Soziales Burg-Süd im Wandel

Silke Kirchhof vom Soziokulturellen Zentrum in Burg äußert sich zur sozialen Situation in der Stadt Burg.

09.10.2019, 23:01

Burg l Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist für Silke Kirchhof ein Schwerpunkt, wenn man die soziale Situation in Burg betrachtet. Kein Wunder, ist sie doch Leiterin des Soziokulturellen Zentrums in der Kreisstadt. Doch die Arbeit für und mit dem Nachwuchs ist nicht das Einzige, was die umgangssprachlich „Sokuz“ genannte Einrichtung zu bieten hat.

Frauen- und Mädchenkommunikationszentrum „Tea-Treff“, Mehrgenerationenhaus, Streetwork, Kinderhort mit spezieller Ausrichtung und die Netzwerkstelle „Ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe“ mit ihren Integrationsprojekten gehören auch dazu. „Das Angebot reicht von der Krabbelgruppe bis zur Strickrunde für Senioren“, fasste sie zusammen.

So kommt auch Silke Kirchhof mit einem breiten Spektrum von Burgern zusammen und ist zu zwei Erkenntnissen gekommen: „Es gibt für alle Generationen eine Vielzahl von Angeboten in der Stadt“ und „Auch in Burg gibt es abgehängte Menschen“. Träger des „Sokuz“ ist das Jugendwerk Rolandmühle. Die gemeinnützige Gesellschaft entwickelt seit fast 30 Jahren Angebote speziell für gefährdete oder benachteiligte Kinder und Jugendliche. Bereits seit zehn Jahren setzt ein Projekt an dem Punkt an, wo noch verhindert werden kann, dass junge Leute den Halt verlieren.

Passenderweise heißt es Stabil, wird finanziert aus europäischen Fördermitteln, Geld von Land und Jobcenter und entwickelt Orientierungs-, Vorbereitungs- und Qualifizierungsangebote für Jugendliche und junge Erwachsene, um ihre berufliche und soziale Integration zu ermöglichen. Das geschieht an zwei Standorten, zum einen in Burg und auf dem Öko-Hof in Kleinwulkow.

Ein positives Beispiel für Freizeitangebote sieht Silke Kirchhof in der Skateranlage im Goethepark. Dort sei auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingegangen worden und als positiven Nebeneffekt habe der junge Lucien Schröder als Vorsitzender des Vereins Skate&Roll, der mittlerweile eine Menge bekannter Turniere veranstaltet, einige Erfahrungen sammeln können.

Aber natürlich ist der soziale Bereich trotz der vielen Angebote nicht ausdiskutiert. So müsse durch den Abbau von Bürokratie mehr Bürgernähe geschaffen werden. Symptomatisch dafür sieht sie das nur gering abgerufene Förderprogramm „Bildung und Teilhabe“. Teilweise liege das an zu wenig Information, vor allem aber an der Kompliziertheit der Antragsformulare, ganz und gar nicht am mangelnden Bedarf. „Der ist im Gegenteil sehr groß“, sagte sie.

Wenn von sozialen Problemen in der Stadt die Rede ist, wird schnell der Stadtteil Burg-Süd genannt. Das will Silke Kirchhof so nicht gelten lassen, nicht nur, weil sie selbst einmal in Süd gewohnt hat. „Das ist kein sozialer Brennpunkt mehr“, ist sie überzeugt. Der Abriss einiger Gebäude habe schon für eine ganz andere Atmosphäre gesorgt. Jüngst wurden bei einem Rundgang mit Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) auch zahlreiche Millioneninvestitionen in Aussicht gestellt, die aus dem einst vielgeschmähten Stadtteil ein attraktives und lebenswertes Wohnumfeld machen soll. So wird die Grundschule für rund 1,5 Millionen Euro saniert.

Nach der Bürgerwerkstatt Ende August war das Planungsbüro von Stephan Westermann damit beschäftigt, ein Abwägungsprotokoll zu erstellen. Aus dem Papier, das zunächst an die Verwaltung, danach in die Ausschüsse und schließlich in den Stadtrat geht, soll bis zum Frühjahr ein Leitbild herauskristallisiert werden. Im Sommer 2020 soll dann das fertige Stadtentwicklungskonzept vorliegen und dem Stadtrat präsentiert werden.