1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Eisenbahner auf großem und kleinem Gleis

Spitze-Wahl 2017Eisenbahner auf großem und kleinem Gleis

Ingo Dorbrietz aus Burg ist langjähriges Mitglied des Vereins Kleinbahn des Kreises Jerichow I und ein Nominierter bei der Wahl "Du bist spitze".

Von Bettina Schütze 31.01.2017, 06:00

Burg/Magdeburgerforth l Eigentlich ist es einem Zufall zu verdanken, dass der 56-jährige Burger und Eisenbahner heute Vereinsmitglied ist. „Ein Kollege hatte mich auf dem Bahnhof angesprochen, ob ich nicht Interesse hätte. Da dachte ich mir, schauste mal vorbei“, erzählt Ingo Dorbrietz. Das Interesse an der Vereinsarbeit war geweckt. Anlässlich des Sachsen-Anhalt-Tages in Burg im Jahr 2003 wurde er dann Vereinsmitglied.

Der heutige Burger lebte bis 1968 in Ziesar. Durch die Kleinbahn und den Vater ist er dann nach Burg gezogen. Bei der Bahn in Magdeburg begann er als Elektriker. „Es juckt heute in den Fingern, wenn die Fahrstrecke immer größer wird“, sagt Ingo Dorbrietz heute. In den Anfangsjahren des Traditionsvereins sah das noch anders aus: „Man hatte damals eigentlich keine Ahnung, was da alles dran hängt. Zum Anfang wurde vieles unterschätzt, denn bei der Kleinbahn gelten dieselben Gesetze wie bei der großen Bahn.“

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden Kilian Kindelberger steht Ingo Dorbrietz seit 2006 als dessen Stellvertreter an der Spitze des Traditionsvereins. „Bei der Gründung des Vereins ging es nur um den Museumsbahnhof in Magdeburgerforth und um das Sammeln von Material“, blickt Kilian Kindelberger zurück. Die Museumsbahn konnte damals nur betrachtet werden, zu mehr reichte es nicht. Aber die Mühen und Anstrengungen in den letzten Jahren haben sich bezahlt gemacht, sind sich Ingo Dorbrietz und Kilian Kindelberger einig. „ Die Leute kommen auch von sehr weit her zu uns nach Magdeburgerforth.“

Das Miteinander von Ingo Dorbrietz und Kilian Kindelberger muss gut geplant sein, wohnt der Vorsitzende doch in Potsdam. „Wir verständigen uns über verschiedene Kanäle. Dazu kommen regelmäßige Treffen auf dem Bahnhofsgelände in Magdeburgerforth“, sagt Ingo Dorbrietz. Sein Schichtdienst als Eisenbahner muss ebenfalls eingeplant werden. „Ich habe alle Veranstaltungen des Vereins an meinem Dienstplan ausgerichtet. So kann ich nichts verpassen.“ Wichtig sei, dass immer Betriebspersonal auf dem Museumsbahnhof anwesend ist. Kilian Kindelberger, der sich beruflich der Erwachsenenbildung im interkulturellen Bereich widmet, ergänzt: „Wir legen unsere Termine langfristig fest.“

Fanden die Stammtische anfangs in Grabow statt, so ist der Traditionsverein inzwischen in Magdeburgerforth Zuhause. Das „Bahnhofs-Café“ bereichert das Angebot des Museumsbahnhofes. Von den damals ausgegebenen Zielen sind einige bereits erfüllt. So startete der planmäßige Museumsbahnbetrieb anlässlich des Fläming-Frühlingsfestes 2011. Seitdem fungiert Ingo Dorbrietz auch als örtlicher Betriebsleiter. Aber es gibt noch viel zu tun. So stehen noch einige alte historische, noch nicht aufgearbeitete, Wagen auf dem Bahnhofsgelände: vier alte Personenwagen, zwei Packwagen, zwei Güterwagen, ein Feuerlöschwagen und zwei offene Güterwagen. Genutzt werden können zwei Personenwagen mit 36 beziehungsweise 20 Plätzen.

„Das alles kostet viel Geld. Da ist schon ein gewisser Enthusiasmus gefragt“, wissen Ingo Dorbrietz und Kilian Kindelberger. „Historische Wagen darf man nicht nachbauen, nur rekonstruieren.“ Wichtig sei, dass man die Wagenkästen schon hat: „Nach dem Ende der Kleinbahn wurden alle Wagenkästen mit Dach verkauft.“ Einige von ihnen stehen noch heute in heimischen Gärten herum. „Wer so etwas noch rumstehen hat und abgeben möchte, sollte sich bei uns melden. In Genthin beispielsweise müssten noch einige stehen“, sagt Ingo Dorbrietz.

Interessenten, die sich gerne in den Traditionsverein einbringen möchten, sind jederzeit willkommen. „Zum Beispiel kann man bei unseren Arbeitseinsätzen mitmachen“, so Ingo Dorbrietz. Die Mitgliederzahl des Vereins ist in den letzten Jahren bei rund 50 stabil geblieben. Die im Verein verankerten Lokführer arbeiten in ganz Sachsen-Anhalt. Das Familienleben ist da manchmal ein Spagat. Das weiß auch Familienvater Ingo Dorbrietz.

Wer sich für die Eisenbahn interessiert, kann über den Traditionsverein auch eine Ausbildung zum Lokführer machen und damit auch auf anderen Museumsbahnen fahren. „Der Schein gilt analog einer Fahrerlaubnis überall“, weiß Dorbrietz.

Die Zusammenarbeit mit der Bahnbau-Gruppe aus Königsborn kam über einen Bekannten zustande. „Die Unterstützung ist echt toll“, sind sich Vorsitzender und Stellvertreter einig. Aber auch andere Firmen unterstützen den Verein. Der Traditionsverein versucht, sich in der Region auf Veranstaltungen zu präsentieren. Gut angenommen wird auch die eigene Internetseite.

Als nahes Zieles sehen Ingo Dorbrietz und Kilian Kindelberger den fast endgültigen Ausbau der Gleise auf dem Bahnhofsgelände mit der Komplettierung der Fahrzeughalle an. Mittleres Ziel ist der Ausbau der Strecke bis zur Haltestelle Magdeburgerforth-Mitte (Kampf) mit Verladerampe und einem kleinen Haltestellenhäuschen. Wenn alles gut geht, könnte im Jahr 2021 die Eröffnung stattfinden. Wichtig ist bei allem, so Ingo Dorbrietz, dass „immer der Spaß dabei ist. Nur mit der Kraft der Vereinsmitglieder können wir unsere Ziele erreichen“.

Hier geht es zur Abstimmung.