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Schule und Corona Abstand auf dem Stundenplan

Der Schulbetrieb wird doch erst im Mai anlaufen. Die Volksstimme sammelte erste Reaktionen auf den veränderten Zeitplan.

Von Thomas Pusch 17.04.2020, 06:00

Burg/Genthin l Nun soll der Schulbetrieb in Deutschland erst wieder im Mai anlaufen. Während im Magdeburger Bildungsministerium die Einzelheiten für Sachsen-Anhalt ausgearbeitet wurden, sammelte die Volksstimme am Donnerstag bei Schulleitern erste Reaktionen auf den veränderten Zeitplan.

„Sicherlich hätten wir uns gewünscht, die Schüler früher wiederzusehen, aber jetzt vertrauen wir auch darauf, dass die richtige Entscheidung getroffen worden ist“, sagte Marco Dominé am Donnerstag im Gespräch mit der Volksstimme. Der Leiter der Berufsbildenden Schule „Conrad Tack“ ist zwar zufrieden, wie es mit der digitalen Umsetzung des Unterrichts läuft, nur in Ausnahmefällen müssten die Aufgaben auf Papier per Post zugestellt werden, aber: „„Man hätte sie dann auch gerne wieder da“.

Über Abstandsregeln und Hygieneplan für die Toiletten hat er sich auch schon erste Gedanken gemacht, sieht das Problem an den Grundschulen allerdings drängender. An der Berufsschule habe man es fast mit Erwachsenen zu tun. Sicherlich würden sie noch einmal darüber belehrt, welche Regeln einzuhalten seien, aber dann müsse man ihnen auch zutrauen, dass das so umgesetzt wird.

Ute Kliem leitet die Diesterweg-Grundschule in Genthin und hatte gerade eine Videokonferenz mit ihren Kollegen beendet, als die Volksstimme sie anrief. „Wir haben beschlossen, dass wir uns am Montag treffen werden“, sagte sie. Da gebe es einiges zu besprechen, so müsse neuer Lehrstoff für die unteren Klassen ausgesucht werden. „Bislang haben wir auf Wiederholungen gesetzt, aber die neigen sich dem Ende zu, und bei den Kleineren ist der Zeitraum ja noch überhaupt nicht absehbar“, erklärte sie. So hofft sie erstmal darauf, dass die Viertklässler am 4. Mai wieder starten können. Die würden in drei Gruppen aufgeteilt, um die Abstandsregel einhalten zu können.

Hygiene spielt natürlich auch an der Grundschule eine große Rolle. „Im Eingangsbereich haben wir Desinfektionsmittel, die Kinder wissen, dass sie sich öfter als sonst die Hände waschen müssen und auf die Toilette werden höchstens zwei Schüler gleichzeitig gehen“, zählte die Schulleiterin Gedanken zu dem Thema auf.

So richtig vorstellen konnte sich Frank Höpfner, Leiter der Sekundarschule „Carl von Clausewitz“ in Burg noch nicht, wie die mehr als 300 Schüler auf dem Schulhof ausreichend Abstand halten sollen. „Aber da wird es dann sicherlich Vorgaben vom Bildungsministerium geben“, meinte er. Dies werde sicherlich eines der Themen bei einer Konferenz in der kommenden Woche sein, die in der geräumigen Aula der Schule stattfinden wird.

Mit dem Wiederanlaufen des Schulbetriebes im Mai kommt er sehr gut zurecht. Höpfner hätte sich allerdings einen milderen Einstieg in die Auszeit gewünscht. „Die Unterrichtsbefreiung kam etwas plötzlich, zwei Tage Vorlauf wären besser gewesen, dann hätten wir noch einiges mit den Schülern besprechen können“, erklärte er.

Von einem guten Gefühl mit dem neuen Zeitplan sprach Thomas Dreher, Leider des Burger Roland-Gymnasiums, an dem schon gestern Zwölft-klässler Nachholklausuren schrieben. „Gut ist eben, dass mit dem Abijahrgang begonnen wird“, meinte er. Die große Frage sei aber, wie der Unterricht mit genügend Abstand organisiert werden soll, wenn alle Klassen wieder unterrichtet werden. „Da haben wir noch kein Allheilrezept“, räumte er ein und setzte auf die zu erwartenden Richtlinien aus dem Bildungsministerium.

Ebenso erhofft er von dort Hinweise, wie die Pausen geregelt werden sollen, um eineinhalb Meter Abstand gewährleisten zu können. Das werde nicht ganz so einfach, mit einer Früh- und einer Spätschicht auf dem Pausenhof werde es wohl nicht getan sein. „Wir stehen da vor einer großen Herausforderung“, stellte er fest.

Lehrer, die aus verschiedenen Gründen in der Corona-Krise Menschanansammlungen wie ein volles Schulgebäude lieber meiden würden, gibt es an allen der befragten Schulen, beispielsweise weil sie wegen ihres Alters oder einer Vorerkrankung zu einer Risikogruppe gehören, oder weil sie kleine Kinder Zu Hause haben. Wo dies bislang möglich gewesen war, sei auch darauf Rücksicht genommen worden. Bei vollem Schulbetrieb durfte dies allerdings schwierig werden. Wohl am besten fasste Ute Kliem aus Genthin die Gefühlswelt zusammen: „Ein mulmiges Gefühl haben wir alle, aber wir sind für die Schüler da“.