weitere Informationen: 039241/41 68 oder fk-leitzkau@gmx.de.