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Schneemassen  Winterdienst am Limit

21 Bauhof-Mitarbeiter in Burg sind täglich auf Winterdienst-Tour. Auch auf der Autobahn herrscht Hochbetrieb.

Von Mario Kraus 10.02.2021, 00:01

Burg/Genthin l Beim städtischen Bauhof dreht sich derzeit alles um den Winterdienst. „Wir sind seit Tagen im Dauereinsatz“, sagt Leiter René Sim-stedt. Allein gestern waren 21 Mitarbeiter in der Burger Kernstadt und den sechs Ortschaften mit 14 Fahrzeugen damit beschäftigt, Straßen und Plätze zu räumen beziehungsweise abzustumpfen. Dass die eine oder andere kommunale Fläche noch warten müsse, wie beispielsweise in Burg-Süd, sei auch der Tatsache geschuldet, dass die wichtigsten Zufahren „erst einmal Vorrang haben“ und diese wegen des Dauerschneefalls immer und immer wieder geräumt werden müssten. „Jetzt kümmern wir uns nach und nach beispielsweise auch um Parkflächen“, so Simstedt. Er bittet um Verständnis, dass die Beschäftigten nicht überall zeitgleich sein können. „Wir tun, was wir können.“ Zudem haben die vergangenen Tage auch dafür gesorgt, dass die Salz-Vorräte vielerorts knapp werden. „Wir haben noch rund 30 Tonnen Salz und sind damit auf der relativ sicheren Seite, aber derzeit ist auf dem Markt auch kaum noch Salz zu kriegen“, so der Bauhof-Chef. Die Situation ähnele der vor zehn Jahren, als Straßenmeistereien in ganz Deutschland ihre Vorräte auffüllen wollten.

Viele Grundstückseigentümer greifen derzeit mehrmals täglich zum Schneeschieber und Besen. Ratsam wäre es, nicht in jedem Fall die ganze Breite zu reinigen und damit den Schnee auf die Straßen abzuladen. Der würde dann bei Räumfahrten wieder auf den Fußwegen landen, mahnten gestern mehrere Volksstimme-Leser an.

Ähnlich auf Touren sind derzeit alle acht Autobahnmeistereien in Sachsen-Anhalt. Man würde momentan unter Hochdruck arbeiten, versichert Tim Möhring, Pressesprecher der Autobahn GmbH Niederlassung Ost. Es seien rund 200 Mitarbeiter mit Fahrzeugen im Einsatz. „Unsere Erfahrungswerte im Umgang mit dem Winter bewähren sich aktuell wieder. Der Schichtbetrieb sorgt dafür, dass permanent Winterdienst geleistet wird.“ Zudem seien die Lager noch gut gefüllt. Am Montag seien bereits rund 15 000 Tonnen Streugut auf den Autobahnen ausgebracht worden. Das Streugut profitiert von der „Mitarbeit“ der Autofahrer: „Wenn über das ausgebrachte Streugut ein permanenter Verkehr fließt – mit angepasster Geschwindigkeit natürlich –, dann wird die abtauende und abtrocknende Wirkung des Streugutes verstärkt. So können alle mit Vernunft und Respekt etwas zum Winterdienst beitragen und uns unterstützen.“

Möhring ist sich bewusst, dass derzeit für Autofahrer eine Extremsituation herrsche, die Zeit und Nerven koste und auch gefährlich sei. Dennoch appelliert er an die Autofahrer, sich nicht allein auf den Winterdienst zu verlassen: „Bei allen Abläufen und Prozessen sind wir auf das Zusammenspiel mit allen Verkehrsteilnehmern angewiesen. Zum einen gilt es, unnötige Staus, die durch zu hohes Tempo oder eine schlechte Bereifung entstehen, zu vermeiden. Zum anderen dürfen die Kolonnen und Staffeln der Betriebsdienste auf keinen Fall überholt werden beziehungsweise sich dazwischen durchgedrängelt werden, das kann lebensgefährlich sein.“ Wer nicht unbedingt fahren muss, sollte laut Möhring das Auto nicht nutzen und lieber zuhause bleiben. „Für alle anderen machen wir rund um die Uhr unseren Job.“

Anders in Genthin. Was es heißt, wenn der Winterdienst auf das gesetzlich festgelegte Mindestmaß zurückgefahren wird, wie es der dortige Stadtrat im November 2019 beschlossen hatte, erleben jetzt viele Einwohner – und sind stinksauer. Die Volksstimme erreichen zahlreiche Beschwerden. Viele wichtige Straßen - und nicht nur die - bleiben in der Kanalstadt seit Tagen unberäumt. 70.000 Euro sollten auf diese Weise eingespart werden. Jetzt hat die Stadt reagiert und die kommunalen Hausmeister verstärkt eingebunden. Zudem sprang auch die Agrargenossenschaft Paplitz im Bereich des Fieners ein. Insgesamt gesehen aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.