1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Ein Tag für meine Zukunft

Schüler Ein Tag für meine Zukunft

Gegen Rollenbilder und Klischees: Volksstimme hat Schüler am Zukunftstag in Burg begleitet.

Von Falk Heidel 28.04.2017, 07:00

Burg/Genthin/Gommern l Mädchen testen ihre Talente in Technik, Handwerk und Naturwissenschaften – Jungen erfahren, ob soziale oder pflegerische Berufe zu ihnen passen könnten. Schüler der Klassen 5 bis 10 durften am Donnerstag Erfahrungen fürs Leben einsammeln.

Zwei Soldaten mit Stahlhelmen im Stellungsgraben auf Beobachtungsposten, rundum Sandsäcke und Ferngläser am Waldrand – Alltag für Rekruten in der Grundausbildung, aber ungewohnt für Paulin Behnke und Lilly Schütte aus der Willy-Brandt-Gesamtschule in Magdeburg. Eigentlich tendieren die beiden Mädchen beruflich eher in Richtung Polizei: „Aber es ist total spannend, was innerhalb einer solchen Kaserne passiert“, sagte Paulin Behnke.

„Vermitteln wollen wir den Jugendlichen einen Eindruck vom Alltag der Soldaten sowie von der Vielfalt der Spezialisierungen und Werdegänge im Logistikbataillon 171“, erklärt Kerstin Stösser. Sie ist Korvettenkapitän und in der Kaserne für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Gezählt hat sie 80 Schüler. Für sie haben die Soldaten innerhalb der Clausewitz-Kaserne mehrere Stationen aufgebaut. Stösser: „Es wurden Fahrzeuge und Ausrüstung gezeigt sowie das Leben in der Kaserne demonstriert. Geöffnet hatte die Instandsetzungskompanie die Hallen und Werkstätten zur Besichtigung und zum Ausprobieren. Präsentiert hatten sich auch die Feldjäger (Militärpolizei) und die Sanitäter.

„Die Taschenlampe ist das wichtigste Utensil für einen Kriminalbeamten“, erklärt Nicole Wenk ihren jungen Besuchern im Burger Polizeirevier. Die Polizei-Oberkommissarin erzählte im Keller des Reviers viele spannende Details aus dem Bereich der Spurensicherung von den DNA-Stäbchen bis zum ABV-Besteck, das die Dorfpolizisten zu DDR-Zeiten mit sich trugen. Felix Hünerbein aus Gommern fühlte sich richtig wohl: „Ich will zur Kripo, genau wie mein Großvater“, sagte der 13-jährige Gymnasiast. Er und seine Mitschüler probierten sich mit Handschuhen bei der Spurensicherung aus. Mit Magnetpulver lassen sich Fingerabdrücke sichtbar machen. Eine Etage höher zeigten Steffen Zarschler und Karl-Heinz Fröhlich, mit welchen Waffen die Kriminellen heutzutage ausgerüstet sind. Ausgebreitet hatten sie auf einem Tisch jede Menge Utensilien von der Maschinengewehr-Attrappe bis zum Klappmesser. Warum die Taschenlampe so wichtig ist, erklärte Nicole Wenk mit einem Augenzwinkern: „Erst kannst du den Täter anleuchten, dann erschlagen und zum Schluss damit die Spuren besser erkennen.“ Laut Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch gingen 18 Schüler aus dem gesamten Landkreis zwischen Brettin und Gommern im Revier auf Stationsbetrieb. Betreut wurden sie unter anderem von zehn Schutzmännern, die ansonsten als Regionalbereichsbeamte in den Gemeinden des Jerichower Landes ihren Dienst versehen.

David Ladwig aus Burg ist per Fingerklammer an ein medizinisches Gerät angeschlossen. Auf dem kleinen Monitor steht: 97 Prozent. „Das ist die Sauerstoff-Sättigung deines Blutes“, erklärt Krankenpflege-Ausbilderin Sylvia Budwilowitz: „Das ist ein sehr guter Wert.“ Sorge macht ihr allerdings eine andere Zahl auf dem Monitor: „Dein Puls ist ganz schön hoch, bist du aufgeregt?“, fragt sie den Schüler. Ja, ist er. Aber das legt sich nach kurzer Zeit.

Sylvia Budwilowitz zeigt ihren jungen Besuchern die Mutter-Kind-Station an der Helios-Klinik in Burg. Gesehen haben Daniel Ladwig und seine Mitschüler den Bereich, wo die frisch geborenen Babys betreut werden, aber auch Küche, Spielzimmer oder Schwesternraum. Warum sind die meisten Betten mit Gittern versehen? Klar, damit die kleinen Kinder nicht herausfallen.

30 Schüler verbrachten ihren Zukunftstag im Burger Krankenhaus. „Kennengelernt haben sie verschiedene Stationen: Notaufnahme, Labor, Physio/Ergo, Mutter-Kind-Zentrum und die Radiologie“, erklärte Klinik-Sprecherin Katja Boese.

Lena Helene Franke vom Burger Roland-Gymnasium lernt in der Werkstatt für Anlagenmechaniker, wie Rohrverbindungen hergestellt werden. Sie gehört zu den 14 Mädchen, die ihren Zukunftstag im Berufsbildungszentrum der Magdeburger Handwerkskammer verbrachten. Erleben durften sie verschiedene Anforderungen aus den Berufe Tischler, Metallbauer, Elektrotechniker, Maler und Lackierer sowie Sanitär-Anlagenmechaniker.

„Nach einer Einführungsrunde ging es in die Lehrwerkstätten, wo die Mädchen unter Anleitung von Lehrausbildern und Auszubildenden ihr handwerkliches Geschick ausprobierten“, erklärte Kammer-Sprecherin Anja Gildemeister. In der Metallbauwerkstatt fertigten die Mädchen Türschilder an, bei den Tischlern bauten sie Buchstützen, in der Maler- und Lackiererwerkstatt gestalteten sie Wandbilder. Bei den Anlagenmechanikern standen Rohrverbindungen auf dem Stundenplan, in der Elektrowerkstatt übten sie das Löten.

„Mit dem Angebot am Zukunftstag wollen wir die Schülerinnen davon überzeugen, dass Handwerk nicht nur Männersache ist, sondern dass dieser vielfältige Wirtschaftszweig auch Frauen sehr gute Karrierechancen bietet. Der Idealfall wäre natürlich, wenn sich die eine oder andere nach diesem Tag für eine Ausbildung im Handwerk entscheidet“, sagte Viola Keuters. Sie ist Leiterin des Bildungszentrums der Handwerkskammer.

Jessica Koch, Tessa Lehmann und Madline Techtow aus der Clausewitz-Schule in Burg waren im Rahmen ihres Zukunftstages beim Landkreis unter anderem im Feuerwehrtechnischen Zentrum. „Zehn Schüler haben die Aufgaben von verschiedenen Ämtern kennengelernt: Zulassungsstelle, Leitstelle, Berufsschule, Mubi, Archiv, Denkmalschutz“, sagte Landkreis-Sprecherin Claudia Hopf-Koßmann.