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Spitze-Wahl 2017Ein Prinz und sein Turm

Am Wasserturm tut sich was: Eine Initiative räumt das Gelände auf und schmiedet Nutzungspläne. Allen voran der Burger Marco Herbort.

Von Katrin Wurm 09.02.2017, 07:06

Burg l Es ist ein bisschen wie im Märchen: Ein Turm schlummert vor sich hin. Wucherndes Geäst umschlingt ihn. Es scheint, dass nur ein Prinz ihn befreien, ja sogar wachküssen kann. Ist Marco Herbort dieser Prinz? Adeliges Blut steckt zwar nicht in den Adern des Burgers, dafür ist er maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich der Burger Wasserturm nicht mehr im Dornröschenschlaf befindet, sondern regelrecht aufblüht. Er und andere Burger haben sich das Ziel gesetzt, den Wasserturm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Engagement für das Baudenkmal wurde im Internet geschlossen, nämlich in der Facebook-Gruppe Burger Ansichten. Die Freiwilligen um Marco Herbort treffen sich seitdem mindestens einmal in der Woche, um den Turm und das große Außengelände wieder auf Vordermann zu bringen. „So ein Baudenkmal darf einfach nicht verfallen. Wir wollen uns darum kümmern und der Stadt damit auch etwas zurück geben“, sagt Herbort entschlossen.

Lange hatte sich der Burger Heimatverein um den Erhalt des Wasserturms gekümmert. Doch irgendwann sei die Belastungsgrenze für die Mitglieder erreicht gewesen. Die Ehrenamtlichen zogen einen Schlussstrich und kündigten den Nutzungsvertrag mit dem Wasserverband für das Baudenkmal, um sich fokussierter auf die Gerberei, Bismarckturm, Kuhturm, Hexenturm und Berliner Torturm konzentrieren zu können. „Wir haben diese Entwicklung verfolgt und diskutiert. Uns war schnell klar, dass wir da eingreifen wollen“, erklärt Marco Herbort zu den ersten Überlegungen. Seitdem sind viele Wochen vergangen, in denen sich Herbort und andere Freiwillige aufopfernd um das Gelände und den Turm gekümmert haben. „Ich mache das hier sehr gerne und fühle mich dann richtig jung“, erklärt er seine Motivation für das Geleistete.

Erste Hürden konnten die Freiwilligen bereits überwinden: So haben die Interessengruppe und der Wasserverband einen Nutzungsvertrag unterschrieben. Damit ist es offiziell – Herbort und die Wasserturm-Ehrenamtler dürfen den Turm und das Gelände nutzen, pflegen und zugänglich machen. Erste Veranstaltungen sind bereits in Planung. Unter anderem können Interessierte den Turm und das Außengelände am 22. März – dem Weltwassertag – besichtigen. Im Sommer sollen Konzerte und andere Veranstaltungen folgen. „Wir stecken in den Planungen und sind schon ganz aufgeregt“, freut sich Marco Herbort.

Jetzt, viele Wochen nach den ersten Arbeiten am Turm, steht Marco Herbort am geöffneten Fenster des Baudenkmals, ganz weit oben, nur wenige Meter unterm Tank und blickt aus dem Fenster: „Ist das nicht eine herrliche Aussicht? Ich bin froh, dass wir so weit gekommen sind und diese Aussicht bald für jeden zugänglich machen können“, sagt er.

Natürlich besteht das Leben des 47-jährigen Burgers nicht nur aus Arbeitseinsätzen am Wasserturm. Beruflich ist er Erzieher in einer Außenwohngruppe für Kinder und Jugendliche in Magdeburg. Zuvor war er bei der DRK-Suchtkrankenhilfe in Möckern beschäftigt. In Möckern kam er auch erstmals mit der Kommunalpolitik in Berührung. „Ich habe einige Jahr dort gelebt und mir unter anderem Stadtratssitzungen angesehen. Das Interesse für Kommunalpoltik ist dann immer weiter gewachsen.“ Mit dem Umzug nach Burg im Jahr 2012 verlagerte sich sein kommunalpolitisches Interesse dann in die Ihlestadt. Seit 2014 ist er Mitglied im Stadtrat für die Partei Die Linke. „Es ist für mich eine ganz neue Erfahrung, aber ich bin sehr froh, diesen Schritt gewagt zu haben.“

Auch andere Hobbys kommen nicht zu kurz. Er ist als Trainer und Spieler im Tischtennis unterwegs und beschäftigt sich mit der Burger Historie. „Zudem bin ich Admin der Facebook-Gruppe ‚Burger Ansichten‘“, zählt er weiter auf. Als Admin ist man unter anderem moderierend tätig, nimmt neue Mitglieder auf oder weist auch mal auf die „Spielregeln“ hin. Und dass soziales Engagement auch im Internet wachsen kann, haben Herbort und viele andere engagierte Wasserturm-Freunde bewiesen.

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