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Sprechstunde Bürger fragen Reiner Haseloff

Rente, Flüchtlinge, Zwangsadoption - die Bürger im Jerichower Land haben viele Fragen an Ministerpräsident Haseloff.

01.10.2015, 09:00

Burg l Sichtlich nervös steht Petra Hamann-Tauscher vor der Tür zum katholischen Gemeindezentrum. „Mir ist das ein Anliegen, dass mein Thema mal besprochen wird“, sagt sie. Die Rentnerin aus Gommern beschäftigt sich mit Zwangsadoptionen in der DDR. Sie hat als Krippenerzieherin gearbeitet und viele Schicksale miterleben müssen. „Ich will das gern mal sagen dürfen“, erklärt sie ihren Besuch bei der Sprechstunde. Die Aufarbeitung der Zwangsadoption im Jerichower Land ist ihr dabei ein großes Anliegen.

Sie darf als erstes zu Reiner Haseloff, der sich im großen Raum des Gemeindezentrums eine Art provisorischen Schreibtisch aufgebaut hat.

Währenddessen sitzt Alexandra Rießler aus Burg schon im Warteraum. „Die momentane Situation in Deutschland beschäftigt mich“, sagt die Geschäftsführerin der AQB Magdeburg, einer Qualifizierungsgesellschaft für Langzeitarbeitslose. „Meine Mitarbeiter haben Angst, dass ihnen wegen der Flüchtlinge das Geld für die Maßnahmen gestrichen wird“, erklärt sie. Die Stimmung sei schlecht. Zur von der AQB betreuten Magdeburger Tafel würden täglich mehr Menschen kommen, aber die Waren blieben die gleichen. „Es war einfach eine Idee, herzukommen“, sagt Alexandra Rießler. Ihr Ziel: Aufmerksam machen auf die Möglichkeit gemischter Projekte, um der Ghettobildung entgegenzuwirken.

Ein Vorschlag, der bei Reiner Haseloff auf offene Ohren stößt. Er sagt im Gespräch mit der Burgerin: „Die Arbeitsförderungsmaßnahmen sind von der aktuellen Entwicklung nicht betroffen und laufen regulär weiter.“ Alexandra Rießler freut sich, diese Aussage an ihre Mitarbeiter weiterzugeben.

Haseloff betont, dass die Kommunen nicht mit Einbußen zu rechnen hätten. „Das zivile Leben muss durchlaufen, aber wir dürfen nicht verschweigen, dass wir in unruhigen Zeiten leben“, so der Ministerpräsident. Bislang sei die Solidarität mit den Flüchtlingen hoch, aber man dürfe die Hilfsbereitschaft nicht überstrapazieren. Das kann auch Alexandra Rießler bestätigen, die jeden Tag Sachspenden von 20 bis 30 Personen in Magdeburg entgegennimmt.

„Integration ist anstrengend – für beide Seiten“, sagt der CDU-Politiker weiter. Man tue den Asylbewerbern keinen Gefallen, wenn man ihnen zu weit entgegenkommen würde. Konkret heißt das: Deutsch lernen hat oberste Priorität.

Mit dem Satz: „Geben Sie an Ihre Langzeitarbeitslosen weiter: Euch wird nichts weggenommen!“, verabschiedet der Ministerpräsident Alexandra Rießler. Im Vorraum wartet Uwe Heisinger. Auch sein Anliegen beschäftigt sich mit der Flüchtlingspolitik, die er für nicht zielgerichtet hält. Haseloff erklärt, dass mehr als 50 Prozent der Teilnehmer an der Sprechstunde wegen Fragen zum Themenkomplex Asyl und Flüchtlinge zu ihm kommen. „Jeder bekommt von mir eine Rückmeldung oder ich nenne Argumente“, sagt er. In die Gespräche geht Haseloff dabei bewusst offen.

Für seine erste Besucherin Petra Hamann-Tauscher empfindet Reiner Haseloff Mitgefühl. „Das ist eine existenzielle Betroffenheit, die Frau leidet unter der Nicht-Aufbereitung der Zwangsadoptionen“, sagt er.

Mit einer Informationsveranstaltung im Jerichower Land und einem Treffen mit der Stasi-Beauftragten des Landes will Reiner Haseloff nicht nur für die Frau persönlich, sondern auch für andere betroffene Menschen Aufklärung schaffen.